Ich liebe diese Verrückten!
Wie cool war das denn bitte gerade? Hab Angela Lehners „Vater Unser“ in einem Rutsch durchgelesen und bin ziemlich angetan von diesem Debüt, was mich kaum mehr wundert, denn anscheinend bin ich a. innerlich ...
Wie cool war das denn bitte gerade? Hab Angela Lehners „Vater Unser“ in einem Rutsch durchgelesen und bin ziemlich angetan von diesem Debüt, was mich kaum mehr wundert, denn anscheinend bin ich a. innerlich selbst Österreicherin oder b. war ich früher selbst Österreicherin oder c. mag ich einfach die österreichische Literatur unheimlich gerne.
Familienzusammenführung (und Aufarbeitung) in der Klappse - klingt etwas surreal und crazy, ist es auch, dabei aber auch sehr herzerwärmend, berührend, traurig und humorvoll. Eva Gruber wird ins Spital eingeliefert, weil sie behauptet eine Kindergartengruppe erschossen zu haben, was schon ein starkes Stück ist und durchaus neugierig auf die Dame und deren Geschichte macht. Dort trifft sie dann zufällig auf ihren magersüchtigen, wirklich arg bedauernswerten Bruder Bernhard, zu dem sie vor Ewigkeiten den Kontakt abgebrochen hat und spätestens jetzt schwant einem so langsam, dass in der Familie vielleicht nicht alles perfekt lief. Wir begleiten die junge Protagonistin nun zurück in die Vergangenheit, begleiten ein sensibles Mädchen in sein fragiles Elternhaus; dabei bleibt immer etwas unklar was Sein und was Schein und wer hier eigentlich verrückt ist, die Grenzen zwischen Gesund und Krank verschwimmen, chapeau für diesen gelungenen Kniff, liebe Angela Lehner. Seit „Einer flog über das Kuckucksnest“ habe ich keine so liebenswert gezeichneten Verrückten mehr erlebt, eine große Leseempfehlung von mir.