Versuch einer Erklärung …
1989 bei der Wende ist Angela Marquardt gerade 18 Jahre alt und steht kurz vor dem Abitur. Durch einen glücklichen Umstand kommt sie an die Politik, tritt der PDS bei und macht schnell Karriere. Mit 25 ...
1989 bei der Wende ist Angela Marquardt gerade 18 Jahre alt und steht kurz vor dem Abitur. Durch einen glücklichen Umstand kommt sie an die Politik, tritt der PDS bei und macht schnell Karriere. Mit 25 Jahren ist sie bereits stellvertretende Parteivorsitzende und wird Bundestagsabgeordnete. Dann, 2002, wird aufgrund ihrer Stasi-Akte bekannt, dass sie sich bereits im Alter von 15 Jahren dem MfS verpflichtete. Eine öffentliche Hetzjagd beginnt. Sie verlässt die Politik, tritt aus der PDS aus und widmet sich ihrem Studium der Politikwissenschaft an der FU Berlin, das sie 2005 mit Diplom abschließt. Heute ist Angela Marquardt Mitglied der SPD und gehört zum Mitarbeiterstab der Bundestagsabgeordneten und SPD-Vorsitzenden Andrea Nahles.
Das Buch „Vater, Mutter, Stasi“ ist der Versuch einer Erklärung der Geschehnisse und zugleich Befreiung von der Vergangenheit. Marquard schreibt über die schwierigen Familienverhältnisse in ihrer Kindheit und Jugend, über Missbrauch, sowohl sexuell durch ihren Stiefvater, als auch psychisch durch Stasi-Freunde ihrer Eltern, die das Mädchen bereits mit 14 Jahren im Visier hatten und sie mit 15 Jahren eine „Verpflichtungserklärung“ unterschreiben ließen. Sie lässt nichts aus, beschönigt nichts, kann sich aber auch an vieles nicht mehr erinnern. Sie hat verdrängt, was nicht sein konnte und sein durfte – bis sie sich mit diesem Buch entschlossen hat, ihre Erinnerungen zu erzählen und anhand der Stasi-Akten und anderer Dokumente die damaligen Vorkommnisse zu rekonstruieren.
Fazit: Ein recht interessantes Buch, wenn man sich für Politik interessiert und mehr über die Verhältnisse in der ehemaligen DDR erfahren möchte.