Der eiserne Sommer
1914, der erste Weltkrieg steht bevor – die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. In München hat Kommissär Sebastian Reitmeyer einen Mord aufzuklären. Erst wirkt es wie ein Unfall, doch als ein zweiter ...
1914, der erste Weltkrieg steht bevor – die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. In München hat Kommissär Sebastian Reitmeyer einen Mord aufzuklären. Erst wirkt es wie ein Unfall, doch als ein zweiter Toter hinzukommt, entdeckt die Gerichtsmedizin, dass es der zweite Mord ist. Reitmeyer beginnt zu ermitteln, stößt aber bald an Grenzen, als sich die Aufklärung in Richtung Militär und Pornografie bzw. Homosexualität entwickelt. Denn gegen das Militär darf er per Gesetz nicht vorgehen. Auch der Polizeipräsident teilt ihm offiziell mit, dass er dort nicht tief suchen soll. Inoffiziell allerdings gibt er ihm freie Hand und gleichzeitig die Verantwortung. Doch er darf nicht einmal seinen engsten Kollegen etwas sagen – und so gerät er bei allem, was er tut, selbst in Gefahr – entweder für sein Leben oder dass er die Arbeit verliert, die Kollegen verärgert, nichts entdeckt …
„Der eiserne Sommer“ ist das erste Buch von Angelika Felenda und hat mich positiv überrascht. Natürlich erinnert es – auch wenn es reichlich 10 Jahre früher spielt – an die Berlin-Reihe von Volker Kutscher. Doch es ist nicht einfach nur eine Kopie trotz der Ähnlichkeiten. Felenda ist es gut gelungen, die Zeit kurz vor dem 1. Weltkrieg gut zu beschreiben, die National- und Kriegshysterie, die Sonderrolle des Militärs, die Unterschiede bei der Behandlung von Tätern (Adlige, Bürgerliche, einfach Arbeiter), die Behandlung von Homosexuellen und die nicht immer vorhandene oder genutzte Macht der Polizei. Reitmeyer ist ein sympathischer Kommissär, der etwas wagt, ohne ein „Überheld“ zu sein. Gerade im Privatleben hat er so einige „Defizite“, aber er unterstützt seine Untergebenen. Dem Fall selbst fehlt ein bißchen die Spannung, weil man auch durch den Wechsel zwischen dem Tagebuch des Offiziers und den Ermittlungen von Reitmeyer sehr schnell die Richtung erkennt, auch wenn die Details erst ganz zum Ende offen gelegt werden und es nicht ganz so einfach wird, wie es am Anfang aussieht. Alles in allem aber eine sehr gelungene Zeitbeschreibung verpackt in einen historischen Krimi. Den 2. Fall von Reitmeyer würde ich auf jeden Fall wieder lesen.