Cover-Bild Ganz schön fairrückt
10,95
inkl. MwSt
  • Verlag: SCM R. Brockhaus
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Seitenzahl: 144
  • Ersterscheinung: 29.01.2015
  • ISBN: 9783417266412
Anja Schäfer

Ganz schön fairrückt

Wie ich anfing, mich für Gottes gute Welt einzusetzen
Hier finden Sie die Anleitung zu einem fairen Leben! Was bedeutet der christliche Glaube für ein ökologisches Bewusstsein und für fairen Konsum? Ist das alles ganz klar - aber doch nicht so einfach?! Auf unterhaltsame Weise schildert Anja Schäfer, wie sie angefangen hat, nachhaltiger und menschenfreundlicher zu denken und viele kleine erste Schritte zu gehen. Ihre Art setzt nicht unter Druck, sondern macht vielmehr Lust, sich selbst auf die Reise zu machen - hinein in das Abenteuer eines fairrückten Lebens.

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Veröffentlicht am 16.04.2018

Ganz schön fairrückt

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„Ich werde vermutlich weder Vegetarierin noch Veganerin oder Fructarierin und wohl auch nicht mein Auto abschaffen. Denn, das ist mir wichtig, das Thema muss alltagstauglich bleiben. Der Gatte und ich ...

„Ich werde vermutlich weder Vegetarierin noch Veganerin oder Fructarierin und wohl auch nicht mein Auto abschaffen. Denn, das ist mir wichtig, das Thema muss alltagstauglich bleiben. Der Gatte und ich arbeiten jeder mehr als dreißig Stunden in der Woche als Freiberufler mit nicht gerade üppigem Einkommen und wir haben zwei Sprösslinge, mit denen wir Zeit verbringen wollen. Die Gedanken und Veränderungen müssen irgendwie lebbar bleiben. Wir sind keine Idealisten und keine Perfektionisten, aber ich bin hoch motiviert, möglichst viel umzusetzen.“ (Anja Schäfer)

Anja Schäfers Einstellung spiegelt sich in jedem der zehn Buchkapitel wider. In ihren Ausführungen wirkt sie niemals fordernd oder belehrend, sondern weist vielmehr auf Missstände hin und möchte unbefangenen Lesern die Augen öffnen.

Die Autorin schreibt, dass „sie zu viel weiß, um nichts zu tun, sie jedoch gleichzeitig die Fülle an Informationen in der globalisierten Produktion lähmt.“ So erzählt sie Details zu den Themen Kinderarbeit, Legebatterien, Massentierhaltung, dem Weg der Kaffeebohne bis in unsere Frühstückstassen, der Umweltbilanz und dem fairen Handel und vielen mehr, jedoch nicht, ohne zugleich auch Lösungsvorschläge zu präsentieren. Die Anzahl der Denkanstöße und hilfreichen Tipps in diesem Buch ist groß, der motivierende Schreibstil mit den Hinweisen zur praktischen Umsetzung sowie den zahlreichen links dürfte den Einstieg in ein „fairrücktes Leben“ nicht allzu schwierig gestalten. Anja Schäfer gibt dem Thema „Fair Trade“ viel Raum in ihrer Abhandlung, sie ist der Meinung, dass fairer Handel den Menschen ihre Würde lässt, sie nicht abhängig macht oder zu Dankbarkeit verpflichtet, sondern Menschen ein freies Handeln innerhalb ihrer Möglichkeiten erlaubt. Ihre klugen Ansätze dazu haben jedoch leider einen kleinen Haken, den sie auch unumwunden zugibt: die Faktoren „Zeit“, „räumliche Distanz“ und „Geld“ können ein Hindernis dafür sein, vorrangig fair gehandelte Ware zu kaufen. Nicht jeder lebt in einer Großstadt, und besonders in entlegenen und äußerst ländlichen Regionen gibt es oft keine Bio-Supermärkte, Reformhäuser oder Wochenmärkte. In diesem Fall ist bei langen Anfahrtswegen ebenso der Zeitaufwand, wie auch der Spritverbrauch zu berücksichtigen. Bei Familien mit Kindern ist der Kauf von Fair Trade-Kleidung eine sehr kostspielige und oft nicht leistbare Angelegenheit. Es dürfte ebenso schwer sein, als Berufstätiger mit langem Anfahrtsweg zur Arbeit auf die Umweltbilanz Rücksicht zu nehmen. Als alternatives Beförderungsmittel anstelle des Autos kann ab einer bestimmten Distanz nicht mehr auf das Fahrrad als Transportmittel zurückgreifen, ebenso lässt der Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes in ländlichen Gebieten oft zu wünschen übrig.

Anja Schäfer beschreibt in diesem Buch unter anderem auch die aktuellen Trends, vieles selber zu machen – sei es im Bereich der Ernährung, der Bekleidung oder bei Dingen des täglichen Bedarfes. Besonders hervorzuheben ist jedoch ihre Ansicht, dass dem bewussten Konsum viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Weniger zu kaufen bzw. Dinge zu reparieren oder Tauschbörsen zu bedienen bedeutet nicht nur einen verantwortlichen Umgang mit Ressourcen, sondern scheint zudem auch noch „in“ zu sein. „Weniger ist mehr“ ist eine Devise, die mich sehr angesprochen hat. Wenige, dafür qualitativ hochwertige Kleidungsstücke, die viele Jahre getragen werden können, anstatt stets neue, billige Ware aus Diskontläden, die kurzlebig sind und in Ländern produziert werden, in denen die Näherinnen oft unter menschenunwürdigen Verhältnissen arbeiten.

Als kritische Konsumentin, die bereits zwei Jahrzehnte lang bemüht ist, saisonale bzw. mit einem Bio-Gütesiegel ausgezeichnete Lebensmittel zu kaufen, die stets diverse Stofftaschen mit sich führt und Plastik vermeidet, wo immer es irgend möglich ist, musste ich „Ganz schön fairrückt“ einfach lesen. Meine Erwartungshaltung war hoch, meine jahrzehntelang gesammelten Informationen zahlreich. Was ich in diesem Buch vorfand, waren gut durchdachte, fundierte Argumentationen und alltagstaugliche Tipps zur praktischen Umsetzung, aber auch Dinge, die mir völlig neu waren – beispielsweise „Cost per Wear Ratio“.

Ich möchte abschließend noch auf die Einleitungen der zehn Kapitel in Zitatform hinweisen. Anja Schäfer bezieht sich hierbei stets auf das Thema des nachfolgenden Buchkapitels und bringt auch Bibelzitate ein. Besonders aussagekräftig fand ich folgende Aussage von Helen Keller: „Ich bin nur ein einzelner Mensch. Aber ich bin ein einzelner Mensch. Ich schaffe nicht alles, aber immerhin etwas. Und nur, weil ich nicht alles auf einmal tun kann, werde ich es nicht unterlassen, wenigstens das wenige zu tun, das ich kann.“

Warum also nicht gleich jetzt beginnen, und zwar mit dem Augenöffner „Ganz schön fairrückt?“