Neben Phil Rickmans Merrily Watkins Reihe gehört Ann Cleeves „Vera Stanhope“ Serie momentan zu meinen Lieblingen im Bereich „Krimilektüre
Detective Inspector Vera Stanhope hat beschlossen, etwas für ihre Gesundheit zu tun und dreht, immer wenn mal Zeit ist, ihre einsamen Runden in einem Wellnesshotel, um ein paar Pfündchen zu verlieren. ...
Detective Inspector Vera Stanhope hat beschlossen, etwas für ihre Gesundheit zu tun und dreht, immer wenn mal Zeit ist, ihre einsamen Runden in einem Wellnesshotel, um ein paar Pfündchen zu verlieren. Dieses Mal jedoch endet ihr Schwimmbadbesuch dramatisch- sie findet in der Sauna eine leblose Frau. Die Tote ist die Sozialarbeiterin Jenny Lister und sie wurde ermordet. Vera trommelt ihre Kollegen zusammen und stürzt sich mit vollem Einsatz und hohem Adrenalinpegel- denn sie liebt ihren Job über alles, in die Ermittlungen. Auch ihr verheirateter Kollege Joe Ashworth, der mittlerweile einen kleinen Sohn hat, muss ihr bedingungslos folgen, was ihn mit widersprüchlichen Gefühlen zurücklässt. Auf der einen Seite würde er gerne mehr Zeit mit seiner Familie verbringen, auf der anderen Seite weiß er, dass Vera ihn braucht, außerdem ist Joe ein mitleidiger, feinfühliger Mensch, der ebenfalls unbedingt den Mord an die Sozialarbeiterin aufklären möchte.
Verdächtig sind gleich mehrere Menschen aus Jennys Umfeld. Da wären einmal eine ehemalige Kollegin, die vor knapp über einem Jahr einen fatalen Fehler beginn, in dessen Folge ein kleiner Junge sterben musste, der Ex-Freund der damaligen Kindesmörderin, eine recht unsympathische Ehefrau, ein Mitarbeiter im Wellnesshotel und noch einige mehr.
Als Vera erfährt, dass Jenny ein Buch über ihre Fälle und ihre Arbeit im Allgemeinen begonnen hatte zu schreiben, ahnt sie gleich, dass hier eventuell der Grund für Jennys Mord zu suchen ist. Die Verwirrung könnte allerdings nicht größer sein, als noch ein weiterer Mord geschieht und eine andere Verdächtige zusammen mit ihrer Tochter plötzlich verschwindet…
Neben Phil Rickmans Merrily Watkins Reihe gehört Ann Cleeves „Vera Stanhope“ Serie momentan zu meinen Lieblingen im Bereich „Krimilektüre“ und somit ist jeder neue Teil bei mir ein „auto-buy“.
Vera Stanhope ist eine Antiheldin- eine Frau, die auf den ersten Blick nicht unbedingt ein Sympathieträger ist. Dazu kann sie sehr unbequem und fordernd werden, wenn sie in einem Mordfall ermittelt und behandelt ihre Mitarbeiter nicht unbedingt freundlich- dennoch hat sie Charisma und man sollte sich nicht von ihrem behäbigen Äußeren täuschen lassen: Veras Ermittlungsmethoden haben Methode- erst lullt sie ihr Gegenüber ein, spricht jeden von ihnen mit „Herzchen“ an und gibt sich harmlos, um dann aber blitzschnell zuzuschlagen und ihre Verdächtigen mit scharfsinnigen Fragen zu irritieren.
Zwar bietet die Reihe auf den ersten Blick reine Krimilektüre, doch die Autorin legt großen Wert darauf, ihre Akteure (Haupt und Nebenfiguren) auch in psychologischer Hinsicht zu durchleuchten und so bekommt man als Leser einige interessante Einblicke ins Seelenleben der Verdächtigen geboten. Aber auch Vera und ihre Kollegen bekommen von Band zu Band mehr Konturen und man ist hin und her gerissen, ob man Vera bewundern oder ob ihres zynischen Weltbildes bedauern soll.
Dennoch ist „Seelentod“ nebenbei sehr spannend und undurchsichtig konstruiert. Man tappt eigentlich bis fast zum Schluss im Dunkeln, wer den die beiden Morde verübt hat, da die Autorin sehr geschickt immer wieder falsche Fährten für den Leser legt. Man sollte sich nicht von dem etwas langsamen Einstieg irritieren lassen- die Geschichte braucht ihre Zeit sich zu entwickeln, doch dann wird man für seine Ausdauer belohnt! Für mich der bisher beste Teil der Serie!