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Meine Meinung und Inhalt
"Die Bezeichnung Mimikry ist abgeleitet von englisch mimicry (= „Nachahmung“), was wiederum abgeleitet ist von to mimic: „nachahmen, mimen“ + Suffix -ry (entsprechend dt)." ...
Meine Meinung und Inhalt
"Die Bezeichnung Mimikry ist abgeleitet von englisch mimicry (= „Nachahmung“), was wiederum abgeleitet ist von to mimic: „nachahmen, mimen“ + Suffix -ry (entsprechend dt)."
"Drei Stunden nachdem sich der Mann ohne Regung auf den Bahnhofsvorplatz
gestellt hat, trägt er schon sieben verschiedene Bezeichnungen, aber keiner
kennt seinen Namen."" (ZITAT)
Ein junger Mann, der acht Stunden regungslos im Zentrum einer Stadt steht. Verängstigte Passant:innen rufen die Polizei.
Seine Hände hält er in den Hosentaschen vergraben. Wer weiß, vielleicht ist er bewaffnet. Er spricht nicht, reagiert nicht, zeigt keine Gefühlsäußerung, auch nicht, als ein Sonderkommando ihn festnimmt. Psychisch krank sei er wohl, heißt es in einer Nachricht, die an diesem Rekordsommer herausgeht. Wie kann es sein? Keiner scheint ihn zu kennen.
Drei Protagonist:innen erzählen die Geschichte einer Person nach, die entschieden hat, bei einem gesellschaftlichen Platzkampf nicht mitzumachen. Eine Person, die versucht, zu verschwinden, getarnt in der Anonymität der Stadt und selbstzentrierten Personen, die sie umgeben.
" Mit einem Piepen bleibt die Bahn stehen, die Türen schwingen auf. Sobald die Menschen auf diesem Platz stehen, hängen sie an einer Blickrichtung fest, hängen an einem chronischen Hunger, der sie von A nach B schleust. Sie ziehen ihre hektischen Schatten mit sich. Mittendrin: ein Schatten, der gar nichts tut. Spätestens, wenn sie die Straße überqueren, bleibt ihr Blick an dem Mann haften. Sie können gar nicht anders. Die Neugierde verlangsamt die Menschen auf dem Bahnhofsvorplatz, zurrt sie zusammen zu Grüppchen, in
denen sie tuscheln. Sie sind abgekommen von dem Weg zur Arbeit. Es scheint ihnen gemeinsam egal zu sein." (ZITAT)
Ich fand das Buch unglaublich fesselnd, allen voran deswegen, weil mich die Neugierge gepackt hat, was mit dem Mann ist. Wer ist er. Was hat er vor. Damian, Hendrika, Johanna - sie kennen sich nicht und sind noch mit dem Fremden - Arda / Joshua verbunden.
Die Schilderungen aus den unterschiedlichen Perspektiven fand ich sehr gut dargestellt, ebenso mochte ich die Covergestaltung sowie den klar verständlichen Schreibstil der Autorin.
Für mich ist "Mimikry" ein sehr interessanter und außergewöhnlicher Debütroman.
Ann Esswein ist Autorin und Journalistin.Sie veröffentlicht u. a. in Die Zeit,Süddeutsche Zeitung oder taz, in Anthologie-und Literaturmagazinen und produziertHörfunkstücke. 2019 war sie Stipendiatinder Werkstatt für Junge Literatur in Graz,2021 auf der Shortlist des Deutschen Kurzgeschichtenwettbewerbs,Finalistin des 29.open mike und eineinhalb Jahre lang Teilnehmerinan der Romanwerkstatt »Die GroßeTour« am Literaturhaus München. »Mimikry«ist ihr Debütroman.