Cover-Bild Ein guter Blick fürs Böse
Band 4 der Reihe "Viktorianische Krimis"
9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Bastei Lübbe
  • Themenbereich: Belletristik - Kriminalromane und Mystery
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Ersterscheinung: 11.01.2013
  • ISBN: 9783838719764
  • Empfohlenes Alter: ab 16 Jahren
Ann Granger

Ein guter Blick fürs Böse

Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross
Axel Merz (Übersetzer)

Eigentlich wollen Lizzie Martin und ihr Hausmädchen Bessie nur einen entspannenden Spaziergang unternehmen - bis sie auf Thomas Tapley treffen, einen Nachbarn von Lizzie, der als harmloser alter Exzentriker gilt. Die Begegnung ist Auftakt einer Reihe merkwürdiger Ereignisse, die ihren Höhepunkt am nächsten Tag erreicht, als Tapley erschlagen aufgefunden wird. Rasch stellt sich heraus, dass Tapley offenbar viele Geheimnisse hatte. Benjamin Ross vom Scotland Yard will den Fall so schnell wie möglich aufklären. Doch da ist er nicht der Einzige. Horatio Jenkins, ein Privatdetektiv, ist auf derselben Spur - und wird wenig später ebenfalls ermordet. Lizzie und Benjamin stehen vor ihrem mysteriösesten Fall ...

Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei Venatrix in einem Regal.
  • Venatrix hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.01.2018

LIzzie Martin ermittelt wieder

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Die Autorin Ann Granger nimmt ihre Leser mit ins Viktorianische London. Mitten im 19. Jahrhundert ist London eine Millionenstadt, in der sich nicht nur rechtschaffene Bürger, sondern auch allerlei Gauner, ...

Die Autorin Ann Granger nimmt ihre Leser mit ins Viktorianische London. Mitten im 19. Jahrhundert ist London eine Millionenstadt, in der sich nicht nur rechtschaffene Bürger, sondern auch allerlei Gauner, Obdachlose und Arme herumtreiben.

Wir begegnen zum vierten Mal Elizabeth Martin, verehelicht mit dem respektablen Benjamin Ross, seines Zeichens Ermittler beim legendären Scotland Yard. Lizzie, wie sie von ihrem Ehemann genannt wird, hat eine ausgeprägte Leidenschaft: Sie ermittelt für ihr Leben gern. Leider goutiert Bens Vorgesetzter, Superintendent Dunn, diese wie er meint, „unweibliche“ Neugier nicht und so muss Ben immer wieder Schelte für seine Frau entgegennehmen.

Worum geht’s in diesem Fall?

Der etwas ärmlich, aber dennoch als Gentleman erkennbare Thomas Tapley lebt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Ehepaar Ross im Haus der Quäkerwitwe Mrs. Jameson als Untermieter. Man grüßt sich, doch ein näherer Kontakt besteht nicht.
Dann beobachtet Lizzie, die mit ihrem Dienstmädchen Bess spazieren geht, wie Tapley von einem Clown verfolgt wird. Wenig später wird Tapley in seinem Zimmer ermordet aufgefunden.

Ross wird mit der Mordermittlung beauftragt und Lizzie teilt ihre Erkenntnisse mit ihrem Mann.
Je weiter der Yard in die Familienverhältnisse des Ermordeten eindringt, desto mehr Geheimnisse treten zu Tage.

Wieso lebte Tapley in Armut, obwohl er Grundbesitzer war? Welche Rolle spielt die Französin, die eine Heiratsurkunde mit Tapley vorweisen kann? Wieso hat Tapley abermals geheiratet, obwohl er eigentlich andere Neigungen hatte? Und was ist mit Flora, seinem einzigen Kind aus erster Ehe, das seit dem frühen Tod der Mutter bei Jonathan Tapley, einem Cousin und seiner Frau lebt?
Der Fall nimmt an Brisanz zu als ein weiterer Mord geschieht.

Nach und nach Inspektor Ross enthüllt – mit tatkräftiger Unterstützung von Lizzie – weitere dunkler Familiengeheimnisse.

Meine Meinung:

Die Autorin gibt ihrem Krimi den klassischen Aufbau: Zuerst werden die Figuren vorgestellt, dann geschieht das Verbrechen.
Noch weiß der Leser nicht, wie sich die Geschichte entwickelt. Interessant und sehr spannend wechseln die Perspektiven. Einmal sehen wir den Fall aus Bens Sicht, das andere Mal aus Lizzies, weiblicher Sicht. Das ist überhaupt ein besonderer Kunstgriff, die weibliche Intuition einfließen zu lassen. Oftmals gibt Lizzie den entscheidenden Tipp, wenn die Ermittlungen stagnieren. Das gefällt mir gut. Lizzie kommt immer wieder ein wenig naseweis herüber, doch das lockert die steife, maskuline Welt im Viktorianischen London auf.
Gut beschrieben sind die Klassenunterschiede, die auch vor den Bediensteten nicht Halt machen, wenn der Butler, den Polizisten hochnäsig anweist, doch den Dienstboteneingang zu benützen.
Die Figuren sprechen die, der jeweiligen Schicht angepasste Sprache und wirken dadurch authentisch. Die Oberschicht kommt oft nicht gut weg. Lizzie hat die soziale Ader ihres Vaters geerbt und kümmert sich um Personen, die am Rande der Gesellschaft stehen. So verschafft sie dem Gassenjungen Joey eine Anstellung als Pferdebursch beim ehemaligen Preisboxer und nunmehrigen Fuhrwerksunternehmer Wally Slater.
Diese fein heraus gearbeiteten Klassenunterschied der Gesellschaft, lassen die damalige Zeit auferstehen.

Fazit:

Ein historischer Krimi, der die Scheinheiligkeit dieser Zeit gut wiedergibt. 4 Sterne