Cover-Bild Es wird keine Helden geben
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8,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Oetinger Taschenbuch
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 01.01.2016
  • ISBN: 9783841504029
  • Empfohlenes Alter: ab 14 Jahren
Anna Seidl

Es wird keine Helden geben

Alles beginnt wie ein normaler Schultag. Doch kurz nach dem Pausengong hört Miriam einen Schuss. Zunächst versteht niemand, was passiert ist, aber dann herrschen Chaos und nackte Angst. Matias, ein Schüler aus ihrer Parallelklasse, schießt um sich. Miriams Freund Tobi wird tödlich getroffen. Sie überlebt – fragt sich aber, ob das Leben ohne Tobi und mit den schlimmen Albträumen noch einen Sinn hat. Waren Miriam und ihre Mitschüler Schuld an der Katastrophe?

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.12.2019

Nur weil es ein sensibles Thema verarbeitet, muss das Buch noch lange nicht gut sein

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Also erst mal möchte ich der Autorin meinen größten Respekt aussprechen, sich nicht nur mit 16 (in dem Alter hat sie das Buch geschrieben) daran zu wagen ein Buch zu schreiben, sondern sich auch mit solch ...

Also erst mal möchte ich der Autorin meinen größten Respekt aussprechen, sich nicht nur mit 16 (in dem Alter hat sie das Buch geschrieben) daran zu wagen ein Buch zu schreiben, sondern sich auch mit solch einem schwierigen Thema auseinander zu setzten. Zwar muss ich ehrlich bleiben mit meiner Bewertung, aber es ist dennoch bewundernswert.

Eine fragwürdige Protagonistin
In den Buch geht es um die Schülerin Miriam und wie sie den Amoklauf an ihrer Schule zu verarbeiten versucht. Der Amoklauf selbst wird bereits auf den ersten 10 Seiten sehr anschaulich geschildert. Die Angst, Panik und Hilflosigkeit bringt die Autorin sehr gut rüber. Hier dachte ich noch, das wird ein richtig gutes Buch werden. Leider konnte mich der Rest dann nicht mehr so überzeugen.
Das Buch behandelt vorrangig Miriams Verarbeitung des Amoklaufs. Verständlicherweise ist sie vom Geschehen traumatisiert und findet sich nur schwer in der Zeit danach zurecht. Die Art und Weise wie sie mit der Situation umgeht, ging mir jedoch gehörig auf die Nerven. Sicher, ich habe glücklicherweise keinen Erfahrung mit Amokläufen (das wird wohl auch kaum ein Leser bez. die Autorin haben) und jeder Mensch reagiert anders auf traumatische Erlebnisse, aber Miriams Egoismus und ihre pure Sturheit kratzen arg an meinen Nerven.
Die ganze Zeit schlägt sie um sich und jammert rum, dass ihre Familie sie nicht in Ruhe lässt. Prinzipiell ist es ja völlig in Ordnung allein sein zu wollen, Manche können so besser mit ihrem Schmerz umgehen, Miriam hat jedoch niemandem auch nur mit einem Wörtchen gesagt, dass sie lieber allein sein möchte. Ich meine, niemand ist Gedankenleser. Woher soll ihre Familie denn wissen, dass Miriam nicht reden will, wenn sie es ihnen nicht sagt? Es gibt ja schließlich auch Menschen die erst recht reden wollen, wenn sie Probleme haben. Miriam wirft rücksichtslos mit Anschuldigungen und Vorwürfen um sich und stößt die von sich, die nur helfen wollen.

Ein weiterer Punkt, mit dem ich meine Probleme hatte, war die Darstellung von Miriams Alter. Sie ist 15 und verhält sie größtenteils auch eben wie ein 15 jähriges pubertierendes Mädchen. Soweit, so gut. Doch dann schildert die Autrin plötzlich Sachen, bei denen ich nur den Kopf schütteln konnte. Miriam betrachtet in einer Szene Fotos aus den vergangen Jahren, u.a das von einer Party und sagt, dass das die Party war wo sich sie das erste mal abgeschossen hat, yeah. Auch mit ihrer Mutter trinkt sie fröhlich Wein (fragt aber erst nach Wodka) und niemand findet was dabei. Nebenbei war es auch toootaal problematisch mit 14 noch Jungfrau zu sein. Ich finde es äußerst bedenklich, fast schon schockierend, was hier für ein Selbstbild einer Heranwachsenden transportiert wird.

Es gibt keine Moral von der Geschichte
Ihr seht also schon, Miriam ist ein schwierig zu ertragener Charakter. Aber hey, immerhin müsst ihr eure Nerven nur mit ihr allein belasten, denn sämtliche Nebencharaktere sind im Grunde nur Pappfiguren, damit Miriam nicht nur mit sich selbst redet.
Als Leser hofft man, wenigstens über eine Pappfigur, nämlich den Täter Matias etwas mehr zu erfahren, aber Pustekuchen. Es gibt zwar immer wieder Rückblenden, in denen noch beschrieben wird wie Matias gemobbt wird, aber so wirklich erfährt man über den Hintergrund der Tat nichts. Keine Aufarbeitung, nur sehr dezente Hinweise wie man so eine Tat durch einen ordentlichen Umgang miteinander verhinder kann, keine Moral von der Geschichte, nichts. Man erfährt auch nichts darüber wie andere mit dem Amoklauf umgehen. Das Buch dreht sich nur um Miriam, Miriam und nochmals Miriam.

Dabei wirft die Gute einen auch noch etliche Lebensweisheiten an den Kopf, die sich teils selbst widersprechen. Kennt ihr diese Kalender, die jeden Tag so eine "Lebensweisheit" präsentieren, die alle suuper tiefgründig und suuper philosophisch sind? Ich kam mir beim Lesen vor, als hielte ich genau so ein Ding in der Hand. Auf fast jeder Seite gibt Miriam irgendeinen pseudophilosophischen Satz von sich. Mal davon abgesehen, dass sich keine 15 jährige anhört wie ein Automat für alberne Binsenwahrheiten, ging mir als Leser schon allein die schiere Masse solcher oft leeren Phrasen auf die Nerven. Ich kam nicht umhin das Gefühl zu haben, dass dies einfach nur die Seiten füllen sollte, da ja handlungstechnisch kaum etwas passiert.

Fazit


Das Buch beschäftigt sich mit einem wichtigen Thema, konnte dies aber überhaupt nicht gut umsetzen. Neben einem äußerst bedenklichen Bild einer Jugendlichen hat dieses Buch einfach keinen Mehrwehrt, keine Moral von der Geschichte. Anstatt für das Thema zu sensilibisieren wird es überdramatisiert und die Aufklärung an wichtigen Stellen unterlassen. Leider habe ich das Gefühl, dass dieses Buch allein weil es einen Amoklauf thematisiert, von Vielen automatisch gut bewertet wird.

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