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Veröffentlicht am 15.10.2024

Es muss nicht immer das Highlight des Jahres sein

Wie man einen Prinzen tötet
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Als ich durch die Neuerscheinungen stöberte, fiel mir „Wie man einen Prinzen tötet“ direkt ins Auge. Der Titel allein hat mich schon zum Schmunzeln gebracht, und ich wusste sofort: Dieses Buch muss ich ...

Als ich durch die Neuerscheinungen stöberte, fiel mir „Wie man einen Prinzen tötet“ direkt ins Auge. Der Titel allein hat mich schon zum Schmunzeln gebracht, und ich wusste sofort: Dieses Buch muss ich lesen, ob es mich aber auch überzeugen konnte?

Von Prinzessinnen, Knochenhunden und einem diabolischen Huhn
Protagonistin muss den bösen, bösen Prinzen/König/Tyrannen etc. töten. Das klingt erstmal nach ziemlich typischer YA-Fantasy. Dementsprechend war ich beim Starten des Buches zwar neugierig, hatte aber auch nicht viel mehr Erwartungen, als bestenfalls unterhaltsame, aber typische YA Kost zu bekommen. Doch schnell kam die erste Überraschung: Protagonistin Marra ist nicht die erwartete Teenager Prinzessin, sondern eine Frau, Anfang dreißig. Das war unerwartet, freute mich aber sehr, denn Frauen jenseits der 25 sind noch immer viel zu selten im Fantasygenre vertreten.
Allgemein war Marra auch eine Protagonistin, die ich sehr mochte. Zwar ist sie, da sie recht isoliert erst im Palast und später im Kloster aufgewachsen ist, etwas naiv und weltfremd, doch ihre Bodenständigkeit machte das wieder wett und ich hatte wirklich Spaß dabei, an ihrer Seite die Geschichte zu verfolgen.

Überhaupt haben mir die Charaktere in diesem Buch außerordentlich gut gefallen. Auf dem Weg, den Prinzen zu töten, schließen sich Marra einige skurrile Gefährten an. Ich kann gar nicht so viel über sie erzählen, ohne Wichtiges vorwegzunehmen, aber so viel sei gesagt: Sie alle sind sehr individuell und ein großer Pluspunkt der Geschichte ist es, wie die einzelnen Charaktere miteinander agieren. Und das Huhn! Das Huhn ist definitiv auch ein Pluspunkt!

Ein weiterer Aspekt, der mir an dem Buch gut gefallen hat, ist der Humor. Trotz mitunter düsterem Setting ergibt sich gerade aus der Gruppendynamik heraus so einige amüsante Dialoge und absurde Situationen, die mich prächtig unterhalten haben.
Was die Handlung angeht, so kann man es in einem Wort zusammenfassen: solide. Die Geschichte zog mich jetzt nicht so in ihren Bann, dass ich atemlos jede Seite umblätterte, aber sie ist trotzdem gut gemacht und das Ende rund. Kein Highlight, aber zufriedenstellend

Fazit:


An Wie man einen Prinzen tötet, gefiel mir vor allem die Charaktere, einschließlich der Protagonistin, sowie der trotz düstere Themen gelungene Humor. Das Buch mag jetzt kein Lieblingsbuch auf Lebenszeit geworden sein, aber alles in allem hat es mich prima unterhalten und ich habe keinen Kritikpunkt, der einen ganzen Punkt Abzug rechtfertigen würde.

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Diese Rezension erschien zuerst auf meinem Blog: Miss Pageturner. Folgt mir dort um meine Rezensinen mit zusätzlichem Coververgleich Deustch/Original, aktuelle Neuerscheinugen-Übersichten und andere Artikel imer zuerst zu lesen.

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Veröffentlicht am 15.10.2024

Ein anderer Zombieroman

Die Berufene
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Das Buch war ein Spontankauf am Bücher-Krabeltisch. Ich nahm es vor allem mit, weil es irgendwo hinten in meinem Kopf klingelte, schon mal positive Stimmen zu dem Buch gehört zu haben. Als ihr dann das ...

Das Buch war ein Spontankauf am Bücher-Krabeltisch. Ich nahm es vor allem mit, weil es irgendwo hinten in meinem Kopf klingelte, schon mal positive Stimmen zu dem Buch gehört zu haben. Als ihr dann das Buch prompt auf meine Leseliste für 2024 gesetzt habt, war meine Neugierde natürlich umso mehr geweckt. Mal schauen, ob es mich überzeugen konnte.

Wer ist das Monster?
Zombieromane sind ja nun wirklich nichts Neues und auch der vom realen Pilz Ophiocordyceps unilateralis inspirierte Verursacher ist spätestens seit The Last of Us in Kreisen von Fans des Genres ein Begriff. Einen Roman aber aus der Sicht einer Infizierten zu erzählen, anstatt den heroischen Kampf der letzten Überlebenden zu schildern, das kam noch nicht so oft vor. Zugegeben, völlig neu ist auch diese Idee nicht, man denke da nur an die Komödie Warm Bodies, aber während genannter Film/Romanvorlage eine satirische Romcom ist, geht M. R. Carey das Thema ernsthaft an und bringt mit diesem Perspektivenwechsel durchaus frischen Wind ins Genre.

Allgemein lässt sich sagen, dass Protagonistin Melanie das Beste an dem Roman ist. Gerade die erste Hälfte, in der man als Leser/in vor allem Melanie, ihre (eingeschränkte) Welt und ihre Denkweisen kennenlernt, hat mir ausgesprochen gut gefallen. Es ist diese Ambivalenz zwischen, kindliche Naivität und gleichzeitig erschreckender Intelligenz und Selbstreflexion, die Melanie so unglaublich faszinierend und komplex macht. Melanie weiß, dass sie eine Bedrohung für die Menschen ist, doch sie begreift die Welt mit einer Unschuld, die den/die Leser/in emotional stark anspricht und dies regt immer wieder dazu an, über fundamentale Grundsätze des menschlichen Zusammenlebens nachzudenken. Nicht umsonst spielt der Autor auch immer wieder ganz gezielt mit der, zwar bekannten, doch dadurch nicht weniger spannenden Frage: “Wer ist das wahre Monster?”, und hinterfragt, was Menschlichkeit eigentlich bedeutet. Auf diesen Ebenen hat mir der Roman wirklich gut gefallen.

Ein weiterer interessanter Aspekt des Romans ist die Beziehung zwischen Melanie und Miss Justineau, ihrer Lehrerin und Beschützerin. Die Verbindung der Beiden ist emotional und vielschichtig, aber auch rätselhaft. Miss Justineau zeigt eine außergewöhnliche Fürsorge für Melanie, fast mütterlich, und trotzdem bleibt die Natur dieser Beziehung bis zum Schluss schwer greifbar, also zumindest für mich. Ist sie eine Mutterfigur? Eine moralische Instanz? Oder sieht sie in Melanie eine Chance auf Erlösung in einer von Monstern dominierten Welt? Diese Mehrdeutigkeit lässt Raum für Interpretationen, was spannend sein kann, aber auch verwirrend und frustrierend, da es keine klar definierte Antwort gibt.

Von zu vielen und zu wenigen Worten
Doch ginge es mir nur um ethische Fragen und Sozialkritik allein, hätte ich zu einer Facharbeit greifen können. Von einem belletristischen Roman erwarte ich auch einen gewissen Unterhaltungswert und hier kommen wir bei Die Berufene ins Schwanken, vor allem ab der zweiten Hälfte. Denn während es zwar an brenzligen Situationen und “Überlebenskampf” nicht mangelt, hatte ich doch irgendwann das Gefühl, dass die Gruppe auf der Stelle tritt. Ich begann mich zu fragen, wo diese Geschichte hinführen sollte, was bei mir viel der Spannung herausnahm. Ich sehe, dass der Autor versuchte auch den Nebencharakteren mehr Tiefe zu verleihen und bis zu einem gewissen Grad ist ihm das auch gelungen, aber trotzdem bleibt das Gefühl, dass man hier auch hätte kürzen können, gerade wenn man sich danach das Ende vor Augen führt.

Denn mit diesem ist das so eine Sache. Auf der einen Seite ist die Idee genial und, hier lehne ich mich mal aus dem Fenster, in dem Genre so wohl tatsächlich noch nie dagewesen. Aber gerade, weil die Idee so gut ist, war ich ziemlich enttäuscht, wie überhastet und unbefriedigend es abgehandelt wird. Dabei ist nicht der offene Charakter des Endes das Problem, sondern vielmehr, dass man als Leser/in keine Chance bekommt, die Wege und Wendungen, die zu den Entscheidungen am Ende führten, wirklich nachvollziehen zu können. Vieles scheint aus heiterem Himmel zu kommen, das frustriert. Da hätte ich mir gewünscht, dass ein gutes Stück aus dem Mittelteil gekürzt worden wäre, um dem Ende dafür mehr Raum zu geben.

Fazit:


Die Berufene von M. R. Carey bringt frischen Wind ins Zombiegenre, vor allem durch den gekonnten Perspektivenwechsel zwischen “Monster” und Mensch und punktet mit einer hochkomplexen und faszinierenden Protagonistin. Dennoch verliert die Geschichte nach einem starken Beginn zunehmend an Fahrt, und die Handlung zieht sich in der zweiten Hälfte spürbar. Das vielversprechende, aber zu hastig abgehandelte Ende verstärkt den Eindruck, dass der Roman Potenzial verschenkt. Insgesamt blieben gemischte Gefühle bei mir zurück und vor allem der Gedanke, dass hier mehr drin gewesen wäre.

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Veröffentlicht am 14.10.2024

Watership Down meets Apokalypse

Scurry 1
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Cross Cult hat es in letzter Zeit mit Mäusen, nicht war? 🤭 Nach der Neuauflage des Tiergeschichten Klassikers Redwall erobern nun die putzigen Nager auch den Comicbereich. Da mich, wie erwähnt, das Cover ...

Cross Cult hat es in letzter Zeit mit Mäusen, nicht war? 🤭 Nach der Neuauflage des Tiergeschichten Klassikers Redwall erobern nun die putzigen Nager auch den Comicbereich. Da mich, wie erwähnt, das Cover sofort faszinierte, war ich sehr gespannt auf den Comic. Zurecht?

Watership Down meets Apokalypse
Die todgeweihte Kolonie ist der Auftakt einer Comicreihe, in der uns Autor und Künstler Mac Smith in eine apokalyptische Welt versetzt und das aber nicht an der Seite von Menschen, sondern Mäuse. Die Kolonie hatte bisher an der Seite der Menschen ein gutes Leben, doch seit geraumer Zeit sind diese spurlos verschwunden und die gewohnte Nahrung der Hausmäuse wird knapp. Dazu kommen allerhand Raubtiere, wie Katzen, Hunde oder Raubvögel, die diese neue Welt immer mehr für sich beanspruchen und im Wald hinter dem Haus lauern sogar noch gefährlichere Räuber. In dieser gefährlichen Welt versucht der jungen Mäuserich Wix alles, um neue Nahrungsquellen für die Kolonie zu finden, nichts ahnend, dass in dem Haus, das er zurücklässt, die Machtverhältnisse sich beginnen zu verschieben.

Ich war als Kind ein großer Fan der lose auf der gleichnamigen Buchvorlage basierenden Zeichentrickserie “Unten am Fluss” (eng. Watership Down), in der eine Gruppe von Kaninchen ein neues zu Hause sucht, nachdem ihr altes von Bauarbeiten zerstört wurde und auf dem Weg allerhand Gefahren begegnet, aber auch viele “zwischenmenschliche” Hürden innerhalb der Gruppe überwinden muss.
Durch das apokalyptische Setting hat Scurry einen deutlich düsteren Grundton, als Watership Down (auf die Serie gesehen, da das Originalbuch, wie gesagt, ziemlich brutal ist). In einigen Punkten ist Scurry dem Klassiker der Tiergeschichten aber recht ähnlich, so etwa die konstante Bedrohung durch Raubtiere oder die Schwierigkeiten mit Feindseligkeiten innerhalb der Gruppe. Wer also Watership Down mochte, für den ist Scurry definitiv ein Blick wert.

Digitales Highlight
Einen und noch mehr Blicke wert, sind auf alle Fälle auch die Zeichnungen des Comics. Man sieht, dass diese komplett digital entstanden sind, warum da aber manche Vorbehalte gegenüber haben, kann ich gar nicht nachvollziehen, beweist doch grade Scurry, wie wunderschön das aussehen kann. Mac Smith hat ein großes Talent dafür, gerade durch Licht und Schattensetzung Stimmung zu erzeugen. Ob es das menschenverlassene Haus in der Abendsonne, in dem die Staubkörner im Licht tanzen, oder der bedrohliche Wald im Zwielicht ist, immer wieder sind es gerade die Lichtspiele, die den Zeichnungen eine dynamische Lebendigkeit verleihen.
Auch die Tiere sind gut gelungen und treffen eine gute Balance zwischen Realismus und Anthropomorphismus

Wie die Menschen, so die Mäuse
Kommen wir zur Handlung. Der Plot ist geprägt von einem hohen Tempo und vielen Actionszenen, was der Geschichte zwar durchaus Dynamik, und Spannung verleiht, aber es bleibt auch wenig Raum, die Figuren wirklich kennenzulernen. Sie wirken dadurch teilweise blass und unnahbar, was es erschwert, eine tiefere emotionale Bindung zu ihnen aufzubauen. Auch ist die Handlung zwar unterhaltsam, hangelt sich aber an vielen Punkten ab, die man aus den Genres (Post)apokalypse und Dystopie schon kennt. Tatsächlich verhalten sich die Mäuse hier nicht viel anders, als die typischen menschlichen “Überlebenden” anderer Werke dieses Genres. Das macht die Geschichte zwar nicht weniger spannend, lässt sie aber in Bezug auf narrative Innovation etwas hinter meinen Erwartungen zurückbleiben.
Loben möchte ich hingegen die Spannung, die sich durch die Handlung zieht, ausgelöst durch die Fragen, was um Himmels willen mit der Welt und den Menschen passiert ist. Diese Frage bleibt lange unbeantwortet und sorgt dafür, dass man als Leser immer weiter blättern möchte. Diese Neugierde, die Smith geschickt zu wecken versteht, sind ein treibender Faktor für mich persönlich gewesen. Ob ich meine Antworten bekommen habe, verrate ich euch aber natürlich nicht.

Fazit:


“Scurry: Die todgeweihte Kolonie” ist ein gelungener Einstieg in eine düstere Tiergeschichte, die durch ihren beeindruckenden Zeichenstil und die beklemmende Stimmung besticht. Mac Smiths visuelle Umsetzung zieht den Leser tief in die apokalyptische Welt der Mäuse hinein, während die ständige Bedrohung und die ungelösten Fragen für anhaltende Spannung sorgen. Die Charakterentwicklung bleibt aber etwas auf der Strecke, und der Plot bewegt sich oft auf bekannten Genrepfaden. Für Fans von düsteren Abenteuern und/oder Tiergeschichten alla Warrior Cats und Watership Down, ist Scurry aber dennoch eine empfehlenswerte Lektüre.

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Veröffentlicht am 14.10.2024

Lesespaß trotz vorhersehbarer Wendungen

Das Gold der Krähen
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Dieses Buch hatte es wirklich nicht leicht bei mir. Gekauft, nachdem ich Band eins beendet hatte, fristete es eine Ewigkeit auf meinem SUB. Drei Mal setzte ich es auf meine xx für Jahr 20xx Challenge Liste ...

Dieses Buch hatte es wirklich nicht leicht bei mir. Gekauft, nachdem ich Band eins beendet hatte, fristete es eine Ewigkeit auf meinem SUB. Drei Mal setzte ich es auf meine xx für Jahr 20xx Challenge Liste doch jedes Mal habe ich es dann doch nicht gelesen (und meine Challenge auch nie geschafft 😅). Warum ich es immer wieder verschmäht habe, kann ich gar nicht wirklich sagen, aber als es dann von euch erneut auf meiner Friend’s Choice Liste landete, habe ich mir selbst einen Tritt in den Hintern gegeben und es endlich in die Hand genommen.

Alte Freunde
Da das Buch, wie erwähnt so lange ein SUB-Dasein fristete, machte ich mir beim Beginn des Lesens etwas Sorgen, dass ich den Anschluss längst verloren haben könnte. Doch nachdem ich nochmal meine Zusammenfassung von Das Lied der Krähen gelesen hatte, kam ich doch erstaunlich gut wieder rein. Das lag natürlich auch wieder an den Charakteren, die weiterhin die ganz große Stärke der Dilogie sind. Auch nach so langer Pause, waren sie mir sofort wieder vertraut, wie alte Freunde.
Ein Grund dafür ist, dass die Autorin es schafft, trotz der hohen Anzahl der ProtagonistInnen, allen genug Raum zu geben, um mit seiner oder Ihrer Individualität zu glänzen, ihre Backstorys zu schildern und Persönlichkeiten zu definieren. Auch die Verteilung der Kapitelanteile ist ungefähr gleich und keiner der Krähen geht unter. Dafür verdient Leigh Bardugo großes Lob, denn das ist bei sechs ProtagonistInnen gar nicht so einfach. Auch die diversen Handlungsstränge empfand ich als gleichwertig spannend, das kommt auch nicht vor, meistens kristallisieren sich doch einer oder zwei raus, die deutlich unterhaltsamer, als die anderen sind, doch hier waren die häufigen Wechsel kein Problem, da alle Charaktere Interessantes erlebten.

Die vermeintliche Ausweglosigkeit
Bezüglich der Handlung muss ich sagen, hatte das Buch seine guten Momente, aber auch eins, zwei Schwächen. Insgesamt empfand ich die Handlung etwas zäher, als beim Vorgänger. Es wird viel mehr Zeit auf Planung und der Diskussion über das weitere Vorgehen verwendet, sodass der Plot im Vergleich zum rasanten Einbruch in das Eistribunal in Band eins weniger temporeich und dafür dialoglastiger ist. Letzteres muss nicht zwangsläufig die Spannung mindern, tut es hier aber schon. Zwar gibt es auch hier wieder rasante und ereignisreiche Passagen, doch dazwischen gab es immer wieder Kapitel, bei denen ich das Gefühl hatte, dass alle etwas auf der Stelle treten.
Ein weiterer Punkt, der mir nicht ganz zusagte, war der mittlerweile doch recht häufige Versuch durch vermeintliche Ausweglosigkeit die Spannung zu erhöhen. Ein Kniff, der prinzipiell sehr gut funktioniert, sich bei zu häufiger Verwendung jedoch schnell abnutzt. Und Bardugo hat ihn bereits in Band eins schon zu oft ausgereizt, als dass man hier in Band zwei noch wirklich glauben kann, dass irgendeine Situation für die Krähen wirklich ausweglos ist. Man weiß einfach schon, dass Kaz immer etwas in der Hinterhand hat und dass, obwohl es so aussieht, die Krähen seinen in die Ecke gedrängt worden, das alles in Wahrheit ihnen in die Hände spielt. Dadurch kam für mich kein wirkliches Gefühl der Bedrohung mehr auf. Es war zwar weiterhin interessant zu verfolgen, wie der Masterplan denn nun genau abläuft, aber und die Charaktere gebangt habe ich nicht, was für mich die Spannung etwas minderte. Positiv erwähnt werden muss hier aber dann das Ende und ein dramatisches Ereignis, mit dem ich so nicht gerechnet hatte. Überhaupt ist das Ende ziemlich bittersüß, was aber gut zu den Krähen und Ketterdamm passt.

Zum Schluss möchte ich sagen, dass ich zwar meine Kritikpunkte am Plot hatte, ich das Buch aber im Großen und Ganzen trotzdem sehr unterhaltsam fand und auch wenn ich finde, dass dieser Zweiteiler gut so stehen bleiben könnte wie er ist, hätte ich auch kein Problem damit nochmal an der Seite der Krähen einen Coup aller Coups zu bestreiten, sollten sich die Gerüchte um einen geplanten dritten Band bewahrheiten.

Fazit:


Zwar hinkt der Plot durch Tempoverlust und überstrapazierte Rettungen in letzter Sekunde dem Vorgänger etwas hinterher, dennoch macht das Gold der Krägen überwiegend Spaß zu lesen, war vor allem an den wunderbaren Charakteren und ihre Dynamik zusammen liegt.

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Veröffentlicht am 14.10.2024

In der Tiefe wartet das Grauen

From Below - Die Toten warten
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Dieses Buch hatte es recht spontan auf meine Must-have Liste im April geschafft, denn ich hatte es eher kurzfristig zum Et überhaupt entdeckt. Genauso spontan war dann der Kauf (sonst verbringen Bücher ...

Dieses Buch hatte es recht spontan auf meine Must-have Liste im April geschafft, denn ich hatte es eher kurzfristig zum Et überhaupt entdeckt. Genauso spontan war dann der Kauf (sonst verbringen Bücher bei mir meist erst einige zeit auf der Wuli), was zum einen vielleicht auch am super Ebookpreis lag, aber auch weil ich einfach so richtig Lust auf einen unterhaltsamen Horrorroman hatte und das Thema “Geisterschiff” immer ganz besonders spannend finde. Doch hat sich dieser Impulsivkauf gelohnt?

Titanic goes Horror
Das Motiv des Geisterschiffs ist so alt, wie das Horrorgenre selbst, eigentlich sogar älter, wenn man den zahlreichen, schon seit Jahrhunderten auf See kursierenden Seemannsgarn von allerhand gespendeter und Geister auf den sieben Weltmeeren berücksichtigt. In der Vergangenheit mögen es die langen, oftmals rauen tage auf See gewesen sein, die die Fantasie der Seeleute beflügelt hat, doch auch heute ist die Faszination von verfluchten Schiffen und mysteriösen unbemannt dahintreibenden Booten ungebrochen. Und dann ebenso unsere heutige Faszination für die Luxusliner aus dem Anfang des 20. Jh. mit ihrer krassen Ambivalenz zwischen strenger Klassenhierarchie und Dekadenz. Und immer natürlich das Unglück der Titanic im kollektiven Gedächtnis

So oder so, diese Kombination war von Anfang an also sehr vielversprechend. Da braucht es dann tatsächlich auch gar nicht so viel Innovation im grundlegenden Handlungsverlauf. Eine Gruppe von Abenteuern/Schatzsucher/Forscher, was auch immer entdeckt ein seit Jahren verschollenes Schiff und geht auf Erkundungstour. Darcy Coates weicht hier von diesem aus diversen Horrorfilmen/Literatur bekannten Schema wenig ab, aber das muss sie auch gar nicht. Gerade weil man hier als Leser/in eine Ahnung hat, wie die Handlung verlaufen wird, steigt man schon beim allerersten Tauchgang mit der Crew schon mit erhöhtem Nervenkitzel ein, zumindest war es bei mir so. Sind unsere Protagonisten noch zunächst arglos und voller Forscherdrang, ist man selbst beim Lesen schon recht angespannt und hinterfragt jeden geschilderten Schatten, jede falsche Bewegung im Wasser argwöhnisch.
Das machte für mich das Buch von Beginn an spannend, auch wenn auf den ersten Tauchgängen gar nicht so viel passiert.

Da bleibt einem die Luft weg…
Dass auch die erste Hälfte des Buches ohne allzu viele Jumpscares unterhaltsam und spannend ist, liegt für mich auch an der hervorragenden Umsetzung des tachsettings. Man merkt zum einen, dass die Autorin entweder selbst dem Tauchsport nachgeht oder aber sehr gut recherchiert hat, jedenfalls bot das Buch bei allem Grusel auch interessante Einblicke in Techniken, Ausrüstung und Verhaltensweisen beim Tauchen, ich kann sagen, dass ich einiges gelernt habe.
Zum anderen ist besagtes Setting eben auch einfach mega beklemmend und damit nervenaufreibend. 100 Meter Wasser über sich, eine tiefe, in der man (wie gelernt) ein spezielles Gasgemisch im Tank haben muss, weil a) der Sauerstoff durch den Wasserdruck eine toxische Wirkung entfaltet und b) der in normaler Luft enthaltener Stickstoff zum sogenannten Tiefenrausch, einem betrunken ähnelnden Zustand führen kann. Von der allgemein bekannteren Taucherkrankheit mal ganz zu schweigen.
Schon ohne die übernatürlichen Vorgänge auf der Arcadia wäre also eine Erkundung des Wracks gefährlich und “intensiv” gewesen doch mit dem Schrecken, der dort unten Lauert, entfaltet sich beim Lesen eine bedrückende, doch einnehmende Atmosphäre, die einen sprichwörtlichen Sog ausübt und mich völlig in ihren Bann gezogen hat.

Der unbekannte Schrecken in der Tiefe
Bis kurz vor Schluss hätte ich dem Buch die volle Punktzahl gegeben und es wäre ein klarer Anwärter auf ein Jahreshighlight geworden. Doch leider, leider, ließ mich mal wieder das Ende eines Horrorromans in der Luft hängen. Ich liebe übernatürlichen Horror, aber eine Sache ist mir immer sehr wichtig: Ich will”s genau wissen. Ich brauche Hintergründe und Erklärungen, will immer ganz genau wissen, warum es spukt, woher der Fluch oder das Monster kommt und warum was auch immer in dem jeweiligen Roman grade Thema ist, gerade in Erscheinung tritt. Diese verborgene Geschichten und Vergangenheiten eines Ortes, von Figuren oder Objekten etc. zu erfahren, ist für mich ein großer Reiz des Genres und unabdingbar, damit mir ein Horrorroman wirklich gefällt.

Und zunächst schien From Below hier auf einem guten Weg, denn die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen die Gegenwart in der das Dokuteam das Wrack erkundet und zum anderen die Vergangenheit auf der letzten Fahrt der Arcadia. Die Autorin hat es geschickt gemacht und setzt den Beginn des Vergangenheit-Handlungsstrangs einige Tage vor Untergang des Schiffes an, sodass auch diese Rückblenden zunächst dem/der Leser/in nicht zu viel verraten und Geheimnisse erst nach und nach aufgedeckt werden. Das funktioniert lange Zeit sehr gut, doch zum Ende hin, als die Ereignisse dramatischer werden, scheinen die Ursachen in den Hintergrund zu rücken und irgendwann hören die Erklärungen ganz auf, obwohl bei weitem nicht alle Fragen geklärt sind. So schilder uns Darcy Coates zwar prinzipiell, wer oder was für den Untergang der Arcadia verantwortlich ist, lässt aber wichtige Details aus, wie etwa was genau XXX ist, wie es überhaupt dahinkam und was seine Beweggründe sind. Einfach nur “es ist böse” fand ich schon immer schwach.
Diese offenen Fragen, die mich nach Beenden des Buches nicht ganz zufrieden zurückließen, sind der Grund, dass das Buch die volle Punktzahl knapp verfehlt hat. Eine Leseempfehlung verdient es aber allemal, denn der Unterhaltungsfaktor war für mich bis zum Ende trotzdem sehr hoch.

Fazit:


Knapp am Jahreshighlight vorbeigerauscht. Dank eines spannenden (und gut recherchierten) Settings und eine wunderbar beklemmenden Atmosphäre hat das Buch mich fast komplett fesseln können und ich hatte sehr viel Spaß beim Lesen. Lediglich die lückenhaften Hintergründe zum Schrecken in der Tiefe konnten mich mit meinem Wissensdurst nicht ganz überzeugen. Aber lesenswert ist das Buch dennoch allemal.

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