Im Hotel Mama!
Wie im Hotel Mama fühlt sich Ragnar Hagsnes bei seiner Mutter. Der 25-Jährige ist arbeitslos und lebt immer noch bei seiner Mutter Jonetta. Obwohl sie einen anstrengenden Job als Köchin hat, wäscht, kocht ...
Wie im Hotel Mama fühlt sich Ragnar Hagsnes bei seiner Mutter. Der 25-Jährige ist arbeitslos und lebt immer noch bei seiner Mutter Jonetta. Obwohl sie einen anstrengenden Job als Köchin hat, wäscht, kocht und putzt sie für Ragnar. Er fährt auch mit in den Urlaub in ihr Häuschen am Moor. Von Urlaub kann Jonetta da nur träumen, denn auch dort lässt Ragnar sich von seiner Mutter bedienen. Sie hält das Leben mit Ragnar nur mehr schwer aus und beschliesst auszubrechen. Doch zuerst hütet sie noch die Kinder von Ragnars neuer Freundin. Diese zwei Tage öffnen ihr restlos die Augen! Denn es geschieht etwas, was sie in ihrem Wunsch, ihren Sohn vor die Türe zu setzen, bestärkt.
Ich hatte mich auf eine humorvolle Geschichte eingestellt, die vielleicht mit einer Prise Selbstfindung Jonetta's gewürzt wurde. Die Geschichte ist keineswegs humorvoll, sondern zutiefst deprimierend. Eine Mutter, die Hotel Mama spielt für ihren 25 Jahre alten, arbeitslosen und anmassenden Sohn. Sie kocht, räumt auf, wäscht die anrüchigen Flecken aus Matratze und Unterhose und lässt sich wie eine Dienstmagd behandeln. Immerzu habe ich mich gefragt, wann Jonetta die Reissleine zieht und Ragnar hinauswirft?
Anne B. Radge soll ja die "norwegische Spiegel- Bestsellerautorin" sein. Entweder ging in "Herzensbrecher" ganz viel in der Uebersetzung schief oder mein Geschmack, betreffend Schreibstil und Handlung, ist ein anderer als derer, die sie zur Bestsellerautorin gekürt haben. Die langen Sätze und die Tatsache, dass Sätze zweimal wiederholt werden, lassen leider kein flüssiges Lesen zu. Als Beispiel eine Passage von Seite 21: "War er vielleicht schon tot? War er das? WAR er das? Sie wagte nicht, anzuhalten, um nachzusehen, wagte nicht, anzurufen, musste nur weiterfahren, sie trat fester auf das Gaspedal, jetzt, da die Strasse schnurgerade vor ihr lag." Gestört haben mich auch die ab und zu auftauchenden Wörter in Vulgärsprache.
Den Schreibstil empfand ich als ermüdend. Dazu kommt, dass genau zwei Protagonisten und sechs Nebenfiguren das ganze Buch über in der Handlung mitmischen. In der ersten Hälfte agiert nur Jonetta und ihr wortkarger Sohn Ragnar, von dem man vielleicht 20 Sätze zu lesen bekommt.
Den ganzen Rest der ersten Hälfte des Buches werden die Gedanken, Aengste, Ueberlegungen und Handlungen von Jonetta in der dritten Person wiedergegeben. Sie trauert dem Kind nach, das ihr Sohn war, bevor er mit 14 Jahren über Nacht in die Pubertät kam. Trauert ihrem verstorbenen Mann nach, über den sie sich definiert hat. Denn Sigvald war ihr Leben. Er hatte sie zu jemandem gemacht, sie wichtig gemacht. Da kommt mir oft das Mitleid hoch, bei Frauen, die nicht eigenständig sein können oder wollen.
Ich benötigte eine ganze Weile, bis ich mich mit dem Schreibstil angefreundet habe. Danach konnte ich die Geschichte rund um Jonettas Abgrenzung von ihrem Sohn auskosten. Meine Empfindungen wurden gestreift, denn oft konnte ich nicht glauben, was Jonetta sich noch alles gefallen lassen will. Sohn. Sie kocht, räumt auf, wäscht die anrüchigen Flecken aus Matratze und Unterhose und lässt sich wie eine Dienstmagd behandeln. Immerzu habe ich mich gefragt, wann Jonetta die Reissleine zieht und Ragnar hinauswirft?
Gegen Mitte wandelt sich die Geschichte, denn Jonetta, die ihrem Sohn wieder einmal einen Gefallen tut, wacht aus ihrer Lethargie auf. Ab da wird es interessanter, vielseitiger und vor allem wandelt sich auch die Hauptfigur Jonetta. Es geht fast in Richtung Krimi, denn die Handlung geht in eine Richtung, in der es Ermittler braucht.