Gute Geschichte mit einigen Schwächen
Als ich „Allee der Kosmonauten“ vor einigen Wochen zum ersten Mal in den Händen hielt, wusste ich noch nicht so ganz, was ich von der Geschichte zu halten habe. Die Kurzbeschreibung klang vielversprechend, ...
Als ich „Allee der Kosmonauten“ vor einigen Wochen zum ersten Mal in den Händen hielt, wusste ich noch nicht so ganz, was ich von der Geschichte zu halten habe. Die Kurzbeschreibung klang vielversprechend, aber dennoch blieb ich skeptisch, sodass ich mich nur mit wenigen Erwartungen an die Geschichte herangewagt habe – und das war auch gut so. Die Geschichte ist zwar an sich wirklich gut, jedoch vollkommen anders, als ich es zuvor erwartet habe.
Der Schreibstil ist sicherlich nicht jedermanns Sache, denn die Autorin verwendet hierbei eine Sprache, die man oftmals nur als skurril, aber auch als melancholisch beschreiben kann. Mir hat dies auf weiten Strecken ganz gut gefallen, an anderen Stellen war es mir dagegen fast schon zu viel, was jedoch bei so einem Werk lediglich reine Geschmacksache ist. Die Figuren sind sehr gut beschrieben, toll ausgearbeitet und auch sämtliche Orte wurden gut ausgewählt. Dazu lesen sich die Dialoge wirklich gut, auch wenn bei ihnen immer eine gewisse Schwere spürbar ist. Ich wünschte nur, dass mir die Figuren dabei auch mindestens genauso gut gefallen hätten.
Man kann der Autorin wie schon gesagt wirklich nicht vorwerfen, sich bei ihren Figuren keine Mühe gegeben zu haben, denn das hat sie. Mein Problem war eher, dass ich mit Mathilda Unterwasser als Figur leider bis zum Schluss nicht warm wurde. Sie war mir zwar jetzt nicht unsympathisch, allerdings hatte ich stets das Gefühl, als wollte die Autorin gar nicht, dass man Mathilda tatsächlich kennen lernt. Ihre Gedanken und Gefühle werden zwar authentisch beschrieben, allerdings konnte sie mich leider nicht berühren, obwohl ich mir dies bei ihrer Geschichte sehr gewünscht hätte.
Mathilda gehört zu den Menschen, die ihren Platz im Leben noch nicht gefunden haben. Sie ist stets auf der Suche nach Antworten im Bezug auf ihre Kindheit, zudem fühlt sie sich einsam und sucht die große Liebe, sowie den perfekten Beruf, was jedoch nicht ganz so einfach ist. Dabei wird ihre Vergangenheit oftmals in kleinen Rückblenden thematisiert, was der Geschichte deutlich gut tut und gleichzeitig einige Fragen beantwortet. So wird auch hier noch einmal ihre Kindheit zunächst in der ehemaligen DDR beschrieben, später dann auch nach der Wende. Hierbei merkt man schnell, dass sich die Protagonistin an einigen Lebenspunkten selbst verloren hat und dadurch nur schwer vertrauen kann.
Wer hier einen flotten Roman über das Leben in Berlin erwartet, der wird sicherlich enttäuscht sein, denn flott oder gar fröhlich ist für dieses Buch wirklich das falsche Wort. „Allee der Kosmonauten“ ist zwar eine wirklich gute Geschichte, allerdings muss man sich auf die oftmals melancholische Stimmung, die das Buch beherrscht, einlassen können. Hier geht es hauptsächlich um die Suche nach sich selbst und den richtigen Platz im Leben. Ich würde das Buch demnach eher dann empfehlen, wenn man sich selbst gerade in einer melancholischen Phase befindet oder sich für das Leben in der ehemaligen DDR interessiert.
Das Cover ist vielleicht nicht gänzlich perfekt, aber dennoch ein toller Hingucker, das jedoch erst auf den zweiten Blick richtig zündet. Die Farben passen dazu noch toll zueinander, sodass dieses richtig gut zur Geschichte passt. Die Kurzbeschreibung ist ebenfalls gelungen. Kompliment an den Verlag.
Insgesamt hat mir „Allee der Kosmonauten“ trotz kleinerer Schwächen bei der Protagonistn, sowie der oftmals sehr bedrückenden Stimmung gut gefallen. Zwar ist das Buch sicherlich nicht jedermanns Sache, da man für dieses in der nötigen Stimmung sein muss, dennoch ist es sicherlich mehr als nur einen Blick wert. Ich kann es nur empfehlen.