Interessanter Roman, der leider einige Möglichkeiten ausgelassen hat
Georgina lebt als älteste Tochter noch immer im Hause ihrer Eltern, dem Walzerpalast. Sie hilft dort ihrem Vater und Bruder bei der Tanzausbildung der gehobenen Wiener Gesellschaft. Ihre Mutter will sie ...
Georgina lebt als älteste Tochter noch immer im Hause ihrer Eltern, dem Walzerpalast. Sie hilft dort ihrem Vater und Bruder bei der Tanzausbildung der gehobenen Wiener Gesellschaft. Ihre Mutter will sie alsbald unter die Haube bringen, Georgina selbst will sich als Reporterin selbst versorgen können. Mit ihrem Zimmermädchen besucht Georgina den Prater, auf der Suche nach einem interessanten Thema, über das sie schreiben kann. Allerdings geraten die beiden Frauen in großen Trubel und Not. Georgina erfährt über Leben der niederen Gesellschaftsschicht und ist betroffen. Außerdem denkt sie immer wieder an ihren Tanzpartner Boris, den sie nach dem Vorfall wieder aus den Augen verloren hat.
Mit den Hauptfiguren Georgina und Boris bin ich nicht so recht warm geworden. Georgina ist eine junge Frau mit Visionen, wirkt auf mich aber reichlich naiv. Mir ist oft vorgekommen, dass sie ihre Pläne nicht zu Ende denkt und sich oft auf ihr Glück oder ihre Mitmenschen verlässt.
Boris umgibt ein Geheimnis, das es zu lösen gilt.
Am besten haben mir die Nebencharaktere gefallen, die alle sehr akkurat waren. Boschi, Großmama, Herr von Hahn und Vera waren mitunter meine Lieblingsfiguren. Von den übrigen Familienmitgliedern der von Winters hätte ich mir nähere Beschreibungen gewünscht; vom Vater und Bruder hatte man kaum etwas mitbekommen
Der Stil war sehr interessant: Anfangs hat es mich sehr gepackt und ich war neugierig darauf, wie die Handlung weitergeht. Doch oft wurden Szenen sehr herausstechend geschrieben und daraus Folgendes ist nicht mehr aufgegriffen worden. Hier hätte man ruhig etwas mehr in die Tiefe gehen können. Für mich war es eigenartig, dass manches so detailliert beschrieben wurde, um danach einfach in Vergessenheit zu geraten. Die Zeitlinie habe ich ein bisschen zu sprunghaft gefunden, ich konnte mich oft nur mäßig an den Monat- und Jahreszahl-Angaben orientieren, die am Kapitelanfang stehen. Das Gefühl, wie viel Zeit zwischen den Szenen, Kapiteln vergangen ist, hab ich leider nicht bekommen.
Ich finde es sehr schade, dass sehr viele Aspekte, die einem beim Lesen wie vorbereitete Puzzlestücke vor die Füße gestreut wurden, einfach nie wieder aufgegriffen wurden. Außerdem muss ich zugeben, dass ich mich vom Titel ein wenig irrleiten gelassen habe.
Es war ein interessanter Roman, der sehr gut mit Rätseln und Spannung gespielt hat, dem aber leider noch etwas fehlt. Potential für mehr Ausschmückungen, mehre Handlungsstränge, um alle Rätsel aufzulösen und mehr Tiefe, um die Charaktere mehrdimensionaler erscheinen zu lassen wäre auf jeden Fall da.