Die Inhaltsangabe und auch die Leseprobe lassen nicht annähernd auf das schließen, worum es in diesem Buch tatsächlich geht. Im großen und ganzen hat es mir bis auf einige Kritikpunkte eigentlich ganz gut gefallen. Doch da ich hier keine halben Sterne vergeben kann und mir meine gleich aufgeführten Anmerkungen doch auf eine gewisse Art und Weise den Lese-Spass getrübt haben, bewerte ich hier nur mit drei anstatt mit vier Sternen.
Der Schreibstil der mir bis dato unbekannten Autorin Anni Deckner ist locker flockig und leicht verständlich, ihre teilweise recht forschen Zeilen haben mir von Anfang an super gut gefallen. Genau diese Tatsache hat die Geschichte im Gegensatz zu anderen Liebesgeschichten aus der Menge herausragen lassen. Achtung Spoiler Auch die Familiengeschichte bzw. Tragödie, an die der Leser nach und nach langsam herangeführt wird, ist gut überlegt und wird auch wirklich gut vermittelt. Doch die Reaktionen sind zum Teil für mich persönlich absolut nicht nachvollziehbar. Als Beispiel führe ich an, dass Franzi eine Art Tagebuch von ihrer Mutter liest, in der diese nicht wirklich gut weg kommt, weil sie Dinge getan hat, die man so einfach vielleicht gar nicht erklären kann. Doch Franzi liest diese Zeilen und das war's. Die Autorin stellt die Situation so dar, als ob es Franzi überhaupt nichts ausmacht und sie ohne Nachfragen bzw. ohne klärende Gespräche das Wiedersehen mit ihrer Mama feiert. Die Familiengeschichte von damals kommt ans Licht und wird von jedem der Beteiligten einfach so hingenommen, als wäre alles nicht der Rede wert. Auch als Franzis Oma stirbt, kommt von der Enkelin keinerlei Reaktion, keinerlei Trauer, ganz im Gegenteil. Auch wenn die Oma schlimme und gemeine Dinge getan hat, ist Franzi bei ihr aufgewachsen. Kann man Liebe so einfach vergessen und abstellen? Auch die Enttäuschung, die Franzi hier wohl erlebt, kann nur erahnt werden, da es keine tiefergründigen Ausführungen diesbezüglich gibt.
Ebenfalls hätte ich mir noch das eine oder andere Detail zu Luke gewünscht. Er schickt zwar SMS, dass es ihm leid tut, Franzi reagiert nicht, aber mehr erfahren wir nicht mehr zu diesem Thema.
So sehr ich Franzi während des Lesens auch schätzen und lieben gelernt habe, so wenig authentisch wird sie dargestellt in den oben angeführten Situationen. Hier hätte ich mir tiefere Ausführungen gewünscht, damit die ganze Geschichte auch richtig "echt" rüberkommt. Schade! Wenn es diese Kritikpunkte nicht gäbe, wäre Friesenglück ein mega schönes Lesevergnügen!