Regt zum Nachdenken an
“Das Institut der letzten Wünsche” von der deutschen Sprachkünstlerin Antonia Michaelis ist jetzt neu als Taschenbuch erschienen. Ein Buch, das sich mit nichts weniger auseinandersetzt als mit dem Tod ...
“Das Institut der letzten Wünsche” von der deutschen Sprachkünstlerin Antonia Michaelis ist jetzt neu als Taschenbuch erschienen. Ein Buch, das sich mit nichts weniger auseinandersetzt als mit dem Tod und der Liebe. Wortgewaltig, besonders — hinreißend! Gewürzt mit einer Prise Ironie, die den Leser schmunzeln lässt und einer Portion Ernsthaftigkeit, die nachdenklich macht. Der Lesetipp für Jugendliche ab 16 Jahren und vor allem Erwachsene (der Roman ist in einem Verlag für Erwachsene erschienen).
Die junge Mathilda lebt in Berlin. Eigentlich wollte sie Ärztin werden, bis sie gemerkt hat, dass das doch nichts für sie ist. Sie hat ihr Studium abgebrochen und arbeitet nun seit einem Jahr in einem ganz besonderer Institut. Dem Institut der letzten Wünsche. Zusammen mit Ingeborg erfüllt sie Menschen, die sich an sie wenden und die in den nächsten sechs Monaten sterben werden, einen letzten Wunsch. Das kann ein vorgezogenes Weihnachtsfest sein, der Wunsch nach Schneeflocken im Frühling, nach einem Konzert einer bereits verstorbenen Sängerin, einem Spieleabend in einer Studenten WG oder eine Fahrt ins Weltall. Mathilda und Ingeborg machen das Unmögliche möglich. Dabei improvisieren sie jede Menge und lassen sich viel einfallen. Doch dann verliebt sich Mathilda ausgerechnet in Birger, einer ihrer Klienten. Für ihn soll sie seine einst verlorene Liebe Doreen und sein Kind wiederfinden. Bald hat Mathilda auch eine Spur. Aber irgendetwas scheint seltsam an diesem Fall zu sein…
Antonia Michaelis Das Institut der letzten Wünsche“Das Institut der letzten Wünsche” erscheint inhaltlich gesehen für eine Antonia Michaelis fast ein bisschen zu mainstream zu sein. Aber auch nur fast. Denn sie erzählt die Geschichte, die vom Klappentext her gesehen zunächst wie ein gewöhnlicher Liebesroman klingt, auf ihre eigene Weise. Ihre ganz besondere Weise. Sie spielt mit der Sprache und tut dies zudem mit einen ungewohnten Hauch von Ironie, der sich in dem Roman äußerst gut macht. Schon der erste Satz des Buches lässt den Leser aufhorchen: “Es war nicht ganz einfach, das Pferd in die S-Bahn zu bekommen.” (Zitat S. 7) und neugierig weiterlesen. “[…] Sie bemühte sich, ihrer Stimme einen möglichst ruhigen Klang zu geben, freundlich, geduldig; wie man eben so mit Pferden spricht, die in S-Bahnen steigen.” (Zitat S.7). Mathilda als Charakter erscheint absolut menschlich und mit besonderen Eigenarten. Sie schaut mit ihrem Hund Eddie am liebsten den “Tatort” (manchmal auch auf türkisch, um besser denken zu können und nicht abgelenkt zu werden), sie nimmt zu viele Kopfschmerztabletten und hat auf all ihrer Kleidung Aufnäher alter Kinderklamotten. Selbst Randfiguren, wie Frau Kovalkska oder Herrn Mirusch, sind besonders schön gezeichnet. Vor allem durch seine Charaktere lebt “Das Institut der letzten Wünsche”, das nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken über das Leben und den Tod anregt.