Cover-Bild Aufbrüche
(2)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
19,99
inkl. MwSt
  • Verlag: FISCHER E-Books
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 24.11.2021
  • ISBN: 9783104912936
Arianna Farinelli

Aufbrüche

Roman
Luis Ruby (Übersetzer)

»Eine Liebesgeschichte und ein Roman über Demokratie« Roberto Saviano
Die Italienerin Arianna Farinelli erzählt in ihrem Roman »Aufbrüche« die Geschichte einer Liebe und einer Familie zwischen New York und Rom, in der im Privaten stattfindet, was unsere Welt bewegt: Clash der Kulturen, Gender, Rassismus und die große Frage nach der weiblichen Identität. Die Autorin lebt seit langem in New York und erzählt einfühlsam und gnadenlos, was es bedeutet, Frau, Mutter, Geliebte und ein politischer Mensch zu sein.

Weitere Formate

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.01.2022

Über Lebenswege – klug und feinfühlig erzählt

0

„Dunkelheit kann Dunkelheit nicht vertreiben, das kann nur Licht. Hass kann Hass nicht vertreiben, das kann nur Liebe“ (129)

Ein Zeitungsartikel über die jungen Amerikaner, die für den IS in den Krieg ...

„Dunkelheit kann Dunkelheit nicht vertreiben, das kann nur Licht. Hass kann Hass nicht vertreiben, das kann nur Liebe“ (129)

Ein Zeitungsartikel über die jungen Amerikaner, die für den IS in den Krieg zogen, hat die Autorin zu diesem Buch inspiriert. So entstand die Figur des jungen Afroamerikaner Yunus, der Kurse für Politikwissenschaft und Globalisierung bei Bruna belegte.
Die Italienerin Bruna kam nach Amerika, weil sie sich unsterblich in Tom, der Urlaub in Italien machte, verliebte. Für ihre große Liebe hat sie ihre Heimat und ihre Familie verlassen. Als sie später eine Beziehung mit ihrem Studenten Yunus eingeht, riskiert sie einiges, was sie sich in ihrem neuen Leben hart erarbeitet hat. Die Lage wird prekär, als Bruna feststellt, dass sie schwanger ist. Und Yunus hat sich inzwischen den IS Kämpfern angeschlossen und ist nach Mossul gegangen.

Arianna Farinelli schreibt in ihrem Roman über die Menschen unserer Zeit, über das hastige, überfüllte Leben, ständiges Streben nach Erfolg, über Familie und ihr Einfluss auf unsere Lebensweise, über soziale Ungerechtigkeit und gesellschaftliche Vorurteile. Die Autorin ist selbst Professorin für Politikwissenschaft und kennt sich unglaublich gut mit diesen brisanten Themen aus. Offen und schonungslos schreibt sie über Nationalismus und Minderheitenrechte, Rassismus, Hass und Intoleranz, Demokratie und Krieg, Identität, Gender und Sexismus.

Die bewegende Geschichte der verbotenen Liebe von Bruna und Yunus geht tief unter die Haut. Sie lässt unsere Gedanken über all die gegenwärtigen Probleme unserer Gesellschaft kreisen. Der Schauplatz der Geschichte sind zwar die USA, aber sie könnte sich genauso gut in jedem europäischen Staat abspielen.
Die Hauptprotagonistin Bruna spiegelt das Bild einer modernen selbstbewussten Frau wider, die Familie, Ehe und Beruf unter einem Hut zusammenbringen muss und bei der Bewältigung ihres Alltags meistens auf sich selbst gestellt ist.

Tragisch und nahezu unbegreiflich ist für mich Yunus Geschichte, des Studenten, der James Baldwins Bücher verschlungen hat, wissbegierig war und leidenschaftlich Trompete spielte. Er müsste es eigentlich von Anfang an wissen: „Wenn Gewalt die Köpfe und Herzen ändert, dann nur, um sie zu verstümmeln“ (200)

„Aufbrüche“ ist der erste Roman von Arianna Farinelli; mit einer bewegenden Liebesgeschichte und brisanten politischen Themen, klug und feinfühlig erzählt, bewegend, wichtig!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.12.2021

Arianna Farinelli - Aufbrüche

0

Bruna, Professorin für Globalisation Studies in New York, ist erschüttert, als sie mit ansehen muss, wie ihre amerikanische Wahlheimat 2016 ins Chaos taumelt und der unsäglich und ungenannte Immobilienhai ...

Bruna, Professorin für Globalisation Studies in New York, ist erschüttert, als sie mit ansehen muss, wie ihre amerikanische Wahlheimat 2016 ins Chaos taumelt und der unsäglich und ungenannte Immobilienhai zum Präsident gewählt wird. Sie kennt als Expertin die Strukturen von Hass, weiß, wie Menschen reagieren, wenn sie unzufrieden sind mit ihren Regierungen und welche Folgen das haben kann, droht das nun auch den USA? Doch nicht nur die politische Lage ist prekär, auch ihr Familienleben liegt in Trümmern: seit einigen Wochen schon hat sie eine Affäre mit Yunus, einem ihrer Studenten. Nun steht die Polizei in ihrem Büro und fragt nach dessen Verbleib, denn es scheint, als hätte sich der junge Mann radikalisiert und dem IS angeschlossen. Dass sie von ihm schwanger ist, macht die Lage mit ihrem erzkonservativen Mann und den beiden Kindern nicht leichter.

Arianna Farinelli ist selbst, genauso wie ihre Protagonistin, italienischer Abstammung und lehrt Politikwissenschaften in New York. „Aufbrüche“ ist ihr vielbeachtetes Debüt, das im Originaltitel „Gotico Americano“ auf ein Bild von Grant Wood anspielt („American Gothic“), einem Nationalheiligtum, das den amerikanischen Pioniergeist und das ländliche Leben preist. Genau jene ländliche Bevölkerung war es auch, die mit ihrem rückwärtsgewandten Blick, den das Bild illustriert, den politischen Erdrutsch verursachte. Die politische Ebene wird durch jene der Familie gespiegelt, in der die beiden Ehepartner ebenfalls auseinandertriften: Tom aus konservativer Familie mit ebensolchen Ansichten, der den progressiven Ansichten seiner Frau kaum mehr folgen kann.

Der Roman wird in vielen Rückblenden erzählt und kommt immer wieder in die Gegenwart, die sich bereits in einem desaströsen Zustand befindet, zurück. Dabei wechseln sich die großen Blickwinkel der weltpolitischen Lage und ihrer wissenschaftlichen Analyse zunächst mit den Disruptionen im Nukleus der Familie ab. Besonders interessant hier, wie differenziert es der Autorin gelingt, die Situation der italienischen Einwanderer, die je nach Einwanderungszeitpunkt gänzlich unterschiedlich in die amerikanische Gesellschaft aufgenommen wurden, mit zu integrieren. Bruna bleibt formal genauso ein „Alien“ wie sie sich Toms Familie immer fremd fühlt.

Einen Nebenkriegsschauplatz ist die Situation ihres Sohnes, der schon als kleines Kind lieber mit Puppen spielt und Kleider tragen will als den gesellschaftlichen Vorstellungen eines Jungen zu entsprechen und mit den anderen wilde Spiele zu verfolgen. Mario benötigt zunächst keine Bezeichnung für das, was er ist oder wie er sich fühlt, nur wäre er lieber eigentlich Maria als Mario - dass er damit für seinen Vater und dessen Familie Enttäuschung darstellt, ist keine Frage. Der Großvater hat auch keine Hemmungen, den noch kleinen Jungen übel abzuqualifizieren. Mit einer unsichtbaren Freundin und seiner cleveren und mental starken Schwester jedoch kann er seinen Platz finden.

Ein vielschichtiger Roman, der gleich mehrere große Themen anreißt, alles zentriert um eine interessante und ebenso vielschichtige Protagonistin, deren Leben an einem Scheidepunkt steht, bei dem nicht klar ist, welcher Weg für sie am Ende wartet.