Hangar 885
Kommissar Erlendur steht noch am Anfang seiner Karriere. Fälle von Vermissten haben es ihm angetan und er hat gerade begonnen, den Fall der jungen Dagbjört noch einmal aufzurollen, die vor über zwanzig ...
Kommissar Erlendur steht noch am Anfang seiner Karriere. Fälle von Vermissten haben es ihm angetan und er hat gerade begonnen, den Fall der jungen Dagbjört noch einmal aufzurollen, die vor über zwanzig Jahren auf dem Weg zur Schule verschwand. Gemeinsam mit seinem Kollegen Marian ermittelt er auch in dem Fall eins Toten, der von einer jungen Frau in einem See gefunden wurde. Der Tote trug Kleidung aus amerikanischer Herstellung. Sollte es sich gar um einen Amerikaner handeln oder doch ehr um einen Isländer, der auf dem US-Stützpunkt beschäftigt war?
Die Reihe um Kommissar Erlendur umfasst mit diesem neuesten Roman inzwischen über zehn Bände und zum zweiten Mal geht es in die Vergangenheit. Die späten 1970er sind die Gegenwart dieses Falles und das Verschwinden Dagbjörts hat bereits in den 50ern Stattgefunden. Zeiten, in denen der US-Stützpunkt einen Ort der unerfüllten Träume markierte. Sei es nach gut und in Dollar bezahlter Arbeit, nach Kleidung, Alkohol oder gar Drogen. Alles scheint auf dem Stützpunkt leicht und billig zu haben zu sein. doch welches Schicksal hat der junge Mann erlitten, der tot aufgefunden wurde. Ist er dem Reiz des Verbotenen erlegen? Erlendur und Marian ermitteln unaufgeregt aber zielstrebig. Haben sie auch nur die kleinste Witterung aufgenommen, lassen sie sich durch keinen Widerstand abschütteln. Jede Information wird gewogen und eingeordnet bis sich schließlich ein Bild rundet. Dies gilt gleichermaßen für den Tod des jungen Mannes als auch für das vor Jahren verschwundene Mädchen.
Dem Autor gelingt es dabei ausgesprochen gut ein Bild der Zeit zu zeichnen. Kleine Hinweise auf die Tagespolitik, aber auch einfach die Beschreibung des Lebens, der Menschen, der Orte lassen die 70er lebendig werden. Die stete Gegenwart der Amerikaner, die Stützpunkte als exterritoriales Gebiet ansehen. Die Beschaulichkeit des Alltags, die Unaufgeregtheit. Und doch auch in diesem Idyll gibt es Geheimnisse und Verbrechen, Menschen oder Organisationen, die etwas zu verbergen haben. Äußerst filigran verwebt der Autor seine Handlungsstränge, weckt Wissbegier und steigert geschickt die Spannung, so dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte bis das vorletzte Geheimnis gelüftet ist. Die allerletzte spur darf nicht gefunden werden, was genau der Zeit entspricht, in der der Roman spielt. Was allerdings in letzter Konsequenz wohl auch heute nicht anders wäre.
4,5 Sterne