Cover-Bild Leutnant Gustl
8,95
inkl. MwSt
  • Verlag: FISCHER Taschenbuch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 01.09.2001
  • ISBN: 9783596149414
Arthur Schnitzler

Leutnant Gustl

Erzählungen 1900-1907
Die Protagonisten in Arthur Schnitzlers frühen Erzählungen Stimmungsbildern, Phantasien und Studien bewegen sich zwischen Traum und Wirklichkeit, Ahnen und Wissen, Betrug und Gewalt, Krankheit und Tod, Mitleid und Angst. Selbstlose Verhaltensweisen und egoistische Reaktionen werden analysierend erfaßt, Schicksale entdeckt, aber kein Urteil gefällt. Das Streben des einzelnen nach Glück, nach anhaltender Lebenskraft, seine Suche nach dem sichersten Weg führt zumeist über nervöse Gereiztheit, Resignation und Überschwang zu plötzlichem Ende oder langsamem Sterben. Dabei geht dem äußeren Tod nicht selten ein allmähliches Absterben der inneren Kräfte und Bindungen voraus. Unsicherheit, Selbstberuhigung, aber auch Überdruß spiegeln sich im »monologue intérieur« zwischen den Dialogen. Schnitzlers Figuren sind bereit, ein großes Spiel zu spielen, und, wenn sie es verloren haben, mit ihrem Dasein zu bezahlen. Und zeichnen sie am Ende ihr eigenes Leben auf, stellt sich ihnen die Frage, ob dies Anklage ist oder Verteidigung.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.01.2018

Spannender Klassiker

0

Ehre verloren, alles verloren!

Inhalt:
Der junge Offizier Gustl, besucht die Oper, doch eigentlich interessiert er sich nicht für das Geschehen auf der Bühne. Viel mehr wecken die Frauen im Umfeld sein ...

Ehre verloren, alles verloren!

Inhalt:
Der junge Offizier Gustl, besucht die Oper, doch eigentlich interessiert er sich nicht für das Geschehen auf der Bühne. Viel mehr wecken die Frauen im Umfeld sein Interesse. So betrachtet er jede Dame, die ihm ins Auge fällt und hübsch erscheint. Doch nicht nur die Frauen lassen seine Gedanken schweifen, auch die Aussicht auf den darauf folgenden Tag, schwirrt in dem Kopf der Hauptfigur herum. Denn am nächsten Tag, steht ein Duell gegen einen Doktor an, der die Ehre von Gustl beschmutzt hat. Um diese Ehre wiederherzustellen, muss dieser sich nun mit dem Doktor, mit Degen, duellieren. Doch ehe es dazu kommt, gerät der junge Offizier, an der Gaderobe der Oper mit einem Bäckermeister in einen Disput. Auf Drängen von Gustl, ihm seinen Mantel auszuhändigen, und die damit verbundene, etwas forsche Anweisung, dass "Maul" zu halten, ergreift der Bäckermeister zornig, das Wort und nennt Gustl einen "dummen Bub". Dieser fühlt sich darauf so in seiner Ehre gekränkt, dass er den Bäckermeister am Liebsten zum Kampf herrausfordern würde, doch da dies aus Grund der verschiedenen Klassenverhältnisse nicht möglich ist, verfällt der junge Offizier immer mehr in einen Strudel der Zerissenheit. Schließlich sieht dieser keinen anderen Ausweg mehr, als den Selbstmord [...]

Schreibstil:
Die Geschichte um den jungen Offizier: Gustl, wird über knapp 40 Seiten, dem Leser in einem inneren Monolog nahegebracht. Dabei merkt man sofort, dass die Hauptperson in sich sehr Zerissen ist und sehr viel Wert auf ihr eigenes Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit legt. Durch die innere Sichtweise, bekommt man demnach auch sehr schnell einen Einblick in die Persönlichkeit und Gefühlswelt der Hauptperson.

Charakter:
Wie schon erwähnt, bekommt man durch den Schreibstil einen genauen EInblick in die Gefühlswelt von Gustl. Dieser wird, wenn er doch zu anfang, recht unsympathisch wirkte, mit der Zeit immer sympathischer und man kann seine Handlungen und Empfindungen mehr und mehr nachvollziehen. Wenn man ihn demnach zu anfang der Geschichte auf Grund seiner ganzen Vorurteile anderer gegenüber sehr kritisiert hat, so wird doch mit der Zeit immer klarer, dass er selbst zu bemitleiden ist, da sein ganzes Leben danach ausgerichtet ist, wie sein Bild nach Außen ist. Deshalb spielt für ihn besonders die Ehre, eine zentrale Rolle. Sie deffiniert ihn und macht ihn, in seinen Augen aus und zu etwas Besonderem.

Meinung:
Man kennt das ja... Der Lehrer sagt im Unterricht "Bitte kauft euch dieses Buch, denn dies wird unsere nächste Lektüre sein!" Und die ganze Klasse stöhnt und jammert, denn keiner hat so richtig Lust auf trockenen, literarischen Stoff, bei dem man hinter jedem Wort eine Bedeutung erkennen muss. So war es auch mal wieder bei mir, als wir mit dieser Lektüre anfingen zu arbeiten. Doch ich muss zugeben, dass mich diese Novelle positiv überrascht hat. Durch den inneren Monolog ist es mir sehr leicht gefallen, einen Einblick in die Hauptperson zu bekommen und ich fand es von Seite zu Seite interessanter, denn auch der Schreibstil, ist im Gegensatz zu anderen Lektüren sehr einfach und flüssig von der Hand zu lesen gewesen. Die vierzig Seiten, sind demnach eine Kleinigkeit, für einen geübten Leser. Auch wenn das Ende, keinen Sinn ergibt und die ganze vorhergegangene Handlung außer Kraft setzt und auch die Dramatik herunterstuft, so kann man doch bei genauerer Betrachtung immerhin einen kleinen Einblick bekommen, in ein ziemlich trauriges und zielloses Leben, welches erst durch einen Selbstmord für die Hauptfigur einen Sinn und ein Ziel aufwirft.

Fazit:
Zwar handelt es sich bei "Leutnant Gustl" nicht um ein "überflieger" Buch, welches einen sofort in seinen Bann zieht, doch dafür handelt es sich um eine spannende Lektüre, die sich durch einen außergewöhnlichen inneren Monolog auszeichnet. Der besonders das Empfinden und den Alltag eines jungen Mannes wiederspiegelt, dessen Leben kein wirkliches Ziel verfolgt, sondern viel mehr nur damit bemüht ist, nach Richtlinien zu leben.