Traumnovelle ♦ Arthur Schnitzler | Rezension
Ich möchte nicht von schwerer Kost sprechen, denn das war es gewiss nicht. Aber… für unsere Zeit ist die veraltete Poesie der Sprache an so manchen Tagen doch recht anstrengend. Auch sind die Themen oder ...
Ich möchte nicht von schwerer Kost sprechen, denn das war es gewiss nicht. Aber… für unsere Zeit ist die veraltete Poesie der Sprache an so manchen Tagen doch recht anstrengend. Auch sind die Themen oder wie sie verarbeitet werden mit den Lebensansichten der heutigen Zeit nicht mehr vereinbar, sodass es mich manches Mal die Augen verrollen lies, wenn deutlich gemacht wurde, dass Frau und Mann nicht ebenbürtig sind.
Jedenfalls waren sie es 1926, zur Erstveröffentlichung, nicht.
Meinung
Die Poesie der Sprache stammt aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert und kann daher für die/den einen oder anderen sehr schwer zu verstehen sein oder einfach nur sehr anstrengend. Ich für meinen Teil bin kein Freund von Schachtelsätzen mit unzähligen Kommas. Da verliere ich manchmal den Überblick und muss mehrfach nachlesen. Was auch in diesen 93 Seiten ständig passiert ist. Leider!
Da die Handlung in Wien spielt, kommt noch hinzu, dass mir bei einigen österreichische Worte die Bedeutung nicht bekannt war. Aber Google ist immer da, Google hilft. 🙂
Nach heutigen Gegebenheiten und auch aufgrund der Entwicklung des Feminismus und der Gleichstellung der Frau (wenigstens im groben Sinn, denn da liegt weltweit noch viel Arbeit vor uns), möchte ich sowohl den Autor, Arthur Schnitzler, als auch den Protagonisten Fridolin nehmen und schütteln. Denn die Überheblichkeit, welche sich Fridolin herausnimmt und mit der er sich auf den Weg macht sein verletztes Ego zu streicheln und gleichsam seine sexuellen Gelüste zu stillen, ist einfach nur zum Erbrechen. Auf mich hat es die Wirkung „Ich bin ein Mann, ich darf das! Meine Frau hat mir treu ergeben zu bleiben„. Bäh!
Doch sollten die Leserinnen und Leser hier definitiv einen Blick auf das originale Erscheinungsjahr von 1926 legen. Auch wenn ich die damaligen Gegebenheiten nicht gutheißen möchte, musste ich beim Lesen diese aber berücksichtigen. Schnitzler erzählt von Verachtung, wie sie schnell in gescheiterten Ehen aufkommen kann, und einer daraus resultierenden Abenteuerlust, die auch verborgene sexuelle Phantasien freisetzt. Die Worte verweben sich, wie in einem nächtlichen Fieberwahn, der uns zwischen Realität und Wunschdenken oft nicht unterscheiden lässt.
Es hat mich gefreut zu lesen, dass auch Albertine ihrer Phantasie freien Lauf lässt und sich so ein Stück sexuelle Freiheit erkämpft. Überrascht hat mich Schnitzlers Freizügigkeit, die in den späten 20er Jahren nicht unbedingt alltäglich war.
Fazit
Arthur Schnitzler hat mit seiner Traumnovelle ein Thema angeschnitten, welches für die damalige Zeit sicher recht anstößig war, wohl aber eher was die offene Sexualität betrifft. Heute gäbe es andere Punkte, die von der Gesellschaft kritisch betrachtet werden würden, welche aber immer wieder im Buch erwähnt werden. Das Buch war für mich jetzt kein Highlight, aber als Flop darf dieser Klassiker ebenfalls nicht durchgehen. Drei ehrliche Es war okay – Sterne sind in jedem Fall drin.
Traumnovelle ♦ Arthur Schnitzler | Rezension auch auf https://theartofreading.de