Cover-Bild Der Buchhändler aus Kabul
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15,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kein & Aber
  • Themenbereich: Belletristik
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 01.09.2020
  • ISBN: 9783036961118
Åsne Seierstad

Der Buchhändler aus Kabul

Eine Familiengeschichte
Holger Wolandt (Übersetzer)

Als die Journalistin Åsne Seierstad von Sultan Khan, einem Buchhändler aus Kabul, eingeladen wird, für fünf Monate bei ihm und seiner Familie zu leben, ahnt sie nicht, was sie erwartet. Seit mehr als zwanzig Jahren trotzt Sultan Khan den Autoritäten – ob Kommunisten oder Taliban –, um die Bevölkerung von Kabul mit Büchern zu versorgen. Er wurde verhaftet und musste mit ansehen, wie seine Bücher auf offener Straße verbrannt wurden. Dennoch hat er seine Leidenschaft für das Lesen nie aufgegeben und Licht in einen der dunkelsten Orte der Welt gebracht, während er gleichzeitig mit harter Hand seinen Haushalt führte. Dies ist das intime Porträt eines Mannes und seiner Familie – zwei Ehefrauen, fünf Kinder und viele Verwandte – und ein einzigartiger Einblick in ein Land der extremen Widersprüche.

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Veröffentlicht am 04.08.2023

Ein intimes Familienporträt mit all seinen Ambivalenzen

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Åsne Seierstad befindet sich 2002 als Reporterin in Kabul und betritt eine Buchhandlung – sehr zu ihrer eigenen Überraschung, dass es eine solche in der vom Krieg gepeitschten Stadt gibt. Die Sowjets sind ...

Åsne Seierstad befindet sich 2002 als Reporterin in Kabul und betritt eine Buchhandlung – sehr zu ihrer eigenen Überraschung, dass es eine solche in der vom Krieg gepeitschten Stadt gibt. Die Sowjets sind abgezogen, die Taliban gestürzt, die Warlords verjagt, endlich könnte es Frieden geben in Afghanistan. In der nächsten Zeit besucht Seierstad immer wieder den Book Shop des Mannes, der verschiedenen Regimes immer wieder getrotzt hat und bekommt die Gelegenheit am Familienleben des Buchhändlers teilzunehmen. Sie zieht temporär bei der großen Familie ein, um ihre Eindrücke in einem Buch zu verarbeiten.


Sie erlebt einerseits einen liberalen Mann, aufgeschlossen für die Ideen eines freieren Staates, sogar Frauenrechte begrüßt er. Auf der anderen Seite herrscht er als unangefochtenes Oberhaupt über seine Familie und hat sehr traditionelle Ansichten wie seine eigenen Frauen und die Kinder sich zu gebaren haben. Seierstad beschreibt den Werdegang des Buchhändlers wie er zu seinem Buchladen gekommen ist, welchen Wohlstand er sich damit erarbeitet hat und den Grad der Aufopferung, die seine Söhne für sein „Buchimperium“ zu leisten bereit zu sein haben. Die Erzählung begleitet dabei jeweils andere Personen und beleuchtet ihre persönliche Sicht der Dinge. Bedauert man in einem Kapitel erst noch den Sohn des Buchhändlers, der von seinem Vater dazu gezwungen wird für dessen Traum alles andere beiseite zu schieben und sein Leben der ihm verhassten Buchhandlung zu widmen, kehrt sich dieses Bedauern um, als man den Sohn lesend näher kennenlernt.

Auch bekommt die Lage der Frauen, die jahrzehntelang unter einem frauenfeindlichen Regime leben mussten, Platz in dieser Erzählung, beispielsweise in der Form der Schmach, die des Buchhändlers erste Frau erdulden musste, als er sich entschied eine jugendliche Zweitfrau zu nehmen. Die Erzählung Seierstads ist durchflochten von der Ambivalenz, die auf ihre Weise sicher beispielhaft für viele afghanische Familien und die sowohl gelebten als auch die aufgezwungenen Werte stehen kann.

Ein sehr intimes Porträt eines afghanischen Haushaltes, das bisweilen sehr verwirrend anmuten kann.

Veröffentlicht am 23.11.2020

Interessanter und informativer Blick in eine fremde Kultur.

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Das auf Tatsachen beruhende Reportagebuch „Der Buchhändler aus Kabul“ von der norwegischen Schriftstellerin Åsne Seierstad erschien bereits 2002 erstmals im norwegischen Original.

Es geht in diesem Werk ...

Das auf Tatsachen beruhende Reportagebuch „Der Buchhändler aus Kabul“ von der norwegischen Schriftstellerin Åsne Seierstad erschien bereits 2002 erstmals im norwegischen Original.

Es geht in diesem Werk um ihren mehrmonatigen Aufenthalt in Afghanistan nach dem Sturz des Talibanregimes.

Sie verbrachte diese Zeit in der in Kabul lebenden Familie des eleganten 56-jährigen Buchhändlers Shah Mohammad Rais, im Buch genannt Sultan Khan, und schildert in diesem Werk aus verschiedenen Perspektiven das für westliche Leser rückständig anmutende Leben dieser afghanischen Großfamilie.

Manches von dem sie berichtet, hat sie selbst erlebt, manche Geschichten, Gedanken oder Emotionen wurden ihr erzählt und anvertraut.

Abwechselnd kommen der Buchhändler, der neben offiziellen Büchern auch „verbotene Literatur“ verkauft, seine Frauen oder Kinder zu Wort.
Dabei erfahren wir in 19 locker miteinander verknüpften Episoden viel über den Lebensalltag in Afghanistan, die Sorgen, Nöte und Hoffnungen der Menschen sowie über die Rolle, die Situation und den Zwiespalt der afghanischen Frauen, die seit Generationen dermaßen von den zementierten und gewachsenen Strukturen geprägt wurden, dass sie ihr Los oft als unumstößlich bzw. selbstverständlich ansehen.

Wir erfahren so manches über den Buchhändler und seinen Laden, über sein hartes Regiment als Familienoberhaupt, über teilweise befremdliche Rituale und häufig diskriminierende Traditionen, das Tragen der Burkha, Brautwerbung, Hochzeiten, Zwangsverheiratungen, Mehrehe, Bildungssystem, Moralvorstellungen, die Schreckensherrschaft der Taliban, und vieles mehr.

Wir lesen von einem Besuch im Hammam, von einer religiösen Pilgerfahrt und von einem Marktbesuch.

Aus vielen Puzzleteilen entsteht so ein buntes, lebendiges, atmosphärisches und facettenreiches Bild.

Das Buch hat eine umstrittene und bewegte Vergangenheit hinter sich. Es hat sehr kontroverse Debatten ausgelöst, da es von der Buchhändlerfamilie nach der Veröffentlichung angefochten wurde.
Die Familie fühlte sich in ihrer Ehre gekränkt und zog gegen Autorin und Verlag vor Gericht.
Ein 13 Jahre andauernder Prozess folgte.
Eine der Frauen des Buchhändlers warf der Autorin vor, Gerüchte verbreitet zu haben und der Buchhändler selbst klagte sie wegen Verleumdung an.
In späteren Übersetzungen strich Åsne Seierstad einige Passagen.

Nach der Lektüre des am 1.9.2020 im Kein & Aber Verlag erschienenen Taschenbuchs kann ich unschwer nachvollziehen, dass die 1970 geborene Kriegsreporterin Åsne Seierstad für ihr meines Erachtens sachliches und informatives Werk, das eher Bericht als Roman ist, mehrere Auszeichnungen erhielt.

Ich empfehle es sehr gerne weiter! Es regt zum Nachdenken an, ist intensiv, unterhaltsam und kurzweilig, gleichermaßen fesselnd wie beklemmend und hallt nach.

Es brachte mich in Berührung mit einer fremden Kultur, gestattete mir Einblicke in eine andere Welt und erlaubte mir einen Blick über den Tellerrand.
Neben all dem Lob möchte ich aber auch betonen, dass dieses Buch kritisch gelesen werden muss, obwohl die Autorin nicht wertet oder urteilt.
Der Leser kann selbst seine Schlüsse ziehen, sollte aber die Geschichte und Hintergründe des Buches nicht außer acht lassen.
Wo endet die Wahrheit, wo beginnt die Fiktion?
Was wurde in den Geschichten, die man ihr erzählte beschönigt, was war real?
Was konnte die Autorin aufgrund der Sprachbarriere vielleicht nicht richtig interpretieren oder nachvollziehen?


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