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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.05.2024

Großer Fan der Reihe!

Boys Run the Riot 2
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Um ihr neu gegründetes Label weiter voranzutreiben, suchen sich Ryo, Jin und Itsuka Jobs, denn sie brauchen Geld für ihr Projekt. Ryo versucht einen Aushilfsjob zu finden, bei dem er der Junge sein kann, ...

Um ihr neu gegründetes Label weiter voranzutreiben, suchen sich Ryo, Jin und Itsuka Jobs, denn sie brauchen Geld für ihr Projekt. Ryo versucht einen Aushilfsjob zu finden, bei dem er der Junge sein kann, als der er sich fühlt. Doch das gestaltet sich als gar nicht so leicht für ihn, der im Körper eines Mädchens geboren wurde. Als er endlich eine Stelle findet, bei der er akzeptiert wird, lernt er eine Kollegin kennen. Ihre Art nervt Ryo zunächst stark, doch sie könnte eine wirklich gute Freundin werden. Doch dann gibt es einen Zwischenfall, bei dem Ryo wieder auf sein angeborenes Geschlecht reduziert wird, und ihm ist danach, die Arbeit einfach hinzuwerfen. Stattdessen konzentriert Ryo sich wieder auf das gemeinsame Label. Um Boys Run The Riot groß rauszubringen, hat Jin eine Kampagne mit einer erfolgreichen Bloggerin organisiert. Und dann missbraucht ausgerechnet die Person, von der er sich wirklich verstanden fühlt, Ryos Vertrauen und outet ihn in seinem gesamten Umfeld...

Der zweite Band der Boys-Run-The-Riot-Reihe war ein klitzekleines bisschen dünner als der erste, doch nicht weniger intensiv. Ryo muss sich mit Menschen auseinandersetzen, die den Umgang mit einer transidenten Person nicht gewöhnt sind und ihn deshalb mehr als nur in Verlegenheit bringen. Wieder und wieder kommt er in Situationen, in denen sein gerade aufgebrachtes Vertrauen ins Wanken gerät und grundlegendes Misstrauen der einzige Weg scheint, sich gegen Enttäuschungen zu wappnen. Ryo ist ein so liebenswerter und relatable Charakter, ich liebe die Reihe richtig und freue mich auf den dritten von vier Bänden!

Veröffentlicht am 06.05.2024

Die Hochzeitsglocken läuten nicht für alle gleich wohlklingend

Das Ende der Ehe
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Am 1. Mai war Feiertag und Treffen des feministischen Buchclubs, bei dem wir Emilia Roigs „Das Ende der Ehe. Für eine Revolution der Liebe“ gelesen haben. Das Buch hatten wir ausgewählt, bevor Roig in ...

Am 1. Mai war Feiertag und Treffen des feministischen Buchclubs, bei dem wir Emilia Roigs „Das Ende der Ehe. Für eine Revolution der Liebe“ gelesen haben. Das Buch hatten wir ausgewählt, bevor Roig in den sozialen Netzwerken mit antisemitischen Aussagen aufgefallen ist. Entsprechend Bauchschmerzen hatten manche von uns, das Buch vor dieser Kulisse zu besprechen.
Wem es beim aktuellen politischen Klima gelingt, Autorin und Werk zu trennen, der bekommt einen umfassenden Einblick, was an der Institution Ehe richtig, richtig falsch läuft. Deshalb gucken zwischen den Seiten meines Exemplars auch Fähnchen raus, mit denen ich mir viele Stellen markiert habe, die ich besonders interessant fand. Unbezahlte Care- und Sorgearbeit, systematische Benachteiligung der Frau in der Ehe, Sexarbeit, die patriarchale Kernfamilie, Geld, alternative Erziehungs- und Fürsorgemodelle, gleichgeschlechtliche Ehe – das sind unter anderem Themen, denen sich Roig in in ihrem Buch widmet und die ich in ihrer Fülle gar nicht wiedergeben kann, weil sie mich noch immer beschäftigen und in einem stetigen Denkprozess halten. Die Autorin bietet keinen abschließenden Lösungsansatz, das wäre auch utopisch bei der Abschaffung eines Systems, das sich über Jahrhunderte verfestigt hat. Sie liefert aber Ansätze, über dieses System zu reflektieren, erzählt aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz und zeigt auf, was zumindest möglich sein könnte.

Ich bin sehr froh, dass wir uns im feministischen Buchclub dazu entschlossen haben, „Das Ende der Ehe“ zu lesen. Ich hatte es schon länger auf dem Schirm, und so gab es einen Anlass, dieses relevante Buch nicht weiter nur auf der Merkliste zu haben, sondern endlich mal „durchzuarbeiten“!

Veröffentlicht am 06.05.2024

Ungerechtigkeit in höchsten Kreisen

Prima facie
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Ihren prekären Voraussetzungen zum Trotz hat Tessa alles erreicht, was man an ihrem bisherigen Punkt im Leben schaffen kann. Sie hat ihre Herkunft hinter sich gelassen, mit einem Stipendium in Cambridge ...

Ihren prekären Voraussetzungen zum Trotz hat Tessa alles erreicht, was man an ihrem bisherigen Punkt im Leben schaffen kann. Sie hat ihre Herkunft hinter sich gelassen, mit einem Stipendium in Cambridge Jura studiert, gehört seit sechs Jahren einer renommierten Kanzlei an und gewinnt einen scheinbar aussichtslosen Fall nach dem anderen. Doch Tessa merkt auch, dass sie ihre Abstammung nie ganz abschütteln wird, nie zu den Familien mit Old Money gehören wird, für die Status eine Selbstverständlichkeit ist, während Tessa sich die Symbole ihres Standes hart erarbeitet hat.
Ihren Erfolg verdankt Tessa einem scharfen Intellekt und ihrem Verständnis des Gesetzes und was es für die leistet, die ihm unterstehen. Die junge Anwältin hat ein tiefes Vertrauen in die Justiz, ihrer Auffassung nach gibt das Gesetz jedem eine faire Chance, solange die Anwälte beider Parteien eines nur die bestmögliche Geschichte vor eine Jury und eine:n Richter:in bringen.
Auf dem Höhepunkt ihres Lebens und ihrer Karriere widerfährt ihr ein so großes Übel, das Tessa an ihr Vertrauen in das Gesetz zweifeln lässt. Wie kann Gerechtigkeit hergestellt werden, wenn die Justiz sie einem versagt?

Suzie Miller „Prima Facie“ setzt aus den Facetten Vorher, Damals, Jetzt, Danach ein Bild zusammen, um den Werdegang ihrer Protagonistin zu zeichnen. Tessa Ensler ist eine allzu nahbare Frau mit Wünschen, Träumen, Hoffnungen, Sorgen und Ängsten, deren während der Geschichte erlittenes Unrecht einer jeden von uns hätte passieren können. Die Geschichte, wie sie erzählt ist, hat mich über das Ende hinaus zum Sinnieren angeregt. Ein sehr empfehlenswertes Buch!

Veröffentlicht am 06.05.2024

Nach "Die Wut, die bleibt" geht es in "Und alle so still" um das größere Ganze

Und alle so still
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Elin, Ruth und Nuri tragen jeweils ihre individuellen Probleme mit durch die Welt - und doch sind diese eng mit den Ereignissen verknüpft, die plötzlich in der Stadt passieren. Es beginnt damit, dass sich ...

Elin, Ruth und Nuri tragen jeweils ihre individuellen Probleme mit durch die Welt - und doch sind diese eng mit den Ereignissen verknüpft, die plötzlich in der Stadt passieren. Es beginnt damit, dass sich vor dem Krankenhaus Frauen niederlegen. Ausnahmslos Frauen. Sie äußern keinen Protest, sie formulieren keine Forderungen, sie liegen einfach da. Wie erschöpft. Und das sind sie. Erschöpft vom Kümmern, vom Sorgen, von all der unsichtbaren Arbeit, die vielfach auf Frauen abgeschoben wird, weil sie als nicht prestigeträchtig, nicht groß genug erachtet wird.
Aus einem einzelnen Ereignis werden mehrere, und aus mehreren Ereignissen schließlich ein Brand, den die Regierung nicht zu löschen vermag. Die Frauen verweigern sich, und das System, das auf so viel unbezahlter Kümmerarbeit beruht, bricht zusammen, als Krankenhäuser nicht mehr funktionieren, weil schon mit dem Fehlen von Sauberkeit und Versorgung, die viel von weiblichem Pflege- und Reinigungspersonal verrichtet wird, die Basis wegbricht. Doch was kommt nach dem Zusammenbruch, wenn alle, die systemrelevante Arbeit leisten, sie nicht mehr ausführen?

Mareike Fallwickl hat ein interessantes Szenario geschaffen - Ausgang offen. Ich muss gestehen, dass ich zunächst Schwierigkeiten hatte, mich in dieses Buch einzufinden. Zu sehr hab ich nach einem Ankerplatz für meine Zuneigung gesucht, die ich ihren Charakteren wie in "Die Wut, die bleibt" oder "Das Licht ist hier viel heller" entgegenbringen wollte. Fallwickl ging es aber um mehr als darum, fiktive Individuen zu kreieren, mit denen man mitfühlt. Es geht um eine Kritik an einem System, das so marode ist, dass es in sich einstürzen würde, wenn all das ehrenamtliche und nicht erwerbsarbeitende Engagement herausziehen würde. Ein Buch, das Diskussionsstoff bietet!

Veröffentlicht am 06.05.2024

Spannender Ansatz!

Femina Sapiens
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Lange wurde die Prähistorie des Menschen aus männlicher Perspektive gesehen und niedergeschrieben. Höhlenmalereien? Stammten lange vermeintlich von männlichen Hominiden - doch jüngere Forschungen haben ...

Lange wurde die Prähistorie des Menschen aus männlicher Perspektive gesehen und niedergeschrieben. Höhlenmalereien? Stammten lange vermeintlich von männlichen Hominiden - doch jüngere Forschungen haben ergeben, dass viele Handabdrücke in den ersten Malereien nur von weiblichen Händen geschaffen worden sein konnten. Waffen als Grabbeigaben? Sehr lange ging man davon aus, dass ausschließlich Männer mit Waffen bestattet wurden - aber auch Frauen haben gekämpft und Ruhm erlangt, mit dessen Insignien ihre sterblichen Überreste ins Jenseits gesendet wurden.

Femina Sapiens gibt den Impuls, Frauen in der Geschichte aktiv mitzudenken und die Relevanz des Weiblichen durch die Historie hindurch anzuerkennen. Ein wirklich sehr schönes Kindersachbuch!