Sehr bewegend und empfehlensweret
22. Juli 2011, Anders Breivik und seine zwei Terrorakte, erst in Oslos Regierungsviertel, dann auf der Insel Utøya, wo er gnadenlos vor allem Teenager im Sommerlager der Arbeiterpartei niedermähte.
Das ...
22. Juli 2011, Anders Breivik und seine zwei Terrorakte, erst in Oslos Regierungsviertel, dann auf der Insel Utøya, wo er gnadenlos vor allem Teenager im Sommerlager der Arbeiterpartei niedermähte.
Das zentrale Thema in Åsne Seierstad's sehr beeindruckendem Buch: Der Mörder war "Einer von uns", wie konnte das passieren? Wie wurde ein eher regulärer Norweger so radikalisiert, und das in einem eher friedlichen und harmonischen Land?
Seierstad erzählt die Geschichte anhand von Fakten, geht jedem Schritt in Breiviks Leben nach. Von seiner Geburt und frühesten Kindheit, seinen komplizierten Familiendynamiken und Beziehungen, seine vielen vergeblichen Versuche, besonders zu sein, dazu zu gehören und dann doch nichts davon zu erreichen.
Die Autorin gibt weder diesen äußeren Umständen noch der Gesellschaft die Schuld, dennoch haben sie ihren Teil dazu beigetragen: Seien es die Grenzen des norwegischen Jugendhilfe- bzw. Sozialsystems, die unfähige Mutter, des Fehlen psychologischer Unterstützung für sie und/oder die Familie. Am Ende fiel Breivik auf die platte "Der Untergang des Abendlandes steht bevor"-Masche herein und reagierte darauf auf die schlimmste aller denkbaren Arten.
77 Todesopfer - die Zahl alleine ist schlimm genug. Seierstad gibt ihnen eine Stimme, verschafft ihnen Gehört, lässt uns an ihren Träumen, Hoffnungen und letztlich ihrem Schicksal teilhaben. Auch sie waren "Eine(r) von uns".