Phantasie versus Schönheit
„Man muss Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern zu gebären.“
Nachdem mir vor ein paar Monaten „Hotel Silence“ von Auður Ava Ólafsdóttir recht gut gefallen hat, wollte ich unbedingt ein weiteres ...
„Man muss Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern zu gebären.“
Nachdem mir vor ein paar Monaten „Hotel Silence“ von Auður Ava Ólafsdóttir recht gut gefallen hat, wollte ich unbedingt ein weiteres Buch dieser Autorin lesen, die als eine der besten Islands gilt. Und ich muss sagen, es hat sich gelohnt, dieses Buch zur Hand zu nehmen!
Wir werden entführt ins Island der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts und rattern mit der Erzählerin Hekla, die den Namen eines Vulkans trägt, in einem alten Bus über steinige Straßen nach Reykjavík. Dort will sie ihre Schriftstellerkarriere starten, was zur damaligen Zeit ein schwer zu verwirklichendes Unterfangen für eine Frau ist. Sie hält sich mit Aushilfsjobs über Wasser und bekommt ein Angebot zur Teilnahme an der Miss-Island-Wahl. Wir lernen ihre Freundin Ísey und ihren schwulen Freund Jón John kennen. Auch die haben es nicht leicht. Während Ísey als verheiratete Mutter ein recht einsames Leben frönt, kämpft Heklas Freund wegen seiner sexuellen Ausrichtung um Anerkennung. Und Hekla kann ihre Texte nur unter einem männlichen Synonym veröffentlichen, da bei Frauen Schönheit mehr zählt als Kopfarbeit.
Sehr gut gefallen haben mir die Beschreibungen des Lebens auf der Insel, der Natur und der Schwierigkeiten beim Fischfang. So manches isländische Wort war für mich allerdings unlesbar. Sogar ein Juror bei einer Misswahl meinte einst: „der Name der Schönheitskönigin klinge so, als stürze ein Wasserfall aus Kieselsteinen in einen isländischen Fjord.“
Das ist ein Buch zum Verschlingen! Ich hatte die über 200 Seiten innerhalb von zwei Tagen ausgelesen.
Auður Ava Ólafsdóttir wurde 1958 in Reykjavík geboren. Die Bestsellerautoin studierte an der Sorbonne Kunstgeschichte und lebte in Frankreich und Italien. Laut Wikipedia lehrt sie an der Universität Reykjavík und ist Direktorin des Museums der Universität Islands. Sie schreibt Romane, Theaterstücke und Gedichte. Ihre Bücher, in über 25 Sprachen übersetzt, wurden vielfach ausgezeichnet. Für ihren Roman Miss Island erhielt sie in Frankreich 2019 den Prix Médicis étranger für den besten ausländischen Roman des Jahres.
Fazit: Leseempfehlung!