Schönheit zwischen Verfall und Schrott
Aufgeplatzte Tapeten hängen in Fetzen von den Wänden, geben einen Blick auf nacktes, bröckeliges Gestein frei.Das einst so kunstvoll geschmiedete Treppengeländer wirkt mit seinen verstaubten Schnörkeln ...
Aufgeplatzte Tapeten hängen in Fetzen von den Wänden, geben einen Blick auf nacktes, bröckeliges Gestein frei.Das einst so kunstvoll geschmiedete Treppengeländer wirkt mit seinen verstaubten Schnörkeln und Ranken wie ein mahnend erhobener Zeigefinger und die Sonne zaubert mit in der Luft tanzenden Staubpartikeln ein mystisch anmutendes Spiel auf dem ausgetretenen Parkettboden. Treppenhäuser, die entfernt an die Filmkulisse von Harry Potter erinnern und trotzdem ins Nichts führen, Fußballstadien, in denen schon längst kein Fanjubel mehr zu hören ist.
Schlafende Schönheiten zwischen Rost und Moos, hinter einst imposanten Fassaden und Maschinen, die noch heute von einer Leidenschaft für Technik und Fortschritt erzählen, werden in diesem Buch wieder zum Leben erweckt. Die Aufmachung ist schlicht, jedoch sehr wirkungsvoll, denn die Seiten atmen Geschichte, werfen das Kopfkino an und die lebendigen Texte, in Verbindung mit den eindrucksvollen Aufnahmen, machen das Buch zu einem sehr sinnlichen und abenteuerlichen Leseerlebnis.
Der "Atlas der Lost Places" ist eine Kombination aus ästhetischer Anziehungskraft, Abenteuerlust und dem Drang, den Geschichten zu lauschen, die die verlassenen Orte und Bauwerke erzählen, um sie anschließend selbst aufzusuchen. Wer sich auf die Abenteuer im Buch einlässt, wird nicht nur beeindruckende Bilder betrachten, sondern auch einen Blick in die Vergangenheit werfen, die manchmal noch gar nicht so lange her ist.