Im Aufwind flügelschlagend ( Friederike Mayröcker ) 🌪🌬
Marcel Reich - Ranicki hat circa 66 Lyrikerinnen vom Mittelalter bis in die relative Gegenwart sorgfältig ausgewählt und das Buch mit einem erläuternden Nachwort versehen. ( Das Buch ist von 2013 ).
Es ...
Marcel Reich - Ranicki hat circa 66 Lyrikerinnen vom Mittelalter bis in die relative Gegenwart sorgfältig ausgewählt und das Buch mit einem erläuternden Nachwort versehen. ( Das Buch ist von 2013 ).
Es sind die berühmtesten Poetinnen aus dem deutschsprachigen Raum vertreten, aber auch weniger bekannte ( oder nur Experten vertraute ) vertreten. Zur letzteren gehören Rebecca Litter, Elfriede Gerstl, Eva Zeller, Ilona Bodden, Resi Chromik, Evelyn Schlag, Daniela Danz und Nadja Küchenmeister zum Beispiel. Unbekannter bedeutet aber mitnichten, daß sie weniger gut seien als die bekanntesten, au contraire. Sie gehören zu den Entdeckungen bzw. Wiederentdeckungen.
Natürlich sind ebenso die üblichen Verdächtigen vertreten wie Annette von Droste - Hülshoff, Else Lasker - Schüler, Nelly Sachs, Gertrud Kolmar, Marie Luise Kaschnitz, Rose Ausländer, Hilde Domin, Mascha Kaléko, Christine Lavant, Ilse Aichinger, Selma Meerbaum - Eisinger, Ingeborg Bachmann, Hertha Kräftner, Sarah Kirsch und Ulla Hahn.
Diese feminine Kompendium ist eine regelrechte Fundgrube, wirkliche Entdeckungen zu machen und güldene Schätze zu heben. Wer sich für Lyrik interessiert, entdeckt aus jeder Epoche, die in diesem Band vertreten ist, Poeme, die ihm oder ihr gefallen wird. Ja, auch für den lyrikinteressierten Mann lohnt es sich, sich mit der weiblichen Dichtung auseinanderzusetzen.
Wenn man die klassischen Geschlechter männlich / weiblich als Ying und Yang betrachtet, die sich komplementär ergänzen, ( Diverse und Gleichgeschlechtlich liebende Menschen sind wiederum ein eigenes komplexes Thema für sich, die einer ureigenen Betrachtung im Gesamtkontext bedarf, um ihm gerecht zu werden ), dann sollte man sich der weiblichen Lyrik annehmen, um zu sehen, was anders und gleich ist mit der maskulinen.
Diese Auseinandersetzung lohnt sich sehr wohl. Unterscheidet sich die Poesie des sogenannten schönen Geschlechts, weil sie die Welt anders als Männer sehen, wie Marcel Reich - Ranicki behauptet? Wie groß differiert die Dichtung? Tut sie das tatsächlich? Und in welchen Belangen?
Und dann noch die interessanteste Frage: Wieviel Poesie ist im Laufe der Jahrhunderte für immer veelorengegangen, von Frauen wie von Männern, warum auch immer und wir bekommen nie mehr Kenntnis davon, daß auch diese oder jene Person gegeben hatte, die ebenso in den großen Kanon gehört hätten? Schade! Sehr schade!