Plädoyer für Geschlechtergerechtigkeit
Vor wenigen Tagen endete die dritte Vollversammlung des Synodalen Wegs, des Reformprozesses der katholischen Kirche in Deutschland, den ich wie die beiden vorangegangenen in meinem Hauptberuf beobachtete. ...
Vor wenigen Tagen endete die dritte Vollversammlung des Synodalen Wegs, des Reformprozesses der katholischen Kirche in Deutschland, den ich wie die beiden vorangegangenen in meinem Hauptberuf beobachtete. Die engagierten, auch emotionalen Diskussionen, das Ringen um Veränderungen - das ist dort schon spannend.
Vielleicht ist es für viele Menschen in der heutigen, säkularisierten Gesellschaft eine Randdiskussion - die Rolle der Kirchen im Alltag ist lämgst nicht mehr wie zu den Zeiten unserer Großeltern. Und angesichts des Ausmaßes des Missbrauchsskandals, der Vertuschungen und Mängel bei der Aufarbeitung könnte man vielleicht sagen, dass das Vertrauen längst weg ist. Und doch - in den Foren und Diskussionen wird um eine andere Kirche gestritten. Besonders fallen dabei immer wieder die Stimmen engagierter, kluger und beharrlicher Frauen auf, die Rechte einfordern und mehr Geschlechtergerechtigkeit. Dass da ganz selbstverständlich der Gendersternchen-Knacklaut mitgesprochen wird und es öffentliche Outings queerer Delegierter gibt, zeigt, wie es auch sein könnte.
In dem von Schwester Philippa Rath herausgegebenen "Frauen ins Amt!" sind auch zahlreiche Beiträge von Synodalen zu finden - von vielen Männern, und gewissermaßen als Kontrapunkt, von drei Frauen. Philippa Rath, eine resolute und selbstbewusste Benediktinerin, hat sich für ein Schuldbekenntnis der Kirche auch gegenüber den Frauen ausgesprochen.
In dem Buch lässt sie allerdings andere sprechen beziehungsweise schreiben. Theologen, ob nn Priester, Ordensmitglieder oder Laien, begründen, warum die - in Ämtern und Hierarchie - ausschließlich männlich geprägte Kirche sich selber schadet und auf Potenzial verzichtet, wo sie selbst durch Frauen religiös und spirituell geprägt wurden und wie sie die Ausbremsung von Frauen und Mädchen erlebt haben - angefangen von der Diskussion über Ministrantinnen vor einigen Jahrzehnten bis zur Zusammenarbeit mit Gemeinde- oder Pastoralreferentinnen, die ungeachtet ihre Qualifikation, ihres Charismas und ihrer Fähigkeiten amgesichts der geltenden Strukturen nur bis zu einem bestimmten Punkt kommen, aber nicht darüber hinaus.
Bleibt es auch so? Sowohl in diesem Buch als auch in den Diskussionen der Synodalversammlung zeigt sich ein anderes Meinungsbild, auch wenn manche der Männer nach eigenem Eingeständnis Jahrzehnte brauchten, bis ihnen die Ungerechigkeit in der Behandlung der Geschlechter klar wurden.. Aber die Entscheidungen für die katholische Kirche werden - und das dürfte das größte Problem auf dem Weg zu einem Wandel sein - immer noch im Vatikan getroffen.