Lechaim - aufs Leben!
So sagt man "Prost" auf hebräisch, aber es beinhaltet so viel mehr, denn das Leben an sich verdient es, Tag für Tag gefeiert zu werden: einfach dafür, dass man es noch hat. Dies ein Gedanke, der mir bei ...
So sagt man "Prost" auf hebräisch, aber es beinhaltet so viel mehr, denn das Leben an sich verdient es, Tag für Tag gefeiert zu werden: einfach dafür, dass man es noch hat. Dies ein Gedanke, der mir bei diesem israelischen Kochbuch, das den Festen und Feiertagen gewidmet ist, durch den Kopf geht. Warum sonst sollte eines der Kapitel dem Alltag gewidmet sein?
Der christlich bzw. religiös orientierte SCM Verlag hat dieses Buch herausgegeben und das spürt man auf jeder Seite - durch die Erläuterungen zu den einzelnen Festen und Feiertagen vor jedem Kapitel, vor allem jedoch durch die Bibelzitate zu jedem Rezept, die das Buch aus meiner Sicht ganz besonders abrunden. Hier wird deutlich, was für weite Kreise die Juden oft ziehen mussten - geographisch und dadurch bedingt dann auch soziokulturell, denn es ist ein kosmopolitisches Kochbuch. Allerdings mit einem starken - aus meiner Sicht etwas zu starken Fokus auf den arabischen Raum, die osteuropäischen Rezepte, die in der israelischen Küche ja auch durchaus eine Rolle spielen, sind in der Minderzahl. Vermisst habe ich Klassiker wie "Gefilte Fisch", die bei Feiertagen doch sicher auch eine Rolle spielen. Und außerdem - trotz des arabischen Schwerpunkts Rezepte mit Avocado. Diese Frucht liebe ich sehr, gerade auch im Kontext der israelischen Küche.
Eine Besonderheit ist auch der Umstand, dass alle Rezepte von Hobbyköchen, die sich freiwillig für diesen "Job" gemeldet hatten, gekocht und fotografiert wurden. Sie alle haben ihre Kocherfahrungen zum jeweiligen Rezept kommentiert, was dem Buch eine ganz besondere individuelle Note verleiht.
Viele der Rezepte sind ein Kleinod für sich. Es ist zahlreiche dabei - wie ein absolut köstlicher marokkanischer Karottensalat und Zucchinipuffer, um nur zwei Beispiele zu nennen, die ich noch öfter nachkochen werde: Schnell und unkompliziert, mit preisgünstigen Zutaten, dennoch mit einer ganz besonderen Note. Gestört hat mich allerdings eines: In Deutschland ungewöhnliche Zutaten wie Kaschkawal-Käse oder Baharat werden weder erläutert noch werden Alternativen vorgeschlagen. Muss man selbst drauf kommen! Empfehlungen und Erklärungen hierzu hätte ich sehr hilfreich gefunden!
Dennoch ein ganz besonderes und empfehlenswertes Kochbuch, das die jüdische Kultur auf ganz besondere, vielfältige Weise vermittelt und deutlich macht, wie weit verbreitet das Judentum in der ganzen Welt von jeher war und gottseidank - wenn auch leider nicht mehr in dem Ausmaß wie früher - wieder ist.