Cover-Bild Kritik des deutschen Kolonialismus
(1)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
24,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Brandes & Apsel
  • Themenbereich: Geschichte und Archäologie - Geschichte
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 196
  • Ersterscheinung: 29.09.2021
  • ISBN: 9783955583071

Kritik des deutschen Kolonialismus

Postkoloniale Sicht auf Erinnerung und Geschichtsvermittlung
Wolfgang Geiger (Herausgeber), Henning Melber (Herausgeber)

Das Buch liefert Informationen, Analysen und Impulse, die in anschaulicher und fundierter Weise Kenntnisse und Anregungen vermitteln, die zur intensiveren Beschäftigung mit dem deutschen Kolonialismus motivieren und befähigen. Der Band bietet Anregungen und Handreichungen zur Sensibilisierung für eine angemessenere Befassung mit dem Kolonialismus und seinen Folgen im Denken und Handeln für den Schulunterricht und der Darstellung im öffentlichen Raum. Beitragende sind neben Wolfgang Geiger und Henning Melber: Albert Gouaffo, Israel Kaunatjike, Yann LeGal, Dörte Lerp, Susann Lewerenz, Mnyaka Sururu Mboro, Hermann Mückler, Frank Schweppenstette, Richard Tsogang Fossi und Dotsé Yigbe.

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.08.2023

Plädoyer für eine angemessenere Betrachtung der deutschen Kolonialgeschichte

0

Es gibt zahlreiche gute Überblickswerke über die deutsche Kolonialgeschichte, und auch die Frage nach kolonialen Kontinuitäten wurde bereits vielfach behandelt. Braucht es also noch weitere Ausführungen? ...

Es gibt zahlreiche gute Überblickswerke über die deutsche Kolonialgeschichte, und auch die Frage nach kolonialen Kontinuitäten wurde bereits vielfach behandelt. Braucht es also noch weitere Ausführungen? Ja, sage ich nach Lektüre der vorliegenden Sammlung, herausgegeben von Geschichtslehrer Wolfgang Geiger und Politikwissenschaftler und Soziologe Henning Melber. Vor dem Hintergrund der Anerkennung des Genozids in Südwestafrika (Namibia) durch die deutsche Politik und dem sogenannten Historikerstreit 2.0, ob und wie Kolonialismus und Holocaust zusammenhängen, tauchen Fragestellungen auf, die noch nicht beantwortet wurden. Das Buch liefert neue Impulse, die zur Beschäftigung mit dem Thema befähigen und motivieren.

Der Band gliedert sich in drei Abschnitte: Das einführende Kapitel stellt grundsätzliche Überlegungen an zur Geschichte und erinnerungskulturellen Wahrnehmung des Kolonialismus in Deutschland. Im ersten Thementeil geben die Autoren an den Beispielen Südwestafrika, Kamerun, Togo, Deutsch-Ostafrika, den Südseegebieten und Kiautschou einen knappen Einblick in historische und spezifische Eigenheiten des jeweiligen Gebiets. Ein Augenmerk der Beiträge liegt auf den kolonialen Kontinuitäten in der Gegenwart. Auch die Täter-Opfer-Dualität wird an einigen Stellen aufgebrochen, stattdessen die heterogene Gruppe der Einheimischen skizziert, die zwischen Kooperation und Widerstand eigenständige Rollen einnahmen. Der zweite Thementeil bietet Anregungen zum geschichtsdidaktischen Umgang mit Kolonialismus und der Auseinandersetzung mit einseitigen eurozentrischen Bildern in Schulunterricht und Museen.

Vieles ist nicht neu, einiges verkürzt dargestellt. Allerdings erhebt das Buch nicht den Anspruch, sich tiefergehend mit der historischen Dimension deutscher Kolonialgeschichte zu befassen. Vielmehr liegt seine Besonderheit darin, dass durch die Ergänzung von Personen aus dem Globalen Süden und/oder Betroffenen die Darstellungen an Tiefe gewinnen und zum Perspektivenwechsel anregen. Beispielsweise ordnet der namibische Aktivist Israel Kaunatjike, der sich seit Jahren für die Anerkennung des Genozids an Ovaherero und Nama einsetzt, die jüngsten Geschehnisse kritisch ein und erklärt, warum die deutsche Politik nicht weit genug geht. Der Tansanier Mnyaka Sururu Mboro, Gründungs- und Vorstandsmitglied von Berlin Postkolonial, bereichert das Kapitel zu Deutsch-Ostafrika mit Erläuterungen, wie sich Menschen in Tansania an die Kolonialzeit erinnern und erklärt, warum Begriffe wie „Häuptling“ oder „Aufstand“ mit Vorbehalt zu sehen sind.

Ein feministischer Wermutstropfen hingegen bleibt: Nur einer von zwölf (!) Beiträgen wurde von Frauen verfasst. Insgesamt sind die fast 200 Seiten mit neuen Argumenten ein Plädoyer für die angemessenere und sensiblere Betrachtung der deutschen Kolonialgeschichte.

Rezension zuerst erschienen im HABARI-MAGAZIN 04/2021 des Tanzania Network e.V.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere