Die Lügen, die uns formen.
Inhalt und meine Meinung:
[ Achtung, ich berichte hier teilweise aus dem Inhalt des Romans. ]
Der Roman spielt in einer deutschen Stadt im Jahre 2013. Besitzt also eine gewisse Aktualität; auch vor dem ...
Inhalt und meine Meinung:
[ Achtung, ich berichte hier teilweise aus dem Inhalt des Romans. ]
Der Roman spielt in einer deutschen Stadt im Jahre 2013. Besitzt also eine gewisse Aktualität; auch vor dem Hintergrund des Flüchtlingsthemas.
Der Roman dreht sich um drei Personen: Beba, Isa und Herrn Otten.
Diese Drei haben erst einmal nichts miteinander zu tun, werden in dem Roman aber geschickt miteinander verwoben.
Sehr gut gefallen haben mir die stellenweise fast schon poetischen Formulierungen der Autorin.
„Ein paar Minuten später war der Wolkenbruch vorbei, die Sonne kam heraus […] dampfte sie die Nässe aus den Wegen ...“ (S. 6).
Aber vieles war in meinen Augen auch ein unnötig verkomplizierter Sprachstil; stockig und (auf den ersten Blick) unzusammenhängend.
Schwierig war es auch, sich in die drei Erzählstränge einzulesen: Welche Person in welcher Situation, in welcher Timeline; denn insbesondere zu Beginn vieler Kapitel ist man als Leser lange im Unklaren, um wen und wann es gerade geht.
Man muss also, meiner Meinung nach, dem Roman Zeit geben und man darf am Anfang nicht gleich zu viel erwarten.
Sehr gut arbeitet die Autorin zu jedem der drei Protagonisten die Lebensumstände und Hintergründe heraus.
Beba:
Sie hat die Armut ihres Heimatlandes und ihre Familie verlassen in der Hoffnung auf ein neues Glück. Gestrandet in Deutschland wird sie in einem Bordell „aufgenommen“. Ihrer Familie schickt sie immer einen großen Teil ihres erarbeiteten Geldes nach Hause. Für ihre Familie ist sie jedoch nur eine bequeme Geldquelle; es werden Briefe über angebliche Krankheiten der Familienmitglieder an Beba geschrieben. Beba ist für sie eher eine Melkkuh, die ihnen in der Ferne lieber ist. So kommt es, dass im Laufe der Zeit das Bordell für Beba mehr ein Zuhause wird und ihr ihre „Kolleginnen“ näher stehen als „ihre Familie in der Heimat“.
Isa:
Tochter aus wohl behüteten Zuhause; entwickelt jedoch das Gefühl sich engagieren zu müssen. So schließt sie sich einer Gruppe Autonomer an, die sich für eine Gruppe Flüchtlinge einsetzen. Als ihre politischen Aktionen nicht die erhoffte Wirkung erzielen, geht sie einen zunehmend radikaleren Weg, was zu einer Ausuferung / Eskalation der Gewalt führt.
Herr Otten, der Innensenator:
Die Antirassismusaktivisten und der Senator stehen (politisch gesehen) jeweils auf der anderen Uferseite. Beide handeln nicht ohne nachgedacht zu haben, sondern weil sie für ihre (politischen) Ideale einstehen; weil sie meinen, ihre eigenen Ideale / Ansichten seien die Richtigen.
Die Quintessenz des Romans:
Die Lügen (= das Wunschdenken) sind es, die uns formten.
Fazit: Sehr gut.