Eine Lieblingsgeschichte
Oliver wird als Waisenkind geboren. Niemand weiß wer seine Mutter war und so kommt er sofort nach seiner Geburt ins Waisenhaus. Von dort führt ihn sein Weg ab seinem neunten Lebensjahr ins Arbeitshaus, ...
Oliver wird als Waisenkind geboren. Niemand weiß wer seine Mutter war und so kommt er sofort nach seiner Geburt ins Waisenhaus. Von dort führt ihn sein Weg ab seinem neunten Lebensjahr ins Arbeitshaus, wo es ihm nicht besser ergeht.
Das Cover ist (glaub ich) ein Bild der Originalzeichnungen. Bitte schreibt mir falls ich mich hier täuschen sollte. Und es zeigt Oliver wie es ihm eigentlich sein ganzes Leben ergeht, in einer bedrohten Pose.
Ich bin ja irgendwie ein Fan von Charles Dickens. Nachdem ich Ein Weihnachtslied und eine Hälfte von David Copperfield gelesen habe bin ich total vernarrt in seinen Schreibstil. Klar ist er schon recht altmodisch, aber ich mag seine satirische und zynische Art und man kann irgendwie kaum was ernst nehmen bei ihm.
Außerdem war ich nach den ersten Seiten schon direkt in die Zeit versetzt in der Oliver lebt.
Und was mir besonders gefällt ist, dass man doch auch schon ein bisschen was über diese Zeit von einem „Zeitzeugen“ erfährt.
Was mir etwas schwer gefallen ist, waren die ganzen Dialekte die bei der Übersetzung in den Roman geflossen sind. Ich bin eh kein Fan von Dialekten in Büchern. Ich kann mir zwar denken, dass der Übersetzer diesen Weg gewählt hat um die verschiedenen Stände zu verdeutlichen, aber trotzdem ist es für mich zum Lesen nicht angenehm.
Die Charaktere sind schon recht klassisch und stereotypisch gezeichnet. Bei jedem anderem Autor würde ich das bemängeln, aber bei Dickens kann ich da großzügig drüber hinwegsehen. Ich denke, dass liegt daran, dass man ja auch noch die Zeit bedenken muss und da werden Frauen nunmal schnell als hysterisch eingestuft oder der Jude ist halt geizig.
Aber ansonsten mag ich die Charaktere schon sehr gerne. Oliver ist natürlich der liebe, arme Knabe, den man einfach nur in den Arm nehmen möchte, weil die Welt so grausam ihm gegenüber ist.
Dann ist eine meiner Lieblingsfiguren Dodger. Ich mag seine raue, etwas überhebliche Art, denn trotzdem ist er irgendwie ein netter Kerl. Obwohl er im Buch leider etwas kurz kommt. (Außerdem heißt er hier in der Übersetzung der Baldowerer und das fand ich irritierend.)
Meine Kenntnisse über Oliver Twist hatte ich bis jetzt aus dem Film von 1997 (mit Elijah Wood als Dodger) und so kannte ich schon die Grundzüge der Geschichte. Jetzt habe ich mich gefragt, ist das wohl ein Vor- oder Nachteil, denn man geht ja nicht ganz unvoreingenommen an die Sache ran. Mich hat es in dem Falle nicht gestört, ich mag die Geschichte einfach so gerne.
Was mir noch besonders aufgefallen ist: Charles Dickens hat es nicht so mit Zeitangaben. Manchmal hatte ich das Gefühl bestimmte Dinge passieren wohl parallel oder es vergehen Tage und dann irgendwie wieder nicht. Es war manchmal sehr komisch formuliert, obwohl man der Geschichte trotzdem folgen konnte. Vielleicht war das der Vorteil dass ich den Film schon kannte. ;)
Gegen Ende nimmt die Story dann nochmal sehr rasant an Fahrt zu und Dickens rast durch die Ereignisse.
Außerdem sind einige Teile des Romans schon ein wenig konstruiert und Dickens legt sich einfach einige Stellen so zurecht, damit es passt.
Aber natürlich ist das Ende ein positives. Was hätte man auch anderes erwartet. ;)
Mein Fazit: Es gibt zwar schon viele Zufälle und auch sonst einige Mängel, die mich bestimmt bei anderen Autoren gestört hätten, aber durch die Zeit in der Charles Dickens lebte, akzeptiert man schon so einiges. Außerdem liebe ich Dickens Humor und die Geschichte ist einfach nur klasse. Werde jetzt nochmal den Film sehen müssen. Ich finde, ein lesenswertes Buch. :)