Cover-Bild Stand und Fall.
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19,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Solivagus Praeteritum
  • Themenbereich: Geschichte und Archäologie - Geschichte
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 300
  • Ersterscheinung: 12.2020
  • ISBN: 9783947064120

Stand und Fall.

Das Denkmal für Hermann von Wissmann zwischen kolonialer Weihestätte und postkolonialer Dekonstruktion
Hannimari Jokinen (Herausgeber), Flower Manase Msuya (Herausgeber), Joachim Zeller (Herausgeber)

Das Buchprojekt befasst sich mit dem wohl bekanntesten Kolonialdenkmal der Bundesrepublik Deutschland, dem Denkmal für Hermann von Wissmann. Das heute magazinierte Monument ist nicht nur eine echte Hamburgensie. Es ist darüber hinaus zu einem postkolonialen Erinnerungsort par excellence geworden. Seine bewegte Geschichte zu erzählen, bedeutet nicht zuletzt, einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung des kolonialen Erbes der Hansestadt Hamburg und Deutschlands zu leisten.

Bis heute liegt keine umfassende Aufarbeitung der wechselhaften Historie dieses Kolonialdenkmals vor. Das Buchprojekt will den Wandel von einer kolonialen Weihestätte zu einem Debatten-Mahnmal nachzeichnen und aufzeigen, wie das Monument zu einem postkolonialen Erinnerungsort par excellence wurde. Das von der Künstlerin Jokinen vorgeschlagene weiterführende Konzept „park postkolonial“ soll in der geplanten Publikation ebenfalls behandelt werden. Es umfasst eine Dekonstruktion des kolonialen Bildprogramms und stellt Fragen nach dem angemessenen Umgang mit postkolonialen Erinnerungsorten. Diskursiv ist das Buchprojekt den postcolonial studies ebenso verbunden wie dem Konzept der entangled history, der komplexen Beziehungsgeschichte kolonialer Erfahrungen und transnationaler Verflechtungen. Das Buch ist eine Zusammenarbeit zwischen Autorinnen und Autoren aus Dar es Salaam/Tansania, der Partnerstadt Hamburgs, und Deutschland.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.08.2023

"*Das Denkmal zum Nachdenkmal machen" - ein Ringen über die angemessene Auseinandersetzung mit dem Kolonialerbe

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Hermann von Wissmann war als Reichskommissar und Gouverneur in Deutsch-Ostafrika beteiligt an Ausbeutung, Unterdrückung und Gewalt. Er ist bekannt als „Löwe von Afrika“ und gilt als mutiger Held, weil ...

Hermann von Wissmann war als Reichskommissar und Gouverneur in Deutsch-Ostafrika beteiligt an Ausbeutung, Unterdrückung und Gewalt. Er ist bekannt als „Löwe von Afrika“ und gilt als mutiger Held, weil er als erster Deutscher den afrikanischen Kontinent durchquerte. An ihn erinnern nicht nur zahlreiche Bücher und Straßennamen. Für „den großen Afrikaner“ wurden auch zwei Denkmäler gestiftet: in seiner Geburtsstadt Bad Lauterberg und in Daressalam.

Ursprünglich in Ostafrika errichtet, später nach Hamburg verschifft, gestürzt, wieder aufgestellt, beschmiert, Proteste und Debatten auslösend, glorifiziert, weggeräumt, vergessen: Die wechselvolle Geschichte des Monuments aus Tansania steht im Mittelpunkt des Buches „Stand und Fall – Das Wissmann-Denkmal zwischen kolonialer Weihestätte und postkolonialer Dekonstruktion“ von Hannimari Jokinen, Flower Manase und Joachim Zeller.

Für viele sind die Denkmäler Orte der Erinnerung und Gedenkveranstaltungen – so in Bad Lauterberg, wo das zweite Ehrenmal noch immer seinen Platz hat. Andere Stimmen befürworten zwar das Stehenlassen des umstrittenen Objekts, aber nur, wenn Infotafeln über den brisanten Hintergrund aufklären. Wieder andere sprechen sich für die Entfernung der Statue aus dem öffentlichen Raum aus oder wünschen zumindest eine kritischere wissenschaftliche und künstlerische Auseinandersetzung.

Das Denkmal zum Nachdenkmal machen, fordert die Künstlerin Hannimari Jokinen mit ihrem Projekt www.afrika-hamburg.de. Der Sammelband stellt die Aktion vor und wirft verschiedene Fragen auf: Wem wird ein Denkmal gesetzt und wem nicht? Wo gibt es weitere koloniale Spuren in Ostafrika und Deutschland? Und welchen Anspruch stellt die tansanische Politik?

Die einzelnen Beiträge sind interessant: Historische Forschung wird mit künstlerischen und zivilgesellschaftlichen Perspektiven ergänzt. Die Texte sind klar verständlich geschrieben. Einiges wiederholt sich jedoch. Andere Aspekte haben nur entfernt mit dem Thema „Wissmanndenkmal“ zu tun und hätten auch weniger seitenfüllend dargelegt werden können. Eindrucksvolle Schilderungen und Fotografien von Zeitzeugen sowie Tenzi (Swahili-Gedichte) lockern die einzelnen Kapitel auf. Ein Highlight ist der Beitrag über koloniale Bauwerke und Denkmäler im heutigen Tansania.

Bei der Lektüre wird exemplarisch an der Person Hermann von Wissmann erkennbar, wieviel Leid und Gewalt die Deutschen nach Ostafrika brachten und mit welcher Ignoranz und Überheblichkeit sie herrschten. Das Buch zeigt: Es bleibt ein Ringen um Erinnerung und Vergessen. Eine angemessene Auseinandersetzung mit dem Kolonialerbe muss von Deutschen und Tansanier:innen gemeinsam bewältigt werden.

Rezension zuerst erschienen in HABARI 03/2022 "Sprachen" vom Tanzania-Network.e.V.

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