Tausend Geschenke
„Wir können das, was vor unseren Augen ist, nicht verändern. Aber wir können es mit anderen Augen sehen. Ich zähle seine tausend Geschenke, danke ihm hundert Mal am Tag. Ich genieße seine Gegenwart zwischen ...
„Wir können das, was vor unseren Augen ist, nicht verändern. Aber wir können es mit anderen Augen sehen. Ich zähle seine tausend Geschenke, danke ihm hundert Mal am Tag. Ich genieße seine Gegenwart zwischen den Wäschebergen, in der Küche, im Krankenhaus, auf dem Friedhof, der Autobahn, den Nebenstraßen, Arbeitswegen und auf allen Umlaufbahnen der Sterne. Seine Gegenwart erfüllt mich. Das ist ein erfülltes Leben.“
Ann Voskamp, die als kleines Mädchen ihre Schwester durch einen tragischen Unfall verlor, kämpft Jahre später immer noch mit den psychischen Folgen des Todes der kleinen Aimee, der ein Loch in die Leinwand ihres Lebens gerissen hat. Die Trauer verdunkelt ihre Tage, verändert ihre Wahrnehmung. Ihr Grundvertrauen und ihr Glaube an Gott werden auf eine harte Probe gestellt, wenn sie daran denkt, „DANKE“ zu sagen – und zwar für alles, was ihr in diesem Leben widerfahren ist. Danke auch in Augenblicken der Wut und der Verzweiflung sagen zu können, bei persönlichen Katastrophen, die einem scheinbar den Boden unter den Füßen wegziehen, im Wissen um das schreckliche Leiden der Armen, der Hungernden, der Waffen des Krieges. Die Autorin schreibt von einer Dankbarkeit, die man üben muss, bis sie zur „wahren Natur des eigenen Ichs geworden ist“ und bezieht sich dabei immer und immer wieder auf das „eucharisteo“, den Grund, dem Vater zu danken. Die sympathische Ehefrau eines Farmers und Mutter von sechs Kindern versucht jedoch unermüdlich, auch das „harte eucharisteo“ zu lernen, wie sie es nennt. Sie möchte die Gnade auch im Hässlichen sehen, das Hässliche als Gnadengabe zählen, um es mit ihrem Dank in Schönheit zu verwandeln. Sie fragt sich, was sie in diesem kurzen Leben anfangen, welchen Weg sie einschlagen soll, wie sie ein Leben in Fülle führen kann, und was wirklich wichtig ist. Als sie beginnt, jene Dinge in einem Notizbuch aufzulisten, für die sie dankbar ist, merkt sie erst, dass sie in Wahrheit nur für sehr wenige Dinge wirklich dankbar ist. Und so versucht sie, Achtsam zu sein auf die kleinen Dinge, bremst das Tempo ihres Alltags und verharrt dabei in Raum und Zeit, legt ihr ganzes Gewicht in den Augenblick. Und sie erkennt, dass Glaube kein einmaliges Erlebnis, sondern eine Sichtweise, ein Suchen nach Gott in allem, ist. Dieses Buch bietet eine große Fülle von solchen Augenblicken, die wir wohl täglich erleben, aber wenig beachten. Sie schärft meines Erachtens den Blick für die tausend Dinge, die uns jeden Tag begegnen, für die wir unendlich dankbar sein sollten. Doch tun wir es? Wie auch Ann Voskamp hatte ich nach Beendigen dieser Lektüre das Gefühl für viel zu wenige Gaben dankbar zu sein, ja sie als Gaben nicht einmal erkannt zu haben. Durch Anns eindringliche Worte und festgehaltenen Gedanken wurde auch meine Sicht auf die Dinge in Frage gestellt, und ich bemerkte bereits während des Lesens, wie ich begann, alles in einem anderen Licht zu betrachten. Obgleich ich zunächst große Schwierigkeiten hatte, mich mit einem für mich äußerst unangenehmen Schreibstil (Kombination Präsens und Ich-Form) anzufreunden, bin ich nun unendlich dankbar, dieses Buch gelesen zu haben. Es regt zum Nachdenken an, lässt den Leser die eigene Sicht auf die Dinge hinterfragen, und bereichert durch Anns Fülle von Erfahrungen, die sie für uns festgehalten hat. Ein wunderschönes Buch, das ich jedem ans Herz legen möchte. „DANKE“ möchte auch ich für dieses Buch sagen, das mir sehr intensive Momente geschenkt hat.
„Das habe ich für dich gemacht. Das Lächeln des Geliebten am Morgen, das Lachen der Kinder auf der Rutsche, der gelassene Blick des alten Menschen zur Abendzeit: Das habe ich alles für dich gemacht. Auch die Erde unter deinen Füßen, den Regen, der auf das zum Himmel erhobene Gesicht fällt, die Sterne, die sich rund um den Planeten drehen: Das habe ich alles für dich, für dich, für dich gemacht! Das sind meine Geschenke für dich, meine Gnade für dich!“