Cover-Bild Moshi Moshi
Band der Reihe "detebe"
12,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 26.04.2017
  • ISBN: 9783257243963
Banana Yoshimoto

Moshi Moshi

Matthias Pfeifer (Übersetzer)

Die zwanzigjährige Yotchan steht vor dem Nichts, als ihr Vater, Leader einer Rockband, plötzlich zusammen mit einer wildfremden Frau Selbstmord begeht. Mit ihrer Mutter findet sie Zuflucht in einer ungewöhnlichen WG in Tokios Künstler- und Szeneviertel Shimokitazawa. Dort findet jede auf ihre Art zu neuer Lebensfreude zurück, getragen von dem authentischen Stadtviertel und seinen Bewohnern. Kochkunst, Essenslust und eine bewegte Reifungs- und Liebesgeschichte – eine asiatisch weise Verführung zum Leben.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.02.2023

Hallo, hallo!

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„Moshi moshi (jap. もしもし) ist ein vorwiegend am Telefon verwendetes Grußwort in Japan. Es ist vom Verb mōsu (申す, dt. „(etwas) erzählen“) abgeleitet“, so sagt Wikipedia. Die Titelgebung dieses Romans von ...

„Moshi moshi (jap. もしもし) ist ein vorwiegend am Telefon verwendetes Grußwort in Japan. Es ist vom Verb mōsu (申す, dt. „(etwas) erzählen“) abgeleitet“, so sagt Wikipedia. Die Titelgebung dieses Romans von Banana Yoshimoto erklärt sich in der Geschichte und ist für alle Nichtjapaner womöglich erst mal nicht zu verstehen.

Yotchan hat ihren Vater verloren, der sich zusammen mit einer fremden Frau das Leben nahm. Der Verlust des Vaters wiegt schwer für sie, in der elterlichen Wohnung hält sie es nicht mehr wirklich aus, aber auch für ihre Unabhängigkeit im Prozess des Erwachsenwerdens zieht sie in das Tokyoter Szeneviertel Shimokitazawa. Dort macht sie es sich schnell gemütlich in einer kleinen, altmodischen Wohnung. Sie lebt sich schnell ein und ist selten zu Hause, denn sie arbeitet mit Leib und Seele in einem kleinen Bistro in der Nähe ihrer Wohnung. Sie steckt ihr ganzes Herz in ihre Arbeit, aber es ist nicht zu leugnen, dass sie dadurch auch vom Verlust der Vaterfigur fortzulaufen versucht.

Bald nach ihrem Auszug taucht ihre Mutter in Shimokitazawa auf. Selbstredend leidet auch sie unter dem Verlust des Mannes, ebenso wie Yotchan hält die Mutter es in der Familienwohnung nicht mehr aus. Sie bittet ihre Tochter für einige Zeit bei ihr wohnen zu dürfen, denn Yotchan ist der einzige Bezug, den die Mutter hat. Sie möchte Yotchan nicht auf die Nerven gehen, betont die Mutter, aber Yotchan ist um die Einschränkung ihrer erst vor kurzem erworbenen Selbstständigkeit gewiss nicht dankbar. Da sie ihren eigenen Schmerz jedoch zu genau kennt, kann sie ihrer Mutter die Bitte nicht abschlagen, und so leben sie fortan zusammen.
Yotchan erlebt eine Wendung bei ihrer Mutter mit; die sonst klassisch und elegant gekleidete Frau passt sich in einer lässigen Weise an das junge Lebensgefühl im Szenestadtteil an. In Jeans und Shirt durchstreift sie auf Spaziergängen das Viertel, liest viele Bücher und versucht ihrer Tochter kein Klotz am Bein zu sein. Yotchan geht ungehindert weiter mit Elan ihrer Arbeit im Bistro nach, wo sie Aratani kennenlernt, mit dem sie sich gut versteht und ab und zu etwas zusammen unternimmt.
So versuchen sie ihren Verlust zu bewältigen, jede der beiden Frauen auf ihre eigene Weise und in gewisser Weise sind trotz allen Raumes, den sie sich gegenseitig geben, beide füreinander da. Auch gehen beide trotz ihrer familien und räumlichen Zusammengehörigkeit eigene Wege. Sie nabeln sich symbiotisch voneinander ab, so wie man sich nach einer Umarmung unter Tränen auch wieder voneinander löst, wenn man sich besonnen hat.

Banana Yoshimoto hat mit „Moshi Moshi“ ein Buch geschrieben, das einen Weg erwachsen zu werden aufzeigt. Es steckt gleichzeitig Traurigkeit und Leben darin und immer wieder Gedanken über das Leben und sein Ende, mithilfe derer sie die Protagonistin ihre Trauer und das Verhältnis zu ihrem Vater aufarbeiten lässt.
Ich lese sehr gerne Romane von japanischen Autoren, nach diesem ersten Buch von Yoshimoto kann ich jedoch noch keinen wirklichen Vergleich zu anderen japanischen Schriftstellern ziehen. Die Sprache des Romans ist bildlich, klar und warm wie ich es bisher gewohnt bin, geht dabei aber nicht in eine Richtung wie ich sie bisher kenne. Es ist sehr erfrischend mit dieser Autorin eine neue Ecke der japanischen Literatur erkundet zu haben!

Veröffentlicht am 07.06.2017

Unaufgeregt, sanft und leise wird hier nach einem Schicksalsschlag ein Abschluss gesucht.

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„Moshi Moshi“ ist mein erster (und definitiv nicht letzter!) Roman von der beliebten Autorin Banana Yoshimoto, deren Werke mir auf Social Media Kanälen immer wieder ins Blickfeld gerutscht sind. „Gefühlvoll“, ...

„Moshi Moshi“ ist mein erster (und definitiv nicht letzter!) Roman von der beliebten Autorin Banana Yoshimoto, deren Werke mir auf Social Media Kanälen immer wieder ins Blickfeld gerutscht sind. „Gefühlvoll“, „sanft“, „unaufgeregt“ waren die Verben, die im Zusammenhang mit ihren Büchern immer wieder genannt wurden. Das hat meine Neugier geweckt und so zog dieses Büchlein bei mir ein. „Moshi Moshi“ erzählt die Geschichte der jungen Yotchan und ihrer Mutter, die nach dem Tod ihres Vaters bzw. Mannes versuchen, mit der Welt klar zu kommen, sich langsam wieder ins Leben herantasten und vor allem auf der Suche nach „closure“ sind, einem Abschluss, der sie den schweren Schicksalsschlag überwinden lässt. Doch nicht nur um Tod und Trauer geht es hier, sondern auch kulinarische Abenteuer spielen eine Rolle, genauso wie das Erwachsenwerden Yotchans. Um die Liebe, um das Leben selbst, um den Sinn und die Bedeutung der Handlungen jedes einzelnen Menschens.

"Trotzdem ging der Alltag irgendwie weiter. Ich fand es seltsam, wie äußerlich normal ich beim Spaziergehen wirken musste, ich unterschied mich in nichts von den anderen Menschen, die mir unterwegs begegneten. Obwohl es in meinem Inneren brodelte, sah mein Spiegelbild in den Schaufensterscheiben aus wie immer."

Banana Yoshimoto schafft mit „Moshi Moshi“ einen wunderschönen und unaufgeregten Roman über das Leben nach einem Schicksalsschlag. In einer leisen, fast schon poetischen Sprache erzählt sie, wie die 20-jährigem Yotchan trotz ihres Kummers beginnt, sich ein neues Leben aufzubauen – weg von daheim in einer kleinen Wohnung beginnt sie, in einem Restaurant zu arbeiten. Eines Tages steht jedoch ihre Mutter vor der Tür und beschließt, eine Zeit lang bei ihr zu wohnen, da sie es in dem alten Haus voller Erinnerungen nicht mehr aushält. Die beiden raufen sich trotz der Enge zusammen, unterstützen sich gegenseitig beim Trauern und gewinnen durch kulinarische Köstlichkeiten langsam die Lust am Leben wieder.

"Wie Efeu waren Lust und Hässlichkeit, Erbärmlichkeit und Liebe, Schönheit, Lachen und Überfluss miteinander verflochten. Auch wenn man es mit einem Beil zerschlüge oder verbrennen würde: Man konnte den Menschen die Landschaft in ihrem Innern und ihre gelebte, im Herzen aufbewahrte Zeit nicht nehmen. Niemand konnte das antasten. Auch mein Vater war durch mich ein Teil des Ganzen."

Die vollstöndige Rezension findet ihr auf meinem Blog: http://killmonotony.wordpress.com