Inhalt:
Seit Jahrzehnten ist Cavendon Hall das Zuhause zweier Familien: der aristokratischen Inghams und der Swanns, die ihnen dienen. Sie leben Seite an Seite auf dem Anwesen in Yorkshire und sind verbunden durch Liebe, Freundschaft und Intrigen. Charles Ingham, der Sechste Earl, lebt mit seiner Frau Felicity und seinen sechs Kindern in dem imposanten Herrenhaus. Lady Daphne, die schönste seiner Töchter, steht kurz davor, am Hof eingeführt zu werden. Das Leben der Inghams scheint perfekt. Doch ein verheerendes Ereignis zerstört all ihre Träume. Und nicht nur das: Der bevorstehende Erste Weltkrieg bedroht die Existenz der Bewohner von Cavendon Hall. Loyalitäten stehen auf dem Prüfstand und Verrat greift tief ins Leben ein. In dieser Zeit der Unsicherheit ist nur eines sicher: Die beiden Familien werden nie wieder die alten sein. Cavendon Hall, die epische Saga über Geheimnisse, Liebe, Ehre und Verrat zeigt Barbara Taylor Bradford in ihrer besten Form und fesselt bis zur letzten Seite.
Cover:
Das Cover macht auf den erste Blick einen sehr stimmigen, angenehmen Eindruck. Die herbstlichen Bäume (die Allee) und die braun auslaufenden Ecken geben dem Cover einen Rahmen. Auch die gedruckte Strukturierung des Hintergrundes, die wohl an Papier erinnern soll, ist sehr gelungen und passt zu dem historischen Thema des Romans. Der Schriftzug des Titel zieht Aufmerksamkeit auf sich und ist in jedem Falle eine sehr gute Wahl. An sich wurde auch der goldene Schnitt eingehalten (1:3), jedoch merkt man noch etwas, dass die gute Dame auf dem Cover hineingeschnitten wurde. Um sie herum wurde etwas zu sehr aufgehellt, die Lichtverhältnisse stimmen nicht ganz mit der Umgebung überein und sie ist auch etwas "schärfer". Des weiteren klebt der "Zeiten des Verrats"-Schriftzug ziemlich nah an ihrem Kopf. Ansonsten ist das Cover jedoch gelungen (besonders gefällt mir der kleine Vogelschwarm), wenn auch sehr typisch für dieses Genre. Der Stil wurde, im Zusammenhang mit den vorangegangenen Bänden, weitergeführt.
Meine Meinung:
Der historische Roman von Barbara Taylor Bradford könnte in gebundener Ausgabe wohl gut als Buchstopper herhalten. Er hat circa 550 Seiten und gehört damit nicht zu den schnell durchgelesenen Fließbandgeschichten. Insgesamt besteht der Roman aus fünf Teilen: 1. Die Schönen Mädchen von Cavendon, 2. Der letzte Sommer, 3. Eisblumen auf der Fensterscheibe, 4. Strom von Blut und 5. Eine Frage der Wahl. Dem voran geht allerdings ein mehrfach unterteiltes Personenverzeichnis, das alle in dem Roman vorkommenden Personen zuordnet. Das ist natürlich sehr hilfreich, wenn man keine anderen Bücher der Reihe gelesen hat. Als Erstleser verschreckt es jedoch ganz schön. Ein Roman lebt von seinen Charakteren und Cavandon Hall hat viele davon.
Die Kapitel sind aus der Sicht unterschiedlicher Charaktere geschrieben und geben somit tiefen Einblick in deren Gefühls- und Gedankenwelt. Jedoch kann es zu Verwirrungen führen, wenn dies nicht in einem gleichmäßigen Rhythmus geschieht und im ersten Moment unklar ist, wer nun der erlebende Protagonist ist. Es gibt nicht den Einen Protagonisten, eher gehören alle zusammen. Jedoch sind sie sehr divers voneinander, wodurch Bradford eine große Palette an Eigenschaften und Typen bietet.
Nicht nur die diversen Charaktere sind phänomenal detailliert beschrieben und geschrieben, sondern auch die Handlungsorte, Natur und die Handlungszeit. Insgesamt ist Bradfords Schreibstil sehr geübt und der Text flüssig lesbar.
Der Plot erstreckt sich über mehrere Jahre, was auch die Fülle an Seiten erklärt und die Unterteilung in verschiedene Teile. So sind in dem Roman quasi mehrere Geschichten zusammengefasst. Dadurch erlebt der Leser verschiedene Lebensabschnitte der Charaktere und man fühlt sich mehr eingebunden und der Roman an sich ist realistischer. Auch die Einbindung historischer Ereignisse, wie etwa der erste Weltkrieg, und die Verknüpfung der von Bradfords erschaffener Familie und Welt verhelfen zu einem realistischerem Lesegefühl. Persönlich empfinde ich das gekonnte Einbringen von historischen Fakten als eine Kunst für sich und dem Gesamtwerk immer sehr zuträglich. Bradford gelingt jedoch die nötige Komplexität der Charaktere und des Plots, die für dieses Genre sehr wichtig ist.
Inhaltlich werden viele verschiedene Themen beleuchtet: von Liebe, bis Freundschaft und Verlust ist alles dabei. Feinschaft zwischen Familien, Geheimnisse die ans Tageslicht kommen und politische und wirtschaftliche Situation der Zeit.
Cavendon Hall ist von meiner Seite her für alle Historical-Fiction-Liebhaber ein muss und sehr zu empfehlen. Natürlich kommt es sehr auf die Präferenzen des jeweiligen Leser an, ob er mit diesem Statement mitgeht, aber an sich gibt es, bis auf die verwirrenden Perspektivenwechsel, keine (oder nur kleine) Minuspunkte. Deshalb vergebe ich fünf von fünf Punkten!