Der Schein trügt
Als ich das Buch zuerst in der Hand hielt, war ich skeptisch. Das Cover erschien mir langweilig und die ersten Sätze nicht besonders aufregend. Ehrlich gesagt hat sich dieser erste Eindruck auch während ...
Als ich das Buch zuerst in der Hand hielt, war ich skeptisch. Das Cover erschien mir langweilig und die ersten Sätze nicht besonders aufregend. Ehrlich gesagt hat sich dieser erste Eindruck auch während des gesamten Lesens nicht geändert. Der Schreibstil ist alltäglich und die Figuren auch nichts besonderes. Aber ehrlich gesagt ist das etwas gutes, was eigentlich sehr überraschend ist, denn wer braucht schon Charaktere, die nichts besonderes sind?
Die Antwort ist ganz simpel: Dieses Buch. Denn meiner Meinung nach soll es genau das zeigen. Es kann uns alle treffen.
Anna wird vergewaltigt - oder auch nicht.
Jonas hatte Annas Einverständnis - oder auch nicht. Anna hat bloß zu viel getrunken - oder auch nicht.
Die soziale Ausgrenzung Jonas' ist berechtigt - oder auch nicht.
Wir als Leser*innen wissen das nicht. Wir werden es wohl auch nie erfahren, denn die Autorin hat es geschickt geschafft, uns Teil der Umgebung von Anna und Jonas werden zu lassen. Mit ihren Freunden und Bekannten rätseln wir, was wahr ist und was nicht, aber wirklich sicher sind wir uns bis zum Schluss nicht.
An manchen Stellen sind der Schreibstil und der Satzbau jedoch sehr repetitiv, was man zwar auch auf die Alltäglichkeit schieben kann, aber mich eher gestört hat. Nichtsdestotrotz kann man dieses Buch sehr gut lesen und vor allem wirklich gut diskutieren. Eine klare Empfehlung von mir!