Eine seltene Gabe und eine spannende Lebensgeschichte
„Die Druidin“ erzählt die bewegende und erstaunliche Geschichte der jungen Talia im Jahre 120 v. Christus im heutigen Süddeutschland. Aufgewachsen bei der Hebamme Vebromara, die ihr nach der Geburt das ...
„Die Druidin“ erzählt die bewegende und erstaunliche Geschichte der jungen Talia im Jahre 120 v. Christus im heutigen Süddeutschland. Aufgewachsen bei der Hebamme Vebromara, die ihr nach der Geburt das Leben gerettet hat, wächst sie unter dem Einfluss des mächtigen Druiden Ientus auf. Talia verfügt über eine seltene, wie auch unheimliche Gabe: sie kann Seelen sehen. Ientus fürchtet auf der einen Seite um seine Macht in der Bevölkerung, will aber gleichzeitig ganz berechnend, Talias Gabe für sich nutzen. Nach dem Tod ihrer Ziehmutter Vebromara flieht Talia zu ihrem Vater Caran, dem mächtigen und angesehenen Herrn von Alte-Stadt. Ohne dass er es auch nur ahnt, nimmt er seine Tochter in seinem Haushalt auf. Während Carans Schwester Roueca, Ientus und der machtbesessene Dago gegen Talia intrigieren, findet sie in Carans Krieger Atharic vom Rabenvolk einen wertvollen Freund. Dann spitzt sich nicht nur für Talia die Lage in Alte-Stadt zu.
Die Geschichte um Talia, die Seelenwächterin, hat mich sehr begeistert und berührt. Die Beschreibung der Umgebung und der Menschen ist so anschaulich, dass ich sie mir gut vorstellen konnte. Sie wurden lebendig mit jedem Wort und jeder detailreichen Beschreibung der Landschaften und Städte. Besonders interessant fand ich die vielen Informationen über das Leben der Menschen zu jener Zeit, die Verbrennung der Toten, ihr Glaube an das Kleine Volk, das filigrane Machtgefüge und vieles mehr. Die unterschiedlichen Charaktere sind sehr glaubhaft und bildlich beschrieben, so dass ihre Handlungen stets zu ihnen passen. Die Entwicklung von Talia ist sehr emotional und aufwühlend angelegt, so dass auch die Furcht vor ihrer Gabe eine wichtige Rolle spielt. Wie unterschiedlich die Menschen auf eine Frau mit Talias Fähigkeiten reagieren, ist hervorragend dargestellt und zeigt, welche Ängste und Hoffnungen die Völker mit ihren Druiden oder Weisen verbanden. Die geschickt gewählten Perspektivenwechsel geben dem Leser stets einen kleinen Einblick in die Geschehnisse, ohne dabei zu viel zu verraten. Das hat mir sehr gut gefallen und mich stets beim Lesen vorangetrieben. Einzig die Länge der Kapitel könnten etwas gekürzt werden. Tun aber dem Lesevergnügen keinen Abbruch.
Am Ende des Buches finden sich eine Personenliste und Informationen zu den wichtigsten Orten und Völkern dieser Zeit. Das half mir sehr, den Überblick über die unterschiedlichen Völker und handelnden Personen zu behalten. Zudem war die Geschichte dermaßen spannend, dass ich das Buch nur ungern zur Seite legen wollte und über kleine Verwirrungen hinweggelesen habe. Die Verwirrung ist in den örtlichen Gegebenheiten und der unterschiedlichen Machtkämpfen begründet und hat nichts mit der schlüssigen, spannenden Handlung an sich zu tun.
"Die Druidin" hat mich so sehr begeistert, dass ich mich sofort für die Fortsetzung "Die Tochter der Druidin" beworben und diese auch gewonnen habe.