Eine Hommage an die Pionierin der Hirnforschung
Cécile Vogt (1875-1962) gilt als Pionierin der Hirnforschung. Die aus Frankreich stammende und mit Oskar Vogt verheiratete Wissenschaftlerin war ihrer Zeit voraus und mehr noch, ihre Erkenntnisse sind ...
Cécile Vogt (1875-1962) gilt als Pionierin der Hirnforschung. Die aus Frankreich stammende und mit Oskar Vogt verheiratete Wissenschaftlerin war ihrer Zeit voraus und mehr noch, ihre Erkenntnisse sind heute noch gültig.
Doch wer war diese Frau, die nur einem kleinen, elitären Kreis bekannt ist?
Als Augustine Marie Cécile Mugnier in Annecy geboren studiert sie in Paris Medizin und schließt das Studium im Jahr 1900 mit einer Arbeit über die Myelinscheide („Isolierschicht“) von Nervenzellen ab. In Deutschland werden erst ab 1909 Frauen zum Studium zugelassen.
Sie heiratet Oskar Vogt und gemeinsam forschen sie zuerst in ihrem privaten Institut, dann bauen sie das Kaiser-Wilhelm-Institut (heute Max-Planck-Institut) auf. Während Oskar Vogt bald anerkannt ist, wird Cécile immer nur als Randerscheinung, als oft unbezahlte wissenschaftliche Hilfskraft, genannt. Dabei ist sie es, die brillante Ideen in die Forschung einbringt. Immer wieder muss sie sich mit dem Vorurteil, dass „Frauen geringere geistige Fähigkeiten aufweisen als Männer, weil ihre Gehirne kleiner sind als die der Männer“ herumschlagen. Diese gehässige Herabwürdigung kann Cécile Vogt bereits 1928 wissenschaftlich widerlegen.
Das Paar hat drei Töchter, die alle in deren Fußstapfen treten und Vorreiterinnen auf dem Gebiet der Genetik, der Kinderpsychologie und der Neuropharmakologie werden.
Cécile Vogt und ihr Mann tauschen sich rege mit den Größen der damaligen Wissenschaften aus. Der Kontakt nach Russland wird ihnen nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten zum Verhängnis. Sie müssen das Kaiser-Wilhelm-Institut verlassen und gründen im Schwarzwald abermals ein privates Institut an dem sie ihre Forschungen weiterführen und zahlreichen von den Nazis verfolgten Unterschlupf gewähren.
Cécile Vogt wurde insgesamt 13 Mal für den Nobelpreis vorgeschlagen. Erhalten hat sie ihn nie.
Meine Meinung:
Birgit Kofler-Bettschart hat mit dieser Biografie einer großen Wissenschaftlerin ein würdiges Denkmal gesetzt. Cècile Vogt ist ein Opfer des, nach der US-amerikanischen Frauenrechtlerin Matilda Joslyn Gage benannten, „Matilda- Phänomens“, dass wissenschaftliche Arbeiten von Frauen häufig ihren männlichen Kollegen zugerechnet werden, besonders dann, wenn diese Kollegen ihre Ehemänner sind. Als weitere Beispiele sind hier Clara Immerwahr, Marie Curie oder Lise Meitner zu nennen.
Die Autorin hat gewissenhaft recherchiert und zitiert aus den zahlreichen erhalten gebliebenen Briefen und Schriften des Ehepaares Vogt. Zahlreiche aus den Archiven zeigen Cécile Vogt im Kreise ihrer Forscherkollegen.
Der Schreibstil ist angenehm. Medizinische Fachausdrücke müssen sein, werden aber gut erklärt.
Fazit:
Diese Biografie ist eine Hommage an eine Frau und Wissenschaftlerin, die bis heute zu Recht als Pionierin der Hirnforschung gilt. Gerne gebe ich dieser interessanten Lebens- und Schaffensgeschichte 5 Sterne.