Auf der Suche nach dem Warum – mehr als eine Familiengeschichte!
Mit diesem Buch setzt sich Birgit Rabisch in einer fiktiven Story mit der Geschichte ihrer Großmutter, die als „Schwarze Rosa“ während der Zeit der Weimarer Republik mit dem Organisator der Schwarzen Reichswehr ...
Mit diesem Buch setzt sich Birgit Rabisch in einer fiktiven Story mit der Geschichte ihrer Großmutter, die als „Schwarze Rosa“ während der Zeit der Weimarer Republik mit dem Organisator der Schwarzen Reichswehr Paul Schulz verlobt war, auseinander.
Gegliedert in einzelne Lebensabschnitte Rosa’s wird versucht rekapitulieren, wie die gesellschaftlichen Umstände sowie Erleben aus dem kleinen „Röschen“ eine so glühende Anhängerin machen konnten.
Interessiert und weltoffen, wie Rosa ist, lässt sich offensichtlich recht schnell von Männern beeindrucken – kann mit und durch sie jedoch auch eine Menge lernen. Aber leider sind die ersten Erfahrungen, die sie mit einem Mann machen muss, absolut negativ. Es ist für mich durchaus nachvollziehbar, dass sie dies auf die politische Gruppe, aus der Martin stammt, verallgemeinert und sich dem Gegenteil zuwendet.
Rosa ist dabei in ihren politischen Ansichten sehr formbar, passt sich der jeweiligen Richtung rasch an und findet darin auch ihre Erfüllung. Somit ist es für Paul ein Leichtes: Als männlicher, selbstbewusster und zuvorkommender Mann weiß er genau, wie er sie beeindrucken kann. Wie Paul wirklich ist muss Rosa letztendlich schmerzlich selbst erfahren und ich staune, dass sie aus der erfahrenen Demütigung so viel Kraft schöpft, konsequent, planvoll und berechnend in ihrer neuen Lebenssituation aufzugehen.
Das Leben ist nicht gradlinig und hält viele (falsche Wege) bereit. Aber Rosa hat daraus gelernt und kann dies ihrer Enkelin somit auf den Weg geben.
Dafür auf der falschen Seite zu stehen gibt es viele Gründe – neben der Überzeugung kann dies auch Unwissen, „Augen verschließen“ bzw. Mitläufertum sein. Es ist relativ einfach im Nachgang zu verurteilen, aber ich bin der Meinung, dass man die Beweggründe der betroffenen Personen hören sollte, bevor man sich ein endgültiges Urteil bildet. Dies sollte nicht eine pauschale Entschuldigung sein, aber mir ist es immer wichtig, nachvollziehen zu können, wie jemand handelt(e) – dies nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch in der Gegenwart. Und dies ist m.E. der Autorin mit diesem Buch recht gut gelungen.
Birgit Rabisch erlebte Rosa als liebevolle Oma und muss erschüttert gewesen sein, bruchstückhaft die „andere“ kennenzulernen. Anstatt sie nun zu strikt zu verurteilen, sucht sie in der Lebensgeschichte Rosa’s nach Hinweisen und Erklärungen. Dies ist meiner Meinung nach eine mutige Entscheidung. Und es ist daraus ein sehr lesenswertes Buch entstanden, das ich gern weiterempfehle.