Cover-Bild Nur vom Weltraum aus ist die Erde blau
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Galiani Berlin ein Imprint von Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 11.02.2021
  • ISBN: 9783869712291
Björn Stephan

Nur vom Weltraum aus ist die Erde blau

Roman

Ausgezeichnet mit dem Ulla-Hahn-Autorenpreis 2021

Von der Poesie des Plattenbaus, der ersten Liebe, weißen Zwergen und blauen Riesen: Ein Debütroman voller Einfühlungsvermögen, Witz und Melancholie

Seitdem er klar denken kann, und das ist im Sommer 1994 erst seit einigen Monaten der Fall, sammelt Sascha Labude, ein etwas verträumter 13-Jähriger, einzigartige Wörter. Wie zum Beispiel Ling, ein Wort, das aus China stammt und das Geräusch beschreibt, wenn zwei Jade-Steine aneinanderschlagen. Dabei gibt es in Klein Krebslow, der Plattenbausiedlung, in der Sascha und sein bester, klavierspielender und Elton-John-verehrender Freund Sonny aufwachsen, eigentlich nur Beton und ein paar Kiesel.

Und auch sonst ist Saschas Leben relativ ereignislos, sofern man außer Acht lässt, dass das alte Land untergegangen und Saschas Vater verstummt ist, und dass die Pawelkes, die scheußlichsten Schläger der Siedlung, im selben Aufgang wohnen wie er.

Doch dann zieht Juri nach Klein Krebslow. Ein geheimnisvolles Mädchen, das alles über die Sterne und die Entstehung des Universums zu wissen scheint. Nur wo sie selbst herkommt, darüber will sie nichts erzählen. Als Sascha und Juri zufällig beobachten wie die Pawelkes den alten Irren zusammenschlagen, einen Mann, über den viele Gerüchte durch die Siedlung geistern, beginnt für die zwei ein alles verändernder Sommer, nach dem kaum noch etwas so ist wie es einmal war.

»Mit viel Einfühlungsvermögen, Witz und Melancholie erzählt Björn Stephan in seinem Debüt von der ersten Liebe und dem Aufwachsen in den Ruinen eines verschwundenen Landes. Der Held sucht nach besonderen Worten, sein Autor hat sie immer wieder gefunden.« Benedict Wells

»Ein Buch, das es schafft, gleichzeitig zeitlos und nostalgisch zu sein. Kaum hat man sich versehen, hat es sich mit seiner zärtlichen Melancholie direkt ins Herz geschlichen.« Alina Bronsky

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.05.2021

Ein wundervoller Roman, der mich an meine Jugend erinnerte

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Zuerst muss ich meine Begeisterung für das wunderschöne Cover aussprechen. Ich finde es so schön und es ist ein richtiger Eyecatcher in meinem Bücherregal.

Genauso schön und fesselnd ist auch der Inhalt ...

Zuerst muss ich meine Begeisterung für das wunderschöne Cover aussprechen. Ich finde es so schön und es ist ein richtiger Eyecatcher in meinem Bücherregal.

Genauso schön und fesselnd ist auch der Inhalt dieses Coming-of-Age Romans. Björn Stephan ist es gelungen die Atmosphäre der damaligen Zeit, in der Nachwendezeit, einzufangen und in jede Zeile einfließen zu lassen. Ich als "Wessi" habe mich in diese Zeit zurückversetzt gefühlt. Die Geschichte hat mich an eine Zeit in meiner Jugend erinnert, an die ich schon lange nicht mehr dachte. Das war ein so tolles und beglückendes Gefühl, dass ich mich in diese Zeit zurückgesehnte.
Ich habe mich den Kids Sascha, Sonny und Juri ganz nah gefühlt und konnte ihre Ängste, Probleme und Gefühle absolut nachvollziehen und mich in sie hineinversetzen.
Diese Geschichte hätte sich überall in Deutschland genau so abspielen können und das macht sie so authentisch und echt.
Nachdem ich das Buch gelesen habe, habe ich mir auch das Hörbuch gekauft und angehört. Und auch das hat mich so begeistert. Oliver Wnuk hat es ganz wunderbar gelesen und es war mir eine Freude ihm zuzuhören.
Wie man merkt bin ich restlos begeistert von diesem tollen Roman. Egal ob in Buchform oder als Hörbuch, ich kann euch beides sehr ans Herz legen. Lasst euch in die Vergangenheit entführen und genießt es.
Ich spreche eine klare Leseempfehlung aus für diesen Buchschatz, der viel mehr Aufmerksamkeit verdient hat. Unbedingt lesen.

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Veröffentlicht am 01.04.2021

still und kraftvoll zugleich

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Zur Zeit lese ich Coming-of-Age-Romane wahnsinnig gerne. Nach Wells und Arenz jetzt Stephan. Und auch hier bin ich wieder hocherfreut. Denn der Autor findet ganz eigene Töne. Diesmal in einer Plattenbausiedlung ...

Zur Zeit lese ich Coming-of-Age-Romane wahnsinnig gerne. Nach Wells und Arenz jetzt Stephan. Und auch hier bin ich wieder hocherfreut. Denn der Autor findet ganz eigene Töne. Diesmal in einer Plattenbausiedlung Anfang der 90ger. Die Wiedervereinigung steckt allen Erwachsenen noch in den Gliedern, nichts ist so schön, wie sie es sich ausgemalt hatten. Mitten drin die neue Generation. Teenager, die Lust aufs Leben haben. Die sich nach Freiheit und dem Unbekannten sehnen. Und an den Ketten des Alten zerren. Dort trifft Sascha auf die unbändige Juri. Und während er eher der stille Kopfmensch mit der Lust an schönen Worten ist, zieht das Mädchen ihn mit in ein Abenteuer vom Erwachsenwerden und heraus aus dem Alltagstrott und der Depression des Vaters.

Ein wunderbarer Roman - kraftvoll und still zugleich. Voll schöner Sprachbilder und Menschen, die man nicht so schnell vergisst. Ich habe das Buch sehr genossen. Der tolle Titel und das Cover haben nicht zu viel versprochen.

Veröffentlicht am 11.03.2021

Coming-of-Age Roman der Nachwendezeit

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Plattenbausiedlung, Nachwendezeit – Sascha ist 13 und führt ein recht unaufgeregtes Leben. Das Aufregendste ist das morgendliche Vorbeischleichen an der Wohnungstür der gefürchteten Pawelke-Brüder, die ...

Plattenbausiedlung, Nachwendezeit – Sascha ist 13 und führt ein recht unaufgeregtes Leben. Das Aufregendste ist das morgendliche Vorbeischleichen an der Wohnungstür der gefürchteten Pawelke-Brüder, die Nachmittage mit seinem Freund Sonny und seine Sammlung außergewöhnlicher Wörter. Und dann kommt Juri in seine Klasse und die eigentliche Geschichte von „Nur vom Weltall aus ist die Erde blau“ beginnt.

Mit Juri als Neuer in der Klasse beginnt dann ein neuer Abschnitt und die Eintönigkeit von Saschas Tagen wird durchbrochen und die Geschichte nimmt Fahrt auf. Es wird nicht rasant, aber mit jeder Seite geht es mehr auf die „Monsterkatastrophe“ zu. Allerdings werde ich jetzt nichts über diese Katastrophe schreiben, denn was jetzt genau die eigentliche Katastrophe ist, muss jede:r (der Beteiligten) für sich selbst ausmachen.

Das für mich Schöne dieses Buchs ist, wie langsam und nicht langatmig oder langweilig der Autor diese Geschichte erzählt. Er fängt die feinen Nuancen der Zeit ein, obwohl er zu dem Zeitpunkt noch ein kleine Kind war und schafft es die Gefühle der Hauptpersonen so gut und vor allem dem Alter der Personen angemessen zu beschreiben. Es wirkt echt, nicht gekünstelt oder zwanghaft gewollt.

Juri ist weltraumverrückt, Sascha sammelt besondere Wörter aus verschiedenen Sprachen, Sonny möchte wie Elton John sein (er hat sogar eine Federboa), Herr Reza hat ein trauriges Geheimnis und auch die Pawelkes bestehen nicht komplett aus einer Farbe. Die Personen sind liebevoll erstellt worden. Dies und die Tatsache, dass die Geschichte nicht zu einer mit Sensationen gespickten Jugenddetektivgeschichte abdriftet, sondern bis zum Schluss ganz fein und eher sanft erzählt hat das Buch für mich zu einem Lesevergnügen gemacht und kann es deshalb nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 15.02.2021

Coming of Age im ostdeutschen Plattenbau

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Im Jahr 2019 kehrt Juri nach Klein Krebslow zurück, um die Wohnung ihrer verstorbenen Mutter aufzulösen. Dort findet die einen an sie adressierten Stapel Papier, der sie ins Jahr 1994 mitnimmt. In diesem ...

Im Jahr 2019 kehrt Juri nach Klein Krebslow zurück, um die Wohnung ihrer verstorbenen Mutter aufzulösen. Dort findet die einen an sie adressierten Stapel Papier, der sie ins Jahr 1994 mitnimmt. In diesem Jahr ist sie mit ihrer Mutter neu hergezogen, sehr zur Verwunderung ihrer Mitschüler der 7b, denn zuletzt haben immer mehr Famlien die zu DDR-Zeiten errichtete Plattenbausiedlung verlassen. Sascha hat die Geschichte aus seiner Perspektive niedergeschrieben und erzählt, wie es dazu kam, dass er sich in Juri verliebt hat. Doch vom Tag ihres Kennenlernens bis zur Monsterkatastrophe sind es nur 102 Tage...

Zu Beginn des Buches findet Juri einen dicken Stapel Papier von Sascha. Der beiliegende Brief erklärt, dass er sie im Jahr 1996, zwei Jahre nach Juris Verschwinden, aufgeschrieben hat. Einige Fotos vermitteln die Atmosphäre von Klein Krebslow, das von den Anwohnern meist nur „die Siedlung“ genannt wird und das stellvertretend für verschiedene tatsächlich existierende Plattenbausiedlungen auf dem ehemaligen Gebiet der DDR steht, deren Verfall nach der Wende begann. Dann folgt in 20 Kapiteln Saschas Geschichte. Das Wissen um Juris Verschwinden und die anstehende Monsterkatastrophe machte mich neugierig, zu erfahren, was die beiden im Sommer 1994 erlebt haben.

Zunächst lernte ich Sascha besser kennen, der mit seinen Eltern und seiner Schwester einige Jahre zuvor in die neuerrichtete Siedlung gezogen ist. Nach der Wende hat sein Vater wie viele andere Anwohner jedoch seinen Job verloren. Wie der schweigsame Mann nun Nahrungsergänzungsmittel verkauft ist Sascha schleierhaft, Gespräche mit ihm versucht er zu vermeiden. Die Siedlung wurde nach der Wende nicht wie ursprünglich geplant erweitert und immer mehr Anwohner ziehen weg. Laut Saschas Mutter, die als Lehrerin arbeitet, wohnen dort sonst nur noch Assis. Angst hat Sascha vor den Pawelke-Brüdern, die angeblich Faschos sind und die er eines Tages dabei beobachtet, wie sie einen alten Mann verprügeln.

Dieser Vorfall ist es, der Juri und Sascha näher zusammenbringt. Ihre furchtlose, blitzgescheite Art und ihr Interesse für Kosmonauten, Raketen und das Weltall fasziniert ihn. Während sein bester Freund Sonny sich in den Sommerferien zu Hause vergräbt und an seiner Musikkarriere arbeitet, verbringen die beiden immer mehr Zeit miteinander. Durch Juri sieht er Dinge aus einer anderen Perspektive und macht neue Erfahrungen. Bei ihrem Vorhaben, den Pawelkes nachzuspionieren, hat er allerdings ein ungutes Gefühl.

Die Geschichte ist sehr atmosphärisch und authentisch erzählt. Sascha als Erzähler ließ die Siedlung vor meinem inneren Auge lebendig werden und ich konnte mich gut in ihn hineinversetzen. Trotz einiger Andeutungen, was in dem Sommer alles passiert ist, erlebte ich zum Schluss noch einige Überraschungen. Neben den beiden Protagonisten ist mir besonders Herr Reza ans Herz gewachsen, den Sascha zunächst in die Schublade „alter Irrer“ einsortiert. Er erweist sich als vielschichtiger Charakter, der in seinem Leben viel mitgemacht hat und den beiden Jugendlichen mit seiner besonnenen Art und Ratschlägen zur Seite steht.

Das Debüt „Nur vom Weltraum aus ist die Erde blau“ kann nicht nur mit Titel und Cover überzeugen. Zwischen den Buchdeckeln steckt auch eine überzeugende und authentische Coming of Age Geschichte im ostdeutschen Plattenbau, die ich gerne weiterempfehle!