Ich kam zurück
„Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben.“ (Johannes 3,16)
Wenn man ...
„Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben.“ (Johannes 3,16)
Wenn man den Worten der Autorin Glauben schenken darf, waren es exakt jene Worte aus der Bibel, die das ganze Leben von Samaa Habib revolutionierten. Geboren und aufgewachsen in einer liebevollen Familie durfte das junge islamische Mädchen familiäre Geborgenheit und Bildung erfahren. Für ihren Vater Ibraheem, einem Rechtsanwalt, Doktor der Philosophie und religiösen Lehrer und Leiter des islamischen Glaubens, war die kleine Mariam als Nesthäkchen und jüngstes von zehn Kindern stets seine kleine Prinzessin. Die Mutter Sarah, eine gebildete Frau und ehemalige Englischlehrerin, vermittelte ihrer Tochter von Beginn an das Gefühl, dass diese Bildung der Weg zur Erfüllung ihrer Träume sei. Durch den Bürgerkrieg zerbricht die kleine, heile Welt der Familie in tausend Scherben, von nun an bestimmen Kälte und Hunger den Alltag. Mariam empfindet den Islam plötzlich als eine Kriegsreligion, wo der Dschihad das Töten Ungläubiger gebietet. Doch in diesem schrecklichen Bürgerkrieg töten auch Muslime ihre eigenen Glaubensgenossen, und der Weg nach draußen wird zum gefährlichen Überlebenskampf.
Die Ich-Erzählerin Bodie Thoene erzählt im vorliegenden Buch umfassend über die Kindheit der Samaa Habib, ihren Glauben und ihre Bekehrung zum Christentum. Detailliert schildert sie traumatische Erlebnisse während des Bürgerkrieges und den zahlreichen Übergriffen, speziell auf die schutzlose weibliche Bevölkerung. Durch einen Missionar, der die jungen Mädchen in Karate unterweist, hat sie erstmals Kontakt zum christlichen Glauben, kurz darauf erhält sie ihre erste Bibel, die sie wie einen kostbaren Schatz hütet und in aller Heimlichkeit liest. Mariam, die sich nach ihrer Bekehrung fortan nur noch Samaa nennt, trotzt allen Widerständen. Ihr ist bewusst, dass allein die Lektüre der Bibel ausreicht, um getötet zu werden. Der Koran vermittelt klar und ausdrücklich, dass ein Muslim, der zu einer anderen Religion konvertiert, den Tod verdient hat. Doch das Mädchen liest die Bibel der Christen nicht nur, sondern evangelisiert sogar – und zwar mitten unter überzeugten Muslimen.
Die Lektüre dieser Biografie hat mich ein wenig zwiespältig zurück gelassen. Zunächst hatte ich mir vom Buchtitel „Ich kam zurück“ einen detaillierten Bericht über eine lebensverändernde Nahtoderfahrung erwartet, die hier jedoch in nur wenigen Zeilen abgehandelt wurde. Samaa stirbt bei einer Bombenexplosion während des „verbotenen“ Gottesdienstes, begegnet Jesus, spricht mit ihm, und kehrt auf ihren eigenen Wunsch wieder zurück zu den Lebenden, um noch einige vor ihr liegende Aufgaben zu erfüllen. Abgesehen von der kleinen Enttäuschung hinsichtlich des irreführenden Titels haben mich auch andere Fakten nicht zu überzeugen vermocht. Gott bewirkt Wunder. Daran zu zweifeln, käme mir nicht in den Sinn, ganz im Gegenteil! Dass Gott jedoch bei Samaa beinahe schon unablässig Wunder bewirkt und annähernd jedes Gebet der ehemaligen Muslimin erhört wird, oder aber, dass sie selber im Gebet dazu in der Lage ist, Dämonen auszutreiben und in ihrer Gegenwart permanent Menschen geheilt werden, erschien mir dann jedoch ein wenig „zu viel des Guten“. Das laufende „in Zungen beten“ kam mir befremdlich vor, ebenso wie ihre unzähligen Visionen. Befremdlich fand ich auch die Tatsache, dass die Akkupunktur, die gemäß Internationalem Bibelstudieninstitut von nichtchristlichen religiösen Gedanken ausgeht, beinahe den Eindruck eines christlichen Allheilmittels darstellt. Zu guter Letzt war ich auch wenig vom Schreibstil eingenommen… ich empfand diesen als nicht sehr flüssig, zum Teil sprunghaft, und an manchen Stellen beinahe wie eine Nacherzählung in einem Aufsatz verfasst.
Fazit: ich möchte keinesfalls bezweifeln, dass Frau Habib durch die Kraft ihres Glaubens Wunder erleben durfte, ich kann mir jedoch beim besten Willen diese enorme Anhäufung von Visionen und Wunder nicht vorstellen. Sie hat allerdings meinen größten Respekt für ihren beispiellosen Mut und ihren selbstlosen Einsatz bei ihrer eigenen Konvertierung zum Christentum in einem rein islamischen Umfeld, sowie zur aktiven Evangelisation anderer Muslime. Ihre Lebensgeschichte ist faszinierend und veranschaulicht dem interessierten Leser unter anderem auch das Alltagsleben muslimischer Frauen.