Ein STück Zeitgeschichte
Jugoslawien war ein, nach dem Zerfall der Donaumonarchie 1918, künstlich geschaffener Staat, der bis 1945 eine Monarchie und von 1945 bis zu den Unabhängigkeitskriegen 1991 eine sozialistische, föderative ...
Jugoslawien war ein, nach dem Zerfall der Donaumonarchie 1918, künstlich geschaffener Staat, der bis 1945 eine Monarchie und von 1945 bis zu den Unabhängigkeitskriegen 1991 eine sozialistische, föderative Republik war. Lange Jahre durch die eiserne Hand von Josip Broz Tito zusammengehalten, bestand der Staat aus mehreren Teilstaaten mit unterschiedlichen Ethnien, Religionen und Schriften (Slowenien, Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro und Mazedonien sowie den zu Serbien gehörenden Provinzen Kosovo und Vojvodina).
Nach mehreren Volksabstimmungen erklären sich im Juni 1991 die Teilstaaten Slowenien und Kroatien von Jugoslawien unabhängig, was die jugoslawische Armee mit Waffengewalt verhindern will. Damit lösen sie den 10-Tage-Krieg in Slowenien und den bis 1995 dauernden Kroatien-Krieg aus. In weiterer Folge eskaliert die Lage in den übrig gebliebenen Gebieten Restjugoslawien, die offiziell bis 2008 dauern, bis auch der Kosovo seine Unabhängigkeit verkündet hat.
Soweit der kurze historische Abriss.
Nun zum Inhalt:
Bis zum Sommer 1991, unmittelbar vor ihrem 13. Geburtstag, lebt die Autorin unbeschwert inmitten ihrer Familie in Karlovac (Teilrepublik Kroatien). Dann bricht der Unabhängigkeitskrieg aus und nichts ist mehr so wie zuvor. Das bisher bekannte Leben wird völlig auf den Kopf gestellt. Soldaten patrouillieren in den Straßen und kontrollieren die Menschen. Schüsse und Raketeneinschläge tagaus tagein. Einkaufen wird zum Spießrutenlauf, die Schule fällt aus, Menschen fliehen oder werden evakuiert und viele sterben bei Gefechten.
Wir erleben gemeinsam mit der Autorin die bangen Tage und Nächte im Bunker mit. Wir zucken mit ihr zusammen, wenn in der Nähe eine Rakete einschlägt. Der Albtraum wird erst vier Jahre später, also 1995 zu Ende sein. Vier Jahre ihres Lebens, die Bojana gestohlen worden sind.
Meine Meinung:
Bojana Meandžija hat diese Ereignisse mit 16 Jahren niedergeschrieben. Sie betrachtet diese Jahre aus der Sicht der Jugendlichen, die sie damals war. Ohne zu verstehen, warum und wieso, Nachbarn aufeinander schießen, gibt sie ein authentisches Bild des Unabhängigkeitskrieges, der sich mitten in Europa ereignet hat. Als Österreicherin habe ich vor allem den 10-Tages-Krieg an der steirisch-slowenischen Grenze miterlebt.
Das Buch ist im Klagenfurter Verlag Lojze Wieser erschienen, der sich immer wieder Bücher von Autoren aus den südöstlichen Nachbarländern herausbringt.
Das Buch ist als Hardcover in gediegener Aufmachung mit einem Lesebändchen erschienen.
Fazit:
Ein authentisches Stück Zeitgeschichte, dem ich gerne 5 Sterne gebe.