Manche Kinder begleitet das Böse und die Monster des Alltags, in diesem Comic wird daraus ein mystisches und subtil gruseliges Erlebnis.
Meine Meinung
Nach ihrer ersten fantastischen Zusammenarbeit (»Die Schöne und die Biester«) legen Boris Koch und Frauke Berger mit »Das Schiff der verlorenen Kinder (1) Nr. 4213« den Grundstein zu einem ...
Meine Meinung
Nach ihrer ersten fantastischen Zusammenarbeit (»Die Schöne und die Biester«) legen Boris Koch und Frauke Berger mit »Das Schiff der verlorenen Kinder (1) Nr. 4213« den Grundstein zu einem magisch-düsteren Abenteuer in die kindliche Psyche mit subtilem Gruselfaktor.
Leo spielt Bär und wird von seinen wütenden Eltern zusammen mit seinem kleinen Bruder Felix auf ihr Zimmer geschickt. Als die Tür zugesperrt ist, geht etwas Komisches vor sich, denn ihr Fenster verwandelt sich in ein Bullauge. Die Brüder scheinen von ihrem Zuhause abgetrennt zu sein, denn als sie durch ihre Zimmertür treten, finden sie sich in einem kuriosen Schiff voller mysteriöser Türen.
Mit Messer und Zwille bewaffne gehen Leo und Felix auf Erkundungstour und stoßen auf Monster und andere Kinder, die an Bord des Schiffs ›Seelenfänger‹ zu Gast sind. Der Kapitän des Schiffs verschwand einst und ist längst in Vergessenheit geraten, aber man erzählt sich, dass er früher die ›Seelenfänger‹ durch eine Welt aus Träumen lenkte und auf der Rückseite der Wirklichkeit reiste, immer auf der Suche nach verängstigten, bedrohten, eingesperrten und verstoßenen Kindern und Jugendlichen, die er an Bord nahm.
»Das Schiff der verlorenen Kinder« zu lesen fühlt sich an, wie durch die Schranktür nach Narnia zu treten oder wie Alice durch den Kaninchenbau ins Wunderland zu fallen. Außerdem klingen Einflüsse aus ›Peter Pan‹ und der ›Rattenfänger von Hameln‹ an, und ich bin mir sicher, dass man bei mehrmaliger Lektüre noch anderes in den Bildern finden kann.
Frauke Bergers fantasievolle Illustrationen, die in magischer Kolorierung erstrahlen, lassen auch auf eine wunderschöne Welt hoffen und kommen mit wenig Text aus. Die Bildsprache ist großartig und so wird auch schnell klar, dass sich hinter dem Schiff und ihren kindlichen Passagieren eine tiefe Finsternis verbirgt, die für Gänsehaut sorgt.
Die Kinder müssen gegen ihre eigenen Monster kämpfen (die von Frauke Berger wirklich furchteinflößend in Szene gesetzt wurden) und vor allen Dingen wollen Leo und Felix herausfinden, was es mit dem Schiff eigentlich auf sich hat. Zum Ende bleiben viele Fragen offen, sodass man direkt Lust auf die Fortsetzung bekommt.
Fazit
Manche Kinder begleitet das Böse und die Monster des Alltags, in diesem Comic wird daraus eine mystisch und subtil gruseliges Erlebnis in aufregender Farbpracht.
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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 20.12.2021