Cover-Bild Kuriositäten aus der Reisetasche
25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Verlag Anton Pustet Salzburg
  • Themenbereich: Belletristik - Märchen, Mythen, Fabeln und Legenden
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 376
  • Ersterscheinung: 02.06.2022
  • ISBN: 9783702510527
Boris Sandler

Kuriositäten aus der Reisetasche

Kurzgeschichten
Fiedermutz Andrea (Übersetzer)

Eine Reisetasche voller Magie

Der international renommierte Schriftsteller Boris Sandler entführt mit seinen Erzählungen in eine vielfach vergessene Welt, deren Drehscheibe hierzulande einst Wien war: in jene der jiddischen Sprache und Kultur. Geschickt versteht er es in seinen Erzählungen, Reales und Fiktives zu verweben, Skurriles und Wehmütiges dazu zu packen, die Wärme jüdischer Familien mit der Kälte der politischen Ereignisse im Umfeld des Zweiten Weltkrieges zu mischen und sowohl dem – vom Autor selbst erlebten – sowjetischen Alltag unter Stalin als auch den Schicksalen von jüdischen Emigrant*innen in Israel und den USA nachzuspüren.

Alle Protagonist*innen bringen einen Koffer voller kurioser Erinnerungen und Magie mit: Da fährt ein ungeborenes Kind in einem Soldatenzug zur Front, um sich seinen künftigen Vater auszusuchen. Da lässt sich ein jüdischer Lausbub von einem Dieb das faszinierende Handwerk erklären. Da werden Nasen bei Nacht selbstständig, Diamanten wachsen in Kartoffelschalen und Spiegelbilder führen ein Eigenleben.

Das Glück ist oft zum Greifen nah, und wird doch nicht erkannt. Auch Erinnerungen machen glücklich, heißt es. Was aber tun, wenn man sich immer nur an einen Tag zurückerinnern kann?

Die einst dominierende Sprache der österreichischen Jüdinnen und Juden in deutscher Übersetzung
Vielschichtige Verarbeitung von Migration und Trauma

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Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.07.2022

Einblick in eine längst vergangene Welt

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Boris Sandler entführt seine Leser in eine längst versunkene Welt: in die jiddische Welt. Er ist vielen Lesern unbekannt, schreibt er doch auf jiddisch, quasi der Alltagssprache (alt)österreichischer Juden. ...

Boris Sandler entführt seine Leser in eine längst versunkene Welt: in die jiddische Welt. Er ist vielen Lesern unbekannt, schreibt er doch auf jiddisch, quasi der Alltagssprache (alt)österreichischer Juden. Die gelungene Übersetzung stammt von Andrea Fiedermutz.

Der Autor ist 1942 in Beltz, damals Bessarabien heute Moldawien, geboren und ist ein Meister der Erzählkunst. In 21 Essays blickt er in die Seele jüdischer Familien, die seit je her zum Spielball der Politik geworden sind. Dabei fördert er skurrile Geschichten, historische Fakten sowie die Traumata, die durch die Shoa entstanden sind zu Tage.

Mit der dem für das Jiddische so eigenem Humor eröffnet Boris Sandler einen interessanten, für manche Leser, neuen Blickwinkel auf die Reisen der Juden, die jene häufig nicht freiwillig unternommen haben. Selbst die Auswanderung ins Gelobte Land (Israel) oder in die USA hat sich oft zwangsläufig ergeben.

Der Schreibstil ist feinsinnig, humorvoll, mit der für das Jiddische so übliche Ironie. Ein Beispiel dafür ist jene Geschichte („Der schwarze Teller“) der Mutter des Ich-Erzählers, die sich für das „Konzert laut ihren Bestellungen“ von Radio Moskau ein jiddisches Lied wünscht. Tatsächlich wird dann das Lied „Itzig hat schon Hochzeit gehalten“ gespielt. Allerdings bleibt das nicht ohne Folge für die Bestellerin und in der Folge hat Radio Moskau nie wieder ein jiddisches Lied gespielt.

Für Leser, die sich bislang nur wenig oder gar nicht mit dem Jiddischen beschäftigt haben, finden sich Erläuterungen im Anhang.

Fazit:

Diesem Buch, das einen tiefen Einblick in eine verloren gegangene Welt eröffnet, gebe ich gerne 5 Sterne.