Interessante Darstellung mit einigen Mängeln
Bis vor einiger Zeit wurde die Erfindung der Landwirtschaft in der Regel als großartigstes Ereignis der Menschheitsgeschichte und als Ausgangspunkt für einen stetigen Aufschwung hin zu immer höher entwickelten ...
Bis vor einiger Zeit wurde die Erfindung der Landwirtschaft in der Regel als großartigstes Ereignis der Menschheitsgeschichte und als Ausgangspunkt für einen stetigen Aufschwung hin zu immer höher entwickelten Zivilisationen dargestellt, sodass man sich fragte, warum die Menschen nicht schon viel früher auf diese tolle Idee gekommen waren.
In den letzten Jahren hat diesbezüglich allerdings ein Umschwung stattgefunden. Die neolithische Revolution sowie die darauf folgende Entstehung von Städten wird nun vielfach als „Wurzel allen Übels“ gesehen, insbesondere von falscher Ernährung und diversen Krankheiten. Weshalb sich inzwischen eher die Frage stellt, wie eine derart blöde Idee sich überhaupt durchsetzen konnte.
Die Bioarchäologin Brenna Hassett beleuchtet diesen Themenkomplex hier in verschiedenen Aspekten. Sie besucht diverse Orte (insbesondere im nahen Osten, Europa und den USA), an denen sich bedeutsame Änderungen der menschlichen Lebensweise ereignet haben und beschreibt, welche Erkenntnisse sich aus den dortigen Funden gewinnen lassen. Dabei ist es immer wieder faszinierend, wie viel aus ein paar Knochen und vor allem Zähnen über die Lebens- und Sterbensumstände der damaligen Bevölkerung abgeleitet werden kann.
Die Autorin verhehlt aber auch nicht, dass die derzeitigen Methoden Schwächen haben und wir vieles noch nicht wissen.
Durch die häufigen Schauplatzwechsel wirkt die Darstellung allerdings bisweilen etwas zerfahren und es ist nicht leicht, den Überblick zu behalten.
Jedenfalls wird durch die Lektüre aber deutlich, dass der Verlauf der sogenannten neolithischen Revolution sowie auch ihre Folgen weitaus facettenreicher und komplexer waren, als häufig – insbesondere in Medienberichten (beispielsweise zum Thema „Paläo-Diät“) - angenommen wird und dass viele Fragen in diesem Zusammenhang nicht eindeutig beantwortet werden können.
Nach vielen Seiten über Krankheit, Gewalt und Ungleichheit bietet dieses Buch außerdem nichtdestotrotz zumindest einen positiv gestimmten Abschluss.
Der Inhalt ist also sehr interessant, es gibt aber doch auch zwei wesentliche Kritikpunkte:
Zum einen ist die Autorin zu sehr darum bemüht, ihren Text mit flapsigen Bemerkungen und „witzigen“ Anekdoten aufzupeppen. Vor allem die vielen eigentlich überflüssigen Fußnoten unterbrechen immer wieder der Lesefluss.
Zum anderen ist die deutsche Übersetzung ausgesprochen mangelhaft. Einige Sätze sind nicht nur grammatikalisch falsch, sondern so entstellt, dass es schwer ist, zu erkennen, was sie eigentlich aussagen sollen.