Ergreifend und dicht
Wir sitzen im Dickicht und weinenValerie ist alleinerziehende Mutter des 16-jährigen Tobi, mit dessen Wunsch, sich abzunabeln sie schwer zurecht kommt. Das Verhältnis zu ihrer eigenen Mutter Christina ist aus gutem Grund angespannt. Doch ...
Valerie ist alleinerziehende Mutter des 16-jährigen Tobi, mit dessen Wunsch, sich abzunabeln sie schwer zurecht kommt. Das Verhältnis zu ihrer eigenen Mutter Christina ist aus gutem Grund angespannt. Doch als diese an Krebs erkrankt, sieht Valerie sich dennoch gezwungen, sich um sie zu kümmern.
Aber Valerie und Christina agieren gewissermaßen nicht im luftleeren Raum. In Rückblicken werden immer wieder Schlaglichter auf die Lebenswege von Valeries Großmüttern geworfen, durch welche auch die Schicksale ihrer Töchter und Enkelinnen beeinflusst wurden.
Es ist interessant zu beobachten, wie sich die Vergangenheit auf die Gegenwart auswirkt, wie manche Themen sich durch die Generationen durchziehen, während andererseits auch jede Protagonistin mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen hat. Es geht dabei um die Stellung der Frau in der Gesellschaft, vor allem aber um die Schwierigkeiten der Mutterschaft.
Letztlich hat hier niemand eine perfekte Mutter, was natürlich die Frage aufwirft, ob es eine solche überhaupt geben kann. Allerdings ist keine der hier auftretenden, in ihren Einstellungen und ihrem Verhalten gegenüber ihren Kindern so unterschiedlichen Mutterfiguren wirklich „böse“, jede hat sympathische und weniger sympathische Eigenschaften und bei jeder konnte ich zumindest ein Stück weit nachvollziehen, warum sie so geworden ist wie sie ist.
Die Handlung ist dicht mit relativ kurzen Kapiteln. Auf insgesamt nur 200 Seiten kommt sehr viel Inhalt zusammen.
Mir war dies jedoch ein bisschen zu viel. Die Geschichte hätte mindestens die doppelte Seitenzahl benötigt, um sich richtig entfalten zu können und alle Handlungsstränge so gründlich auszuleuchten, wie sie es verdient hätten. Außerdem wären bei den in der Vergangenheit spielenden Episoden öfters konkretere Zeitangaben/ Jahreszahlen hilfreich gewesen, um die Ereignisse besser einordnen zu können.
Alles in allem dennoch eine ergreifende Lektüre, die zum Nachdenken anregt und länger nachwirkt. Es kann sich wohl jede Leserin (und sicher auch so mancher Leser) in der einen oder anderen Situation bzw in dem einen oder anderen Konflikt wiederfinden.