Eine Spurensuche
Brigid Graumann begibt sich auf Spurensuche und erzählt in diesem Buch die Geschichte ihrer jüdischen Vorfahren, die 1860 aus dem tschechischen Lomnice in die Kaiserstadt Wien gezogen sind, um dort ihr ...
Brigid Graumann begibt sich auf Spurensuche und erzählt in diesem Buch die Geschichte ihrer jüdischen Vorfahren, die 1860 aus dem tschechischen Lomnice in die Kaiserstadt Wien gezogen sind, um dort ihr Glück zu suchen. Die beiden Familien Flatter und Graumann waren Durchschnittsfamilien, weder reich noch ganz arm. Aber mit Fleiß und Durchhaltevermögen haben sie ihr Auskommen gefunden. Es gibt Handwerker und Künstler in der verzweigen Familie.
Sie lernten in Wien den Segen des Sozialistischen Wien mit seinen Kinderfreibädern und Gemeindebauten kennen. Sie fühlten sich den Sozialisten näher als der jüdischen Gemeinde. Einige Familienmitglieder waren atheistisch. Erst die Nazis haben sie zu Juden gemacht.
Einem Teil der Familie gelang die Flucht aus Wien, andere wiederum wurden in den diversen Konzentrationslagern ermordet.
Heute sind die Familienmitglieder über die ganze Welt verstreut. Ein Schicksal, das sie mit vielen jüdischen Familien teilen.
Meine Meinung:
Diese außergewöhnliche Familiengeschichte basiert auf zahlreichen Tagebüchern verschiedener Familienmitglieder. Daher gibt es divergierende Ansichten zu ein und demselben Ereignis.
Das Buch ist nicht ganz einfach, zu lesen, da die Autorin immer wieder zwischen den Personen und den Jahren hin und her springt. Hier den Überblick zu wahren, erfordert ein wenig Konzentration.
Wie ein roter Faden schlängelt sich das titelgebende „Papiertheater“ von Otto Flatter durch das Buch. Teile des selbst gebastelten Papiertheaters haben die Wirren der Flucht nahezu unbeschadet überstanden. Die Autorin berichtet, wie sie es das erste Mal gesehen hat und ein wenig enttäuscht war. Die Erzählungen der Familie haben sie etwas Pompöses erwarten lassen.
Gut gefallen hat mir die sehr persönliche Darstellung der Familien Flatter und Graumann, die durch zahlreiche private Fotos und Erinnerungen ergänzt wird. Am Ende findet sich das Personenverzeichnis mit ganz kurzen Lebensläufen („Was wurde aus ...“) sowie eine schematische Darstellung des Stammbaums der Autorin.
Das Buch ist als Hardcover mit Lesebändchen und abgerundeten Ecken im Verlag Konturen erschienen. Das Cover ziert eine Szene aus „Onkel Ottos Papiertheater“, sodass sich der Leser ein Bild davon machen kann.
Fazit:
Eine interessante Familiensaga, der ich gerne 4 Sterne gebe.