Cover-Bild Kästner, Kraftwerk, Cock Sparrer
16,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Piper
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Lyrik, Poesie
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 160
  • Ersterscheinung: 24.10.2024
  • ISBN: 9783492073257
Campino

Kästner, Kraftwerk, Cock Sparrer

Eine Liebeserklärung an die Gebrauchslyrik

Von Erich Kästner über seine »Opel-Gang« bis zu Billy Bragg – Campino spricht als Heinrich-Heine-Gastprofessor über Lyrik, das Songtexten und die Wirkung von Musik. Dabei wird er politisch und persönlich, erzählt von Düsseldorf und Kunst, vom Einfluss des englischen Punk, von deutscher Nazi-Vergangenheit und dem eigenen Älterwerden. Seine Gedanken sind ein inspirierender, leichtfüßiger Gang durch die deutsche Zeitgeschichte und die eigenen, in vierzig Jahren entstandenen Texte. Der Band enthält alle vorgetragenen Songs und Gedichte und wird ergänzt um exklusive neue Texte und Passagen.

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Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.11.2024

Gebrauchslyrik und Punk

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Manchmal genügt ein Name, um einen Hörsaal garantiert zu füllen. So auch bei Andreas Frege an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität, sehr viel besser bekannt unter dem Namen Campino. Der Sänger und ...

Manchmal genügt ein Name, um einen Hörsaal garantiert zu füllen. So auch bei Andreas Frege an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität, sehr viel besser bekannt unter dem Namen Campino. Der Sänger und Frontmann der Toten Hosen äußert sich immer wieder nicht nur auf der Bühne, sondern auf Demonstrationen oder anderen öffentlichen Auftritten pointiert zu gesellschaftlichen Themen, zu Rasssimus, Rechtsextremismus usw. Ein Hörsaal war bisher eher nicht die gewohnte Umgebung des Düsseldorfer Musikers. Entsprechend groß war die Neugier auf seine beiden Gastvorlesungen. Wer den live-Auftritt verpasst hat, kann Campinos "Liebeserklärung an die Gebrauchslyrik" nun nachlesen.

Unter dem Titel "Kästner, Kraftwerk, Cock Sparrer" zeigt sich Campino als Fan von Erich Kästners Gedichten, geht auch auf Heinrich Heine, den Namenspaten der Universität und dessen Gedichte ein, die er im Laufe der Jahre zu schätzen gelernt hat und schlägt natürlich auch den Bogen zur Musik und dem Liedertexten. Wer die Bandgeschichte der Toten Hosen bisher nicht so eng verfolgt hat, erfährt so manches über die Ursprünge der Gruppe, ihre Arbeit und ihr Engagement außerhalb der Bühne. Auch manches Persönliche wie die Beziehung zu seinen Eltern kommt in Campinos Vorlesung zur Sprache.

"Eisgekühlter Bommerlunder" und "Bis zum bitteren Ende" sind zwar nach wie vor beliebte Rausschmeißer bei Konzerten der "Hosen", aber Sauf- und Spaßlieder sind schon seit vielen Jahren nicht mehr typisch für die Band und die oft nachdenklichen Texte Campinos, die immer wieder den Finger in Wunden der gegenwärtigen Gesellschaft legen. In der ersten Gastvorlesung geht es so denn auch um die Entstehungsgeschichte von Liedern, die sich mit Verlust, Rechtsextremismus oder Missbrauch auseinandersetzen, wie "Unser Haus", "Willkommen in Deutschland" oder "Böser Wolf".

Nachdenklich ist auch die zweite Gastvorlesung, in der sich Campino mit KI auseinandersetzt und den Chancen, aber auch den Bedrohungen, die Künstliche Intelligenz für Musiker, Schauspieler oder Schriftsteller bietet. An einigen Beispielen demonstriert er, was die Programme jetzt schon können, etwa wenn die KI den Auftrag erhält, einen Liedertext zu verfassen, der die Stile von Campino, Kästner und Heine vereint. Das Ergebnis verblüfft - und wirft die Frage auf, wieviel Raum KI in der Zukunft in kreativen Prozessen einnehmen könnte -und sollte.

Nicht nur für "Hosen"-Fans viel Stoff zum Nachdenken, und die Erkenntnis: Auch im Hörsaal weiß Campino zu überzeugen.