Cover-Bild Das Tagebuch der Menschheit
18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: ROWOHLT Taschenbuch
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Soziologie und Anthropologie
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 576
  • Ersterscheinung: 17.11.2017
  • ISBN: 9783499631337
Carel van Schaik, Kai Michel

Das Tagebuch der Menschheit

Was die Bibel über unsere Evolution verrät

Gott wirft Adam und Eva aus dem Paradies, die Arche Noah übersteht die Sintflut und Jesus von Nazareth erweckt Tote zum Leben – die faszinierenden Geschichten der Bibel sind fester Bestandteil unserer Kultur. Und doch stecken sie voller Rätsel und Widersprüche, die auch jahrhundertelange theologische Kontroversen nicht lösen konnten. Der Evolutionsbiologe Carel van Schaik und der Historiker Kai Michel legen nun erstmals eine verborgene Seite der Bibel frei. Sie lesen die Heilige Schrift nicht als Wort Gottes, sondern als Tagebuch der Menschheit, das verblüffende Einblicke in die kulturelle Evolution des Homo sapiens bietet. Und plötzlich beginnen die alten Geschichten in neuem Licht zu funkeln.
Die Vertreibung aus dem Garten Eden markiert das wohl folgenreichste Ereignis der Menschheitsgeschichte: den Übergang vom Leben als Jäger und Sammler zum sesshaften Dasein mit Ackerbau und Viehzucht, das nicht nur zu Fortschritt, sondern auch zu Ungleichheit, Patriarchat und großen, anonymen Gesellschaften führte. Für die daraus resultierenden Probleme waren die Menschen aber weder biologisch noch kulturell gerüstet. Wie sie sich mühsam anpassten, wie sie versuchten, sich auf das bis dahin ungekannte Ausmaß menschlichen Leids in Gestalt von Ausbeutung, Krieg und Krankheiten einen Reim zu machen, das dokumentiert die Bibel auf erstaunliche Weise. Auch zeigt sie, woher das Bedürfnis nach Spiritualität stammt und weshalb die Menschen nicht schon immer die Angst vorm Tod umtrieb.
Die Autoren nehmen uns mit auf eine Reise voller Überraschungen, die von Eden über den Exodus aus Ägypten bis nach Golgatha und zur Apokalypse führt. Dabei eröffnet sich eine neue Perspektive auf die kulturelle Evolution des Menschen und der Religion. Wir begreifen, warum viele der biblischen Probleme uns bis zum heutigen Tage beschäftigen und warum nicht wenige von uns eine Sehnsucht nach dem Paradies verspüren. Die Bibel ist tatsächlich das Buch der Bücher. Sie geht uns selbst dann etwas an, wenn wir gar nicht an Gott glauben.


«Ein unglaublich aktuelles Buch, das tiefe Einblicke in die Rolle bietet, welche die Religion bei der Aufrechterhaltung traditioneller Geschlechterrollen und Machtstrukturen spielt.»
Sarah Blaffer Hrdy, Anthropologin und Autorin von «Mutter Natur: Die weibliche Seite der Evolution»

«Ein großes und großartiges Buch - voll überraschender, faszinierender, wichtiger und zum Nachdenken anregender Gedanken.»
Jared Diamond, Pulitzer-Preisträger

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Veröffentlicht am 12.07.2017

Die Hintergründe der Bibel

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Auf die Frage, was die Bibel uns heutzutage noch zu sagen hat, geben mehr und mehr Leute die Antwort „Nichts“, während andere immer noch darauf bestehen, dass es sich dabei um eine getreuliche Schilderung ...

Auf die Frage, was die Bibel uns heutzutage noch zu sagen hat, geben mehr und mehr Leute die Antwort „Nichts“, während andere immer noch darauf bestehen, dass es sich dabei um eine getreuliche Schilderung der Realität handelt.
Der Anthropologe Carel van Schaik und der Historiker Kai Michel verfolgen hier einen ganz anderen Ansatz. Sie fragen nicht nach der theologischen Wahrheit, sondern betrachten sie als Möglichkeit, einen Blick auf die kulturelle Evolution der Menschheit zu werfen.

Sie stellen die These auf, dass die Bibel die Schwierigkeiten wiederspiegle, welche sich aus der neolithischen Revolution ergaben.
Tiefgreifende Wandlungen der sozialen Strukturen, nie dagewesene Krankheitsepidemien oder das Aufkommen von Despoten mit ungeheurer Machtfülle seien einige der Folgen gewesen, weshalb wir heute in einer Welt leben, für die wir nicht geschaffen sind. So soll etwa die Vertreibung aus dem Paradies gerade diesen Übergang zur Sesshaftigkeit symbolisieren, die Definition dessen, was als „unrein“ gilt, die Ausbreitung von Krankheiten eindämmen oder die Geschichten der Patriarchen Probleme bei der Erbfolge aufzeigen.
Vor allem die Niederschrift des alten Testaments zog sich über viele Jahrhunderte hin und zahlreiche ihrer Elemente dürften auf weitaus ältere mündliche Überlieferungen zurückgehen. Die Verfasser der Bibel rangen dabei immer wieder darum, althergebrachte Denkmuster mit neuen Entwicklungen in Einklang zu bringen, was dazu führte, dass viele Glaubensinhalte und insbesondere auch das Bild Gottes einer Reihe von Änderungen unterworfen waren.

Die Autoren folgen der Chronologie der Bibel (wobei der Schwerpunkt auf dem alten Testament liegt), beschreiben deren wichtigste Episoden und stellen ihre Interpretationen vor. Es gelingt ihnen dabei sehr gut, ihre Theorien plausibel zu machen.
Daneben fließen auch viele interessante Informationen beispielswiese zu historischen Entwicklungslinien oder zur psychischen Ausstattung des Homo sapiens ein.

Einige Aussagen werden allerdings ziemlich oft wiederholt, an manchen Stellen hätte man sich kürzer fassen können. Auch wirkte Einiges doch sehr spekulativ und ich hatte den Eindruck, dass das Leben der Jäger und Sammler etwas zu idyllisch geschildert wird.

Nichtsdestotrotz ist dieses Buch absolut lesenswert. Auch wenn sicher nicht alle Experten jedem Detail zustimmen werden, bietet es doch eine Reihe faszinierender Überlegungen. Vieles, was an der Bibel aus heutiger Sicht unlogisch oder widersprüchlich erscheint, wird dadurch besser verständlich.