Schattentiger
Levi will überhaupt nicht, dass seine Mutter tot ist. Das macht sie aber auch nicht wieder lebendig. Levi will weder zur Beerdigung, noch will er die Sachen anziehen, die sein Vater ihm bereitgelegt hat, ...
Levi will überhaupt nicht, dass seine Mutter tot ist. Das macht sie aber auch nicht wieder lebendig. Levi will weder zur Beerdigung, noch will er die Sachen anziehen, die sein Vater ihm bereitgelegt hat, Levi will nich, dass seine Mutter beerdigt wird. Levi klaut die Urne und haut ab. So hat seine Mutter zumindest eine ungewöhnliche Trauerfeier. Der 11jährige Levi muss es ertragen, seine Mutter verloren zu haben. Sein häufig abwesender Vater ist keine große Hilfe. Mehr Hoffnung setzt der Junge da auf Vincent, der im selben Haus wohnt oder Kolja, der einen Kiosk betreibt und eigentlich Fotograph ist.
Mit diesem Debüt ist die Autorin für den Aspekte Literaturpreis nominiert und das wohl zurecht. Mit großem Einfühlungsvermögen versetzt sie sich in Levis Welt, die in Trümmern liegt. Ebenso unerträglich wie es für Eltern ist, ihre Kinder zu verlieren, so unerträglich ist es auch für kleine Kinder und Jugendliche ihre Eltern zu verlieren. Aus den Erinnerungen Levis, seinen Gesprächen mit Vincent und Kolja und seinem Misstrauen dem Vater gegenüber entspinnt sich eine Geschichte, die einem die Haare zu Berge stehen lässt. Jeder hat seine eigenen Probleme und Levi hat es besonders arg getroffen. Niemand ist da, an den er sich lehnen kann. Die sehr indirekte Entwicklung des Geschehens verleiht der Story tatsächlich einen besonderen Reiz. Als Leser fühlt man sich in seinem Innersten angesprochen von diesem Jungen, der Unerträgliches ertragen musste. Levi ist mit einer Wirklichkeit konfrontiert, die für ihn kaum zu fassen ist, die er aber nicht ändern kann. In diesem tollen Roman wird ein Junge viel zu früh in die Welt der Erwachsenen gestoßen. Mit beinahe detektivischen Geschick versucht er, sich selbst die Fragen zu beantworten, die sich nach diesem großen Verlust stellen.
Ein toller Debütroman, der einen etwas überrollt und in weiten Teilen sehr berührt. Die Stimmung des Buches ist ausgesprochen gut eingefangen durch die Leserin des Hörbuchs Jasna Fritzi Bauer.