Ein "Muss" für Leser von "Töchter einer neuen Zeit"
„Zeiten des Aufbruchs“ ist der zweite Teil einer Trilogie von Carmen Korn über vier in Hamburg lebenden Frauen, die deren Leben über einen Zeitraum von mehr als achtzig Jahren hinweg erzählt. Diesmal umfasst ...
„Zeiten des Aufbruchs“ ist der zweite Teil einer Trilogie von Carmen Korn über vier in Hamburg lebenden Frauen, die deren Leben über einen Zeitraum von mehr als achtzig Jahren hinweg erzählt. Diesmal umfasst die Geschichte die Zeit von März 1949 bis November 1969 und schließt damit unmittelbar an das Ende des ersten Bands an. Die Mode der jungen Frauen auf dem Cover des Buchumschlags nahm mich bereits vor dem Lesen in die beschriebene Zeit mit. Bevor die Romanhandlung weitergeführt wird, konnte ich anhand eines vorgeschalteten Personenverzeichnisses mit den Hauptfiguren nochmals in kürzester Form das Geschehen des ersten Bands Revue passieren lassen.
Im Frühjahr 1949 ist Henny, inzwischen 48 Jahre alt, noch immer mit dem Arzt Theo Unger liiert. Schmerzlich vermisst Henny ihre Freundin Käthe, von der sie glaubt, dass sie sie vor einiger Zeit in der Straßenbahn gesehen hat. Derweil hält Käthe sich von ihrer früheren Umgebung fern, weil sie die aktuellen Verhältnisse dort nicht kennt und glaubt, dass Henny darüber Bescheid weiß, wer sie und ihre Mutter in Kriegstagen denunziert hat. Hennys Schwägerin Lina lebt glücklich mit ihrer Partnerin Louise zusammen. Die beiden betreiben eine Buchhandlung. Auch die vierte im Bunde der Freundinnen, Ida, hat ihr Glück gefunden. Sie ist mit Tian Yan, einem Chinesen, der in Hamburg ein Kaffeekontor leitet, verheiratet und hat mit ihm eine gemeinsame Tochter.
Der Wiedereinstieg in die kontinuierlich fortschreitende Geschichte gelingt leicht. Immer wieder lässt Carmen Korn ihre Figuren nochmal auf vergangene Ereignisse zurückblicken, so dass auch Leser, die den ersten Teil der Trilogie nicht kennen, der Handlung folgen können. Jedes Kapitel ist mit der Zeit überschrieben, in der es spielt. Das Geschehen springt auch diesmal wieder nach kurz beschriebenen Erlebnissen von einer Freundin zur Nächsten oder zu einem ihrer Angehörigen. Der Nachwuchs der Freundinnen rückt zunehmend in den Fokus. Neben dem sehr gut recherchierten geschichtlichen Hintergrund baut die Autorin viel Musik, Kunst, Film und Literatur in ihre Erzählung ein. Es wird geheiratet, geboren und gestorben als Abbild des normalen Lebens vieler Hamburger. Wie bei einem Kaleidoskop unter ständigem Drehen laufen die Szenen der Jahre vorbei, unaufhaltsam vergeht die Zeit und lässt die Freundinnen, die alle ihren Lebensmittelpunkt gefunden haben, zunehmend älter werden.
Es ist bewegend zu verfolgen, wie Hamburg aus den Trümmern neu entsteht. Daneben bekommt der Rundfunk durch neue Musikstile mehr Abwechslung und der Fernseher hält Einzug in die deutschen Haushalte. Carmen Korn thematisiert in diesem Buch auch, welche Probleme sich dadurch ergeben in der Öffentlichkeit zu stehen, bedingt durch das neue Medium.
Wer „Töchter der Zeit“ und den damit verbundenen ganz besonderen Schreibstil der Autorin gemocht hat, der wird auch „Zeiten des Aufbruchs“ gerne lesen. Ich war neugierig darauf, wie sich die Lebenswege der Freundinnen weiter gestalten und freue mich jetzt auf den abschließenden dritten Band.