Ein sehr heiterer und beschwingter, christlicher Wild West Historical, der Gute Laune versprüht!
Ellie arbeitet als persönliche Assistentin einer Schauspielerin am Theater und als diese ein lukratives Angebot aus Europa erhält, glaubt Ellie ganz fest daran, dass auch sie mit nach Europa gehen darf. ...
Ellie arbeitet als persönliche Assistentin einer Schauspielerin am Theater und als diese ein lukratives Angebot aus Europa erhält, glaubt Ellie ganz fest daran, dass auch sie mit nach Europa gehen darf. Doch die leichtfertige Schauspielerin lässt sie stattdessen sitzen; schenkt ihr lediglich aus Mildtätigkeit eine alte Kiste mit Theaterkostümen und so ist Ellie von einem auf den anderen Tag arbeitslos.
Doch sie hadert nicht lange mit ihrem Schicksal. Als sie zufällig ein Gespräch zwischen zwei Männern belauscht, die eine Detektei betreiben und händeringend nach einer Detektivin suchen die in Arizona einen Fall von Silberdiebstahl aufklären soll, versucht Ellie die beiden davon zu überzeugen, dass sie die richtige Frau für diesen Job ist. Erst als sie sich den beiden auch noch in Kostümierung zeigt; schließlich sucht die Detektei eine ältere Frau und keine junge Dame wie es Ellie nun mal ist, geht Ellies Plan auf.
Zusammen mit einer Kollegin, die ihre junge und attraktive Nichte verkörpern muss, soll sie mit dem Zug direkt nach Pickford/Arizona reisen. Aber am Bahnhof wird Ellie mitgeteilt, dass die Kollegin keinesfalls mit von der Partie sein wird, da diese ihren Job wegen eines angenommenen Heiratsantrags an den Nagel gehängt hat. Guter Rat ist teuer! Da Ellie sich aber sehr gut vorstellen kann dass ihre Chefs von der Pinkerton-Detektei sie zurückrufen werden, sollten sie erfahren dass Ellie allein auf sich gestellt ist, reist sie heimlich und völlig allein nach Arizona und beginnt in Pickford eine Doppelrolle zu spielen. Tagsüber ist sie die betagte aber rüstige und neugierige Witwe Lavinia, und gegen Abend verdreht sie die Köpfe aller Männer des Ortes als attraktive Jessie.
Als Ellie einen ihrer Auftraggeber kennen lernt, beginnt ihr Herz sogleich schneller zu schlagen, denn der Silberminenbesitzer Steven ist ein attraktiver Mann. Leider darf sie sich ihm lediglich in Kostümierung zeigen, denn nicht einmal er darf erfahren, dass sie zur Pinkerton-Detektei gehört. Während Ellies Aufenthalt in dem beschaulichen Örtchen, kommt es dann allerdings immer wieder zu gefährlichen Situationen. Hat bereits jemand von den Silberminenräubern Ellies Maskerade durchschaut?
Auf Carol Cox’s christlichen Historical bin ich völlig zufällig gestoßen, als mir zunächst das sehr geschmackvolle Cover ins Auge fiel. Da historische Liebesromane die im Wilden Westen spielen leider eher Mangelware in deutscher Übersetzung sind und mir auch der Klappentext des Romans sehr zusagte, habe ich, trotz der Tatsache dass es sich hier um eine christlichen Roman handelt, zugegriffen und war gespannt.
Ellie ist eine mutige und abenteuerlustige junge Frau, die in der Vergangenheit jedoch nicht vom Glück begünstigt war und sich deswegen von Gott abgewandt hat. Auch auf ihr, wie sie meint, eher unscheinbares Äußeres ist sie nicht unbedingt stolz. Doch als sie die Möglichkeit erhält in verschiedene Rollen zu schlüpfen, bekommt ihr Selbstbewusstsein wieder Auftrieb. Dennoch befürchtet sie, dass sich Steven, wenn er sie eines Tages ohne Kostümierung sieht, von ihr abwenden könnte, da sie glaubt, dass ihr wahres Äußeres nicht so anziehend auf ihn wirken wird.
Auch Steven glaubt dass Gott ihn verlassen haben könnte, da bereits mehrmals die Erträge aus seiner Silbermine gestohlen wurden. Er hadert mit seinem Schicksal und hofft sehr, dass die Diebe überführt werden. Als er Lavinia und Jessie kennen lernt, fühlt er sich in der Gesellschaft beider Frauen wohl, doch nur Jessie weckt in ihm großes Interesse und er verliebt sich Hals über Kopf in die impulsive Frau.
Carol Cox Schreibstil kann man meiner Meinung nach ein wenig mit dem von Deborah Martin vergleichen. Nicht nur die beschwingte Leichtigkeit des Erzählens hat mich ans Buch fesseln können; auch die amüsante Story an sich hat mir oftmals beim Lesen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Ebenfalls gut gefallen hat mir der Umgang der Dörfler mit Ellie/Lavinia/Jessie und die Art wie die Autorin ihren Lesern die Macken und Schrullen ihrer Nebenfiguren näherzubringen vermag und sie dennoch sympathisch erscheinen lässt.
Dadurch dass Carol Cox nebenbei noch einen interessanten Kriminalfall in ihre Story eingebaut hat, kommt zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf und besonders ab der Mitte wird es recht spannend; wenn auch in gemäßigtem Rahmen.
Während mich „Detektivin aus Leidenschaft“ aus genannten Gründen sehr fesseln konnte, hatte ich jedoch ein paar Probleme mit dem Aufbau der Liebesgeschichte. Zwar erfährt man sehr viel über Ellies Charakter, wie sie gestrickt ist, was sie antreibt und warum sie voller Selbstzweifel ist, doch leider versäumt es die Autorin ihre andere Hauptfigur, Steven, genauso vielschichtig darzustellen.
Sicherlich ist Steven ein sehr aufrechter, sympathischer Mann, keine Frage, doch ein wenig mehr Konturen hätte ich mir schon bei ihm gewünscht. Zudem verhält er sich meiner Meinung nach im Gegenzug zu Ellie lange Zeit zu passiv; ein wenig mehr auf den Leib geschriebene Abenteuerlust hätte ihn vielleicht noch interessanter erscheinen lassen. Auch verbringt Steven eigentlich viel mehr Zeit mit Lavinia als mit Jessie, ein paar tiefschürfende Gespräche mehr zwischen ihm und Jessie hätte die Liebesgeschichte noch überzeugender wirken lassen.
Die christlichen Einflüsse in diesem Roman wurden eher dezent eingestreut, so dass dieser Roman auch Leser von regulären Historicals ansprechen könnte, die ohne Liebesszenen auskommen können. Allerdings gibt es vom christlichen Standpunkt von meiner Seite aus dazu noch etwas anzumerken. Die Versuche der Autorin ihrem Roman durch diverse eingefügte Gottesdienste, Betszenarien etc. ein wenig christliche Impulse zu verleihen, fand ich nicht ganz so geglückt, da sie zum einen nach meinem Empfinden ein wenig lieblos in die Story eingebettet wurden und zum anderen für den Verlauf der Geschichte überhaupt keinen Zweck erfüllten. Das Heldenpaar verlässt sich in seinen Bemühungen nämlich nicht auf Gott allein, sondern versucht aktiv die momentane Lebenssituation zu verändern. Auch werden beide im Laufe des Romans nicht geläutert o.ä. sondern bleiben im Großen und Ganzen so wie sie charakterlich von jeher gestrickt sind.
Kurz gefasst: Ein sehr heiterer und beschwingter, christlicher Wild West Historical, der Gute Laune versprüht!